The Emergency Tour: Im Interview mit "Meadows"
06.09.2021 | Jan-Severin Irsch
Musik bewegt durch Tiefe, durch Weitsicht und Schönheit. Diese drei Aspekte vereint der schwedische Künstler Meadows in seiner Musik, nicht nur auf seinem neuesten Album „The Emergency Album“, sondern auch darüber hinaus. Meadows, zu deutsch Wiesenlandschaft, beschreibt seine Musik sehr malerisch. Weitsicht und Tiefe findet man in der Ruhe und dem Wohlklang der anspruchsvollen und zugleich einfach klingenden Gitarrenmusik. Nach dem Motto „weniger ist mehr“ bedient sich Meadows auf seinem Album nur einer Hand voll Instrumente und eben jene Schlichtheit macht seine Musik so faszinierend. Ähnlich wenn man auf besagter Landschaft steht und in die Ferne guckt. Es bedarf manchmal nicht viel um einen Anblick, eine Stimmung oder eine Melodie zu genießen. Manchmal muss man einfach nur den Moment geschehen lassen und sich ihm hingeben. Sowohl dem Moment als auch Meadows.
Das Album trägt den Titel „The Emergency Album“, da nach den 2-3 Jahren der Veröffentlichung des ersten Albums „The Only Boy Awake“ eben ein Desaster im persönlichen Leben des Künstlers passiert ist. „Mir ging es gar nicht gut. Das hatte nichts mit der Musik zu tun, die mich wirklich am Laufen gehalten hat. Aber ich hatte ein paar Jahre Zeit, in denen ich einige Dinge klären musste und viele dieser Songs sind daraus entstanden. Ich stieß auf ein Gedicht von Frank O'Hara mit dem Titel "Meditationen im Notfall" und ich mochte es sehr, wie er seine emotionale Not beschrieb. Also habe ich mir den Titel für mein Album ausgeliehen.“ Wer diese Tiefe, diese Verarbeitung (nach)empfinden möchte und obendrein noch einen tollen Abend mit sanften Klängen, musikalisch-intimen Momenten und wunderschöner Musik erleben möchte, sollte sich unbedingt zu einem Auftritt von Meadows begeben, es lohnt sich.
Nach nun langer Pause durch die Pandemie ist der Singer/Songfighter nun auf großer Tour rund um den Globus. Touren sei anders für ihn momentan, da „Alle dieses Ding in ihrem Kopf haben“. Klar, Corona ist an niemandem spurlos vorbeigezogen. „Aber es liegt auch eine andere Art von reiner Freude darin. Es scheint eine andere Präsenz zu sein, als ob wir alle wirklich versuchen würden, Dinge zu tun, die wir immer für selbstverständlich hielten.“
Veröffentlich wurde sein neues Album just zum Beginn der Pandemie. Shit happens. Doch auf die Frage, ob es schwierig für ihn war, sich wieder in die Songs hereinzufinden und neu zu entdecken sagt er: „Ich denke eigentlich, dass es gut für mich war, eine Auszeit vom Spielen meiner Songs zu nehmen. Als ich mich auf diese Tour vorbereitete, habe ich gemerkt, wie glücklich ich mit diesem Album bin. Es war sehr harte Arbeit, es zu schaffen, aber jetzt habe ich etwas Abstand und ich bin so glücklich, dass ich diese Zeit investiert habe. Es fühlt sich jetzt fast so an, als würde man alte Freunde treffen. Ich freue mich sehr, die Lieder zu performen!“
Alte Freunde treffen ist ein gutes Stichwort, da eine Tour zwar viel Durchhaltevermögen und Strapazierfähigkeit bedeutet, aber auch unglaublich schöne Momente und viele neue Bekanntschaften mit sich bringt.
Wie schafft man es, bei engem Zeitplan und langer Tour durchzuhalten?
„Es ist lustig... Ich bin wirklich gerne zu Hause. Ich liebe es, mit meiner Familie zusammen zu sein und sehne mich immer nach langweiligen Tagen, an denen nichts passiert. Ich denke, das würde man Ruhe oder Frieden nennen. Und es ist immer schwer, das zu verlassen und zu gehen. Aber wenn ich auf dem Weg bin, bin ich so aufgeregt und kann wirklich spüren, dass ich meinen Traum lebe.“ Dieses Gut können wohl nur wenige für sich behaupten und gibt Kraft. Doch, sagt Meadows, gibt es da noch etwas wichtigeres. „ Eigentlich ist das Wichtigste, dass ich die Menschen, mit denen ich reise, wirklich liebe. Ich habe so eine tolle Zeit zwischen den Shows und die Leute, die wir jeden Abend treffen, erfüllen mich mit Freude und guter Energie. Das ist die Sache... du erinnerst dich nicht wirklich an alle Shows, die du spielst - du erinnerst dich an all die Leute, die du triffst.“
Bodenständig trotz Auszeit und bescheiden noch dazu. Wie es wohl ist, nach so langer Zeit zu den Songs zurückzukehren? Oftmals entstehen Songs aus Schlüsselmomenten und gerade bei den emotionalen Texten mag die Zeit einen Einfluss haben. Obendrein noch mit der Gewissheit, diese Emotionen wieder zu erfahren und zu erzählen. Meadows erwidert auf die Frage, dass dies tatsächlich meist nicht der Fall sei. „Es ist nicht sicher, ob ich es wirklich jeden Abend "spüre". Es braucht Energie, um in die Musik zu gehen, und manchmal ist es schwer, vor einer Show die Zeit zu bekommen, in seine eigene Blase zu kommen.
Aber ich habe gelernt, auch den Songs zu vertrauen, wenn ich sie nicht wirklich spüre. Sie tragen das meiste Gewicht.“
Auf seiner „Emergency Tour“ wird Meadows in 2021 und 2022 hier anzutreffen sein:
11.09.21 Schleswig Norden Festival
12.09.21 Bremen Horizont (new Venue)
14.09.21 Bielefeld Zweischlingen
15.09.21 Oberhausen Druckluft
16.09.21 Wiesbaden Kreativfabrik
17.09.21 Biberach Kulturhalle Abdera
18.09.21 Köln Die Wohngemeinschaft
19.09.21 Lippstadt Atelier T8
21.09.21 Konstanz Kulturladen w/ Tribe Friday
22.09.21 Zürich (CH) Dynamo
23.09.21 Solothurn (CH) Acoustic Nights/ Altes Spital
24.09.21 Nyon (CH) Parenthese
25.09.21 Frankfurt a. M. Elfer w/ Jared Hart
26.09.21 Freiburg Klimperstube
02.03.22 Hamburg Bahnhof Pauli (new venue!)
03.03.22 Hannover Lux
04.03.22 Berlin Privatclub
05.03.22 Nürnberg Stereo
06.03.22 Würzburg Immerhin
08.03.22 Leipzig Werk 2
09.03.22 Bielefeld Movie
10.03.22 Bremen Etage 3 / Lagerhaus
11.03.22 Amsterdam (NL) Q-Factory
12.03.22 Neuss Kulturkeller
13.03.22 Langenberg KGB
19.03.22 Pforzheim Konzertreihe Horch!
20.03.22 Oberhausen Tresohr Sessions
Jan-Severin Irsch
Jan-Severin macht seit er denken kann Musik. Durch verschiedene Chöre, Bands und Lehrer ist er mittlerweile Lehramtsstudent für Musik mit Hauptfach Gesang, ist Sänger seiner eigenen Alternative/Punkrock-Band und Teil eines Barbershop-Chores in Köln. Von Klassik bis Jazz, von Chor- bis Punkrockmusik hört und spielt er alles gern. Ohne Musik geht nicht.