Interview mit Tequila & The Sunrise Gang
28.02.2016 | Lucio Waßill
Etwas leichtes zum Einstieg. Wir finden euren Bandnamen interessant und lang genug um zu fragen: Was hat es mit “Tequila and the Sunrise Gang” auf sich? Wie kamt ihr zu dem Namen und überhaupt zu eurer Formation?
Eigentlich gibt es keine besondere Geschichte zu unserem Bandnamen. Wir haben die Band vor 15 Jahren aus einer Gruppe enger Freunde heraus gegründet. Wir haben zwar alle schon Musik gemacht, aber bis dahin in unterschiedlichen Formationen. Wir haben uns dann zusammengetan und Malte kam mit dem Namen um die Ecke. Alle waren sofort einverstanden. Keine große Diskussion. Wir waren es damals und sind bis heute der Meinung, dass der Name ganz gut zu uns, unserer Herkunft und unserem Musikstil passt. Auch wenn er vielleicht ein bisschen lang ist...
Mein Schnapsbedarf stieg übrigens spontan, als ich euren Bandnamen gelesen habe. Darf man davon ausgehen, dass der Name durchaus Programm ist und während und nach der Show das ein oder andere Gläschen dem Sonnengott geopfert wird?
Ja, also früher kam es schon zu dem einen oder anderen Getränk auf der Bühne. Es ist uns heutzutage allerdings wichtiger eine gute Show abzuliefern und dazu trägt Alkohol bei uns nicht unbedingt bei. Klingt ein bisschen langweilig und wenig Rock-Star-mäßig, aber wir sind der Meinung, dass die Gäste, die schließlich auch Geld bezahlen um uns live zu sehen, die bestmögliche Show geboten bekommen sollten. Ein, zwei Bierchen gibt es natürlich schon, aber besoffen auf der Bühne zu stehen ist einfach nicht so unser Ding ... dafür gibt’s nach dem Konzert zusammen mit den Gästen einen erfrischenden Schirmchen-Drink am Merchandise-Stand.
Eine Reggae-Band ständig auf Kurs zu halten und neue Musik zu schreiben stelle ich mir sehr aufwändig vor. Bei sieben Menschen wird das doch bestimmt sehr stressig. Wie sieht denn das Songwriting bei euch so aus? Gibt es einen kreativen Kopf der die Richtung vorgibt und Arrangements mitbringt oder ist das bei euch eher ein kreatives Reinwachsen in einen Song?
Ja, es ist schon etwas Anderes ob man zu dritt oder zu siebt in einer Band spielt. Eine so große Gruppe macht einige Sachen schon etwas aufwendiger, dafür hat es aber auch seine Vorteile. Natürlich sind Terminabsprachen oder wichtige Entscheidungen manchmal etwas langatmiger, dafür haben wir aber auf der anderen Seite den Kreativ-Input von sieben Leuten. Sei es nun im musikalischen Bereich oder in allen anderen Bereichen wo eine gute Idee gefragt ist. Gerade beim Songwriting ist es meiner Meinung nach ein Vorteil. Meistens komme ich mit einer Grundidee in den Proberaum, die wir dann erst mal so ausprobieren wie es sich beim Schreiben bei mir im Kopf angehört hat. Dann kommt der Kreativ-Part in dem jeder seinen Senf dazugibt. Damit haben wir eine super Basis auf der wir herrlich an neuen Idee arbeiten können und das ist meiner Meinung nach ein großer Vorteil.
Unser Review zum aktuellen Album
Kommen wir zu eurem Album. “Fire Island” ist eine Spur wuchtiger, tanzbarer geworden wie wir finden. Was hat es mit dem Albumtitel auf sich?
Wir haben uns für Fire Island entschieden, weil es unserer Meinung nach sehr gut zu uns, unserer Herkunft und unserer Musik passt (so wie unser Bandname ☺). Das Feuer das wir beim Zuhörer/Zuschauer zu entfachen versuchen und die Insel, die für unsere wunderschöne Heimat steht. Passt doch ganz gut ...
“Campfire Light” ist eines unserer Lieblinge auf der Scheibe. Könnt ihr was zur Inspiration des Songs erzählen? Und wieso ausgerechnet zu diesem Lied dann das Video mit der Message?
Die Inspiration fand durch die Beschäftigung mit dem Thema Umweltschutz der Meere statt. Wir sind am Strand aufgewachsen und haben dort fantastische Momente erlebt. Dass dieser Bereich so geschändet wird ist einfach furchtbar. Der Song teilt sich daher musikalisch auch sehr deutlich in eine fröhlichere Strophe und einen aggressiveren Refrain auf. Die Strophen-Melodie verkörpert unsere schönen Erlebnisse und Erinnerungen, wogegen der Refrain dann als wütender Aufschrei steht. Ebenso beschäftigt sich der Text mit diesem Thema und den teilweise haarsträubenden Ausreden, die manche Menschen dazu auf Lager haben. Es geht einfach jeden etwas an und jeder kann seinen Teil dazu beitragen, dass wir diesen Lebensraum nicht komplett zerstören. Daher haben wir uns auch dafür entschieden im Video mit Typo-Einblendungen zu arbeiten um die Message wirklich für jeden deutlich zu machen.
Bei “Take you home” meine ich eine Hommage an den Sham69-Klassiker “if the kids are united” zu hören. Hab ich da richtig gehört? Und wenn ja, von wem kam die Idee und weshalb?
Naja so ganz falsch gehört hast du da natürlich nicht. Natürlich kenn wir diesen Punk-Evergreen. Eine vorab geplante Hommage war es dann aber tatsächlich nicht. Der Text ist erstmal ohne eine Melodie entstanden. Beim zusammenschrauben im Proberaum ist es dann irgendwie so passiert und uns hat es einfach gut gefallen.
Da kommen wir auch zum Thema generelle Einflüsse. Gibt es für euch Künstler, die euch besonders in eurem musikalischen Werden beeinflussen? Bei 7 Leuten bringt ja sicherlich jeder etwas in die Band mit. Aus welchen Strömungen kommt ihr denn so?
Klar kommen bei sieben Leuten diverse Einflüsse zusammen. Ein weiterer Pluspunkt für eine große Besetzung! ☺ Wir versuchen natürlich uns ständig weiterzuentwickeln und da sind neue Einflüsse immer willkommen. Grundlegend basiert unserer genereller Stil und Sound aber schon auf den Bands, die wir schon lange hören und lieben. Voran natürlich Sublime, die uns überhaupt erst an diese Art von Musik herangebracht haben. Dazu kommen dann noch weitere Größen wie die Mad Caddies oder Manu Chao. Zusätzlich sind wir aber immer neugierig auf neue Bands oder Projekte und hören natürlich auch aktuelle Sachen.
Von Musik kann man ja bekanntlich eigentlich nicht mehr leben. Was für Jobs habt ihr denn neben der Band?
Nee, leben kann man davon leider gar nicht. Musik ist einfach das schönste Hobby der Welt, aber der Sprung in die bezahlte „Berufsmusik“ ist einfach wahnsinnig schwer. Bisher nutzen wir jede frei Minute neben unseren Berufen um die Band weiter nach Vorne zu bringen. Daumen gedrückt … Bei den Jobs ist das ganz bunt gemischt: einige Studieren, einer ist Physiotherapeut und ich z.B. bin Grafiker. Alles ganz normal also.
Wie lief das Songwriting für das neue Album ab? Irgendwelche schönen Anekdoten die ihr erzählen möchtet?
Wir haben uns für Fire Island ganz bewusst mehr Zeit gelassen und auch beim Songwriting deutlich mehr ausprobiert. Es war uns wichtig alle denkbaren Variationen wenigstens einmal zu testen. Sei es nur ein einzelner Part oder sogar komplette Songs mehrmals haarklein unter die Lupe zu nehmen um das Beste aus ihm raus zu kitzeln. Der Song „timebomb“ z.B. hat so überhaupt erst zu seiner jetzigen Form gefunden. Angedacht und auch schon komplett ausgearbeitet war er eher als Reggae-Nummer. Doch irgendwie waren wir nicht so ganz zufrieden. Daher haben wir nochmal alles auf Null gesetzt und von Vorne angefangen. Ich denke das war die richtige Entscheidung ...
In “Campfire Light” kann man es ja schon herauslesen, wir möchten dennoch nochmal nachfragen: Was für Projekte liegen euch denn am Herzen und inwiefern seit ihr selber engagiert?
Wie du schon sagst, ist uns das Thema Meeres-Verschmutzung sehr wichtig. Wir engagieren uns seit Jahren für die Surfrider-Foundation. Durch z.B. Spenden-Konzerte oder Beach-Clean-Ups. Wie schon erwähnt sind alle am Strand aufgewachsen und haben da fantastische Momente verbracht. Ob einfach nur beim Baden und in der Sonne liegend oder am Abend beim Lagerfeuer. Der Strand war ein zweites Wohnzimmer. Wenn man sich dann einmal ernsthaft mit der Verschmutzung unserer Weltmeere auseinandersetzt, kriegt man diese Fakten und Bilder lange nicht mehr aus dem Kopf. Sei es die Verschmutzung und Zerstörung der Meere oder die drohende Ausrottung unzähliger Tierarten durch Vermüllung oder gezielte Abschlachtung. Es ist einfach katastrophal. Das macht uns fassungslos und stinkesauer. Daher versuchen wir einen Teil zur Verbesserung dieser Situation beizutragen.
Lucio Waßill
Im Januar 2016 hat Lucio das Projekt "Album der Woche" als Schnapsidee ins Leben gerufen. Dummerweise fand das Projekt sofort positiven Zuspruch und jetzt leitet er, der eigentlich ein Webentwickler ist, das Fanzine in seiner Freizeit.