Ein Album in den Ring zu werfen, dessen Veröffentlichung 53 Jahre zurückliegt, ist gewagt. Ich gebe es zu, "I Think, Therefore I Am" klingt ein wenig wie WDR 4 oder NDR 1 und scheint aus der Zeit gefallen. Aber den wenigsten ist bewusst, dass R. Dean Taylor einer der wenigen Weißen beim prägenden Motown-Label war. Die Lyrics des Albums sind weiterhin aktuell. Sie handeln von ökologischen Katastrophen (!), Selbstmord, unglücklicher Liebe, Verlassenheit und menschlichen Abstürzen. Das ganze verpackt in souligem, teilweise fröhlichem Singer-/Songwriter-Gewand. Selbst das Cover des Albums steht in völligem Kontrast zu diesen Texten.
Nun, was hat dieses Album mit mir zu tun? Der schottische Autor Ian Rankin hat mit dem mürrischen, unkonventionellen und doch herzensguten Inspektor Rebus eine Figur erschaffen, die mich seit 25 Romanen fesselt. Und genau dieser Inspektor hört während seiner oft kruden Fälle, die immer wieder von menschlichen Abgründen geprägt sind, sehr viel Musik. Sie hilft ihm beim Denken, beim Vergessen, dient ihm zur Warnung oder zeigt seine tiefe Melancholie. Im Roman "Ein Haus voller Lügen" summt der Protagonist das Lied "There's A Ghost In My House" des besagten Künstlers. Da ich die nerdige Angewohnheit habe, sämtliche mir unbekannten Songs, die in den Romanen erwähnt werden, anzuhören, stieß ich auf das Album "I Think, Therefore I Am". Und dann landete die Vinyl in meinem Plattenschrank. Und so bin ich nun verbunden mit dem Album und dem Roman. Das Album nicht zu mögen, wäre für mich gleichbedeutend mit der Verachtung des musikalischen Vermächtnis eines Inspektor Rebus'. Es käme einem Verrat gleich, den ich mir nicht verzeihen könnte. Ich befürchte, Rebus würde mir auch nicht verzeihen.