Interview mit Sondaschule zum kommenden Album "Schere, Stein, Papier"
30.06.2017 | Moritz Zelkowicz
Tourdates
Habt ihr irgendwas gegen was gegen Aldi?
Nee überhaupt nicht. Aber wir kommen aus Mühlheim an der Ruhr, wo die Gebrüder Aldi ursprünglich herkommen. Naja und ungefähr 500 Meter entfernt von dem Haus in dem ich groß geworden bin, ist das größte Aldilager Deutschlands. Vielleicht sind wir deswegen auf den Namen gekommen. Hätte natürlich auch Rewe oder Plus oder Penny sein können. Das hat jetzt keinen persönlichen Bezug.
Hamse dann einfach Pech gehabt.
Oder Glück. Also wir mögen Aldi ja sehr gerne.
Ihr habt ja ungewohnt politische Songs auf „Schere – Stein – Papier“ untergebracht. Sonst habt ihr das ja immer vermieden. Hat die Sondaschule dazugelernt?
Naja, was heißt dazugelernt, wir hatten ja vorher auch schon 'ne Meinung. Wir hatten jetzt nur nicht so den Drang das in unserer Musik unterzubringen. Ich schreib ja die Texte und für mich gab es in der Vergangenheit nicht viel Redebedarf. Im letzten Album ging es ja schon ein bisschen in eine sozialkritische Richtung, aber immer noch sehr positiv. Aber was jetzt in den letzten zwei Jahren so passiert ist, hat mich halt mal dazu bewogen das zu machen und anzusprechen. Also ich hab jetzt das Bedürfnis darüber zu reden.
Machst du dir darüber Sorgen?
Sorgen Nicht. Ich bin jetzt kein Mensch der sich den ganzen Tag Sorgen macht. Natürlich ist es nicht gut zu wissen wie es sich derzeit entwickelt. Aber es gibt genug die genauso denken wie ich und deswegen brauch ich mir da keine Sorgen zu machen. Und im Endeffekt werden die Menschen wieder mehr verstehen worum es geht und dann entspannt sich das auch wieder. Die Geschichte zeigt, es gab immer Konflikte und im Moment ist eigentlich eine sehr sichere Zeit. Es wird auch durch die Medien sehr viel gepusht, dass das alles so bedrohlich ist und so weiter.
Gab es denn Themen oder Dinge die du von vornherein auf das Album packen wolltest?
Das eigentlich gar nicht, denn bei mir entstehen die Songs eigentlich sehr spontan. Oft ist es auch einfach so, dass ich eine Melodie habe und dann einfach den Mund aufmache und guck was raus kommt. Deswegen hatte ich eigentlich wenig Plan vor dem Album was unbedingt rauf muss. Das entsteht mehr in der Schaffensphase und am Ende hat man dann so 15-16 Songs und entscheidet sich dann für 12-13, die einigermaßen gut zusammen passen.
„Schön Kaputt“ habt ihr als Albumtitel gewählt, weil es die letzten Worte des Albums waren. Wie habt ihr dann den Titel der neuen Platte ausgewählt?
Der ist eigentlich aus dem Song „Schere – Stein - Papier“ entstanden. Also es gab diesen Song und im Endeffekt haben wir uns am Ende hingesetzt und haben uns überlegt wie das Album heißen könnte und sind dann an dem Punkt hängen geblieben. Jeder kennt dieses Spiel schon aus der Kindheit und wir selbst sind auch an einem Scheidepunkt. Die Schere zwischen Arm und Reich wird größer und wir werfen, sozusagen, den Stein zum Anstoßen und verfassen auf Papier das Manifest, das alles Ändern soll. Das war so der Grundgedanke.
Wow, das geht richtig deep.
Jaaa, manchmal sind wir auch richtig tiefsinnig.
„Schön Kaputt“ war ein DiY-Projekt, eine Vinyl-Edition war da finanziell nicht drin. Diesmal schon. Seid ihr wieder für ein Label am Start?
Ne. Wir machen alles wieder selbst, haben jetzt einen Vertriebspartner dabei, die Warner und die BMG. Die greifen uns ein bisschen unter die Arme und finden geil was wir so in den letzten Jahren allein erreicht haben und unterstützen uns da ein bisschen: Aber wir machen auch da wieder alles selbst, damit wir komplette Freiheit haben und tun können was wir möchten. Auch im Studio haben wir alles vorfinanziert, wir hatten das ganze Album schon fertig bevor wir einen Partner ins Boot geholt haben, weil letztes Mal lief das schon sehr gut, aber da wir alles selbst machen brauchen wir halt noch etwas Unterstützung. Wir sind halt erst mal 'ne Band und holen uns Unterstützung von Leuten die Bock drauf haben auf das was wir machen.
War die Vinyl ein Wunsch oder wurde euch das Angeboten?
Nein, das war ein Wunsch. Wir wollten das unbedingt machen, vor allem unser Gitarrist. Ich hab jedes Mal lange mit ihm darüber gesprochen ob wir es machen oder nicht und er hat jedes al darauf gedrängt und diesmal hat er seinen Willen bekommen. Und das ist auch völlig in Ordnung.
Eure Heimat ist euch immer schon sehr wichtig gewesen und das habt ihr in Songs immer wieder ausgedrückt. Auf der neuen Platte geht es mehr weg von zu Hause, Amsterdam, Palermo. Packt euch das Fernweh?
Also Amsterdam ist für uns im Ruhrgebiet einfach die nächstgelegene Metropole. Daher war ich in meiner Jugend schon recht oft da. Haben auch seitdem sehr viel Zeit in Holland verbracht, weil das halt direkt Urlaubsfeeling ist. Man ist weg von zu Hause und die ganze Stadt ist halt sehr entspannt. Die Uhren ticken da halt noch gefühlt etwas anders, deswegen wollte ich dieses Gefühl einfach mal festhalten in einem Song. Ich war bei einem NoFX Konzert in Amsterdam, mit Pensen von Monsters of Liedermaching und Hirsch von Montreal. Hab mit denen da das Wochenende verbracht und danach ist das Lied entstanden.
Kann man also sagen dass Amsterdam eine zweite Heimat für dich geworden ist?
Ja, eigentlich schon.
Schaffen es alle neuen Songs ins Live-Set?
Wird sich zeigen. Wir proben zur Zeit und der eine oder andere Song wird es dann vielleicht etwas schwieriger haben ins Set zu kommen, vielleicht ist es einfach ein Albumsong. Aber der Großteil sorgt jetzt schon im Proberaum für Euphorie. Ich stell mir das schon immer gerne vor und neun oder zehn Songs schaffen es auf jeden Fall ins neue Set.
Achtest du da beim schreiben darauf, ob das Live funktionieren könnte?
Hab ich früher öfter gemacht, hab ich bei dem Album gar nicht gemacht. Ich glaub wir könnten auch in zwanzig Jahren noch live spielen und es wird nie langweilig, wir haben mittlerweile fast hundert Lieder, könnten da immer wieder ausschöpfen und die sind alle sehr livetauglich. Deswegen achte ich gar nicht so drauf und trotzdem sind wieder viele Livesachen dabei. Das ist halt einfach mein Ich.
„Lass es uns tun“ auf 81, „Schön Kaputt“ auf acht. Kommt nochmal der Sprung in die Top 10?
Klingt immer blöd, ist mir aber ehrlich egal. Es wäre schön ich würde mich freuen, ist aber auch nicht wichtig. Aber bisher sieht alles sehr gut aus. Man weiß natürlich nicht wer sonst noch Platten raus bringt. Aber ich kann mir vorstellen dass wir dieses Jahr das Ding toppen können.
Ist für dieses Jahr noch eine Tour in Planung?
Wir werden auf jeden Fall auf Tour gehen, die Daten kommen in den nächsten Tagen und Ende des Jahres geht’s dann durch Deutschland.
Ihr spielt ja jetzt eine zweite Jubiläumsshow, wie kam das denn zustande?
Wir haben 15 Jahre Sondaschule in Oberhausen gefeiert, es war zwei Monate vorher schon ausverkauft, nur leider haben unsere kompletten Freunde nicht dabei sein. Entweder auf Tour oder Montreal waren im Studio, Das Pack hatte gerade Schreibpause für die Monsters. Also viele mit denen wir über die Jahre getourt sind hatten keine Zeit. Also haben wir uns überlegt, warum machen wir nicht einfach ein Open Air wo wir alle unsere Bands, mit denen wir seit 10 bis 15 Jahren befreundet sind, zu nem Festival einladen. Wir hatten auch einfach mal Bock ein eigenes Open Air zu machen.
Jetzt seid ihr ja nicht die einzigen, die dieses Jahr ein neues Album raus bringen. Was war dein Highlight?
Rancid – Troublemaker. Ich fand aber auch das neue Marteria-Album gut. Und First Ditch Efford NoFX, war das dieses Jahr?
Letztes Jahr.
Egal, NoFX gilt immer. Die Band lege ich schon auf seit ich 14 bin, das wird sich wohl auch nicht mehr ändern.
Eine Band mit der du gerne auf der Bühne stehen würdest, aber noch nicht standest.
Auch wenn es nicht mehr geht, Die Ärzte. Wenn die nochmal wiederkommen, würde ich gerne vor denen spielen. Das wollte ich schon als Kind, die sind auch ein Grund warum ich mit Musik angefangen habe. Es wäre heute auch nicht mehr so unglaublich wie damals, weil wir halt auch mit so großen wie Anti-Flag gespielt haben. Wäre aber auch nochmal schön.
An den Auftritt mit Anti-Flag erinnere ich mich, die habt ihr ganz schön alt aussehen lassen.
Da waren wir auch jung und frisch. Da erinnere ich mich auch noch gut daran, weil wir da oben im Backstage gesessen und geraucht haben, das fand Anti-Flag nicht so gut. Aber wie du auch schon sagtest die waren nicht so begeistert. Wieso bucht man so ne Band vor uns. Spielen hier Ska, die Menge tanzt und wir sollen dann Punk spielen. Solche Gespräche gab es auch mal, das hat uns sehr geehrt.
Kommen wir auch schon zum Schlusswort: Was ist eure Kernaussage, eure Botschaft, die ihr auf „Schere – Stein – Papier“ vermitteln wollt?
Die Botschaft ist einfach: Habt euch lieb. Genießt das Leben und lasst euch nicht von Terrorwarnungen oder Parteien so infiltrieren und manipulieren, dass ihr euer eigenes Leben vergesst. Das Leben ist schön. Geht raus, genießt die Sonne. Macht Kinder.
Moritz Zelkowicz
Moritz deckt als Franke den Süden Deutschlands ab. Er versucht beständig Teil der Lügenpresse zu sein, ist aber ansonsten im Marketing tätig. Musikalisch ist er überall dabei, ob Punk, Core oder Rap, erlaubt ist, was gefällt.