BRUTALITY WILL PREVAIL: Abwechslungsreicher Hardcore in „In Dark Places“
06.04.2017 | Ole Lange
Dem einen oder anderen dürfte Brutality Will Prevail vielleicht schon ein Begriff sein. Spätestens nach der Europa-Tour mit No Turning Back Anfang März haben sich die Briten in die Herzen vieler Hardcore-Fans gespielt. Mit „In Dark Places“ erscheint nun das nunmehr fünfte Studioalbum der Band. Eines kann man ohnehin schon einmal vorweg nehmen: Die Songs sorgen für große Überraschungen.
War “Suspension Of Consciousness” noch deutlich punkiger ausgelegt, setzt man auf der neuen Platte mehr auf Metal-Elemente. Im Allgemeinen ist die Grundstimmung der Platte eher ruhiger, langsamer und auch reifer, als noch die Jahre zuvor. Mit der Weiterentwicklung haben die fünf Jungs aus dem Vereinigten Königreich schon bei der ersten Single „Forever Restless“ viele Fans sehr glücklich gemacht. Mit sehr düsteren Gitarrenklängen wird „In Dark Places“ gut eingehüllt. Als eines der wenigen schnelleren Lieder findet man aber auch hier schon eine starke Kontrast-Szene. Der Hardcore auf der einen Seite und der sehr dunkle, aber melodische Metal auf der anderen. Zusammen harmonieren beide Musikrichtungen auf dem ganzen Album sehr gut zusammen.
Die Band hantiert mit einer Vielzahl an instrumentalen Mitteln und weniger mit Gesang. Sehr ironisch ist dabei, dass das ausgerechnet beim Song „Death Sings Me To Sleep“ stark auffällt. Es fühlt sich an, als würde die Musik einen auf einem sehr schweren Weg begleiten und man wandert langsam neben dem personifizierten Tod. Es gibt viele Schlenker innerhalb des Liedes, die gesamte Härte dieses Pfades wird dabei sehr deutlich. Allgemein spiegelt das Album eine sehr dunkle Sichtweise auf das Leben wieder. Gar mystisch scheint hierbei, dass beim Anhören nicht unbedingt eine traurige Stimmung entsteht, sondern viel eher ein zustimmendes Kopfnicken im Takt.
„In Dark Places“ hat sehr viel zu bieten. So ist beispielsweise „Into The Gloom“ mit eher schleierhaftem klaren Gesang bedeckt, während die Musik sich langsam aufbaut und ohne richtigen Drop mit sanften Gitarrenklängen und ruhigeren Drums den Gesang sehr passend untermalt. Im völligen Kontrast dazu steht „Perpetual Lows“. Hier ist die Grundessenz des Hardcores sehr stark zu spüren. Ein schnellerer Takt, laute Drums, sehr tiefe Gitarrenriffs und ein aggressiver Gesang – so wie man es vom letzten Tonträger gewöhnt ist.
Was Brutality Will Prevail auf gerade einmal 9 Liedern schafft, ist bemerkenswert. Jedes Lied liefert seine eigenen Schatten, dennoch vermischt sich das ganze Album miteinander. „Serpent“ als verspielter und melodisch-harter Einstieg gibt einen sehr guten Vorgeschmack auf das wieder, was bis zum Ende hin folgt. Das Ende als „Elegy“ zu bezeichnen, was so viel wie “Klagelied” bedeutet, spiegelt das Album als Resümee ebenfalls sehr gut wieder. Auch hier ist alles zu finden: Ein ruhiger, nur von einer Gitarre begleiteter Anfang endet neben dem typisch klaren Gesang in einer Flut aus feinstem Hardcore.
Brutality Will Prevail experimentieren unheimlich viel, und genau das macht „In Dark Places“ zu einem wahrlich herausstechenden Album. Purer Hardcore vereint sich hier mit Metal - eine Kombination, die selten allzu schlecht sein kann. Die Blicke auf die Welt spiegeln sich in der Musik teilweise sehr deutlich wieder, sind es doch gerade für alle schwierige Zeiten. Dennoch gibt die Musik gerade hier auch Anlass, sich für kurz aus den „dunklen Orten“ herauszudenken.
Wertung
Durch Experimentierfreudigkeit und die wirklich verschieden klingenden Songs, welche am Ende doch zusammen passen, stimmt bei dem Album sehr vieles. Das Einzige, was teilweise auf der Strecke blieb, war dann doch ein gewisser „Abgehfaktor“.
Wertung
Ordentlich abwechslungsreicher Hardcore mit einer guten Würze Metal. Insgesamt mir aber etwas zu düster, da muss ich schon im Stimmung sein, um es mir wirklich komplett anzuhören.
Ole Lange
Ole stammt aus der östlichsten Stadt Deutschlands und begeistert das Team mit seinen leichten Dialekt. Er schreibt fleissig Reviews von Hip-Hop bis Metalcore und hat hin und wieder ein Interview mit Bands.