GenreGPT - Ausgabe 1: Digital Hardcore
21.05.2024 | Moritz Zelkowicz
Die Genrebezeichnung „Digital Hardcore“ lässt durchaus Spielraum für Interpretationen. Das könnte eine Mischung aus Metalcore und Techno sein. Nun, tatsächlich ist man nicht ganz so weit weg, gleichzeitig ist man aber auch auf einem gänzlich anderen Kontinent. Denn tatsächlich wird hier Metalcore und Speed Metal, durchaus zwei Kois aus dem selben Teich, mit elektronischer Musik gemischt. Jedoch kein Techno, weit gefehlt, auch kein Hard Style, auch wenn man es vermuten könnte. Stattdessen wird mit Videospielmusik gearbeitet. Meist keine originale Videospielmusik, aber der Stil wird direkt imitiert. Nun ist natürlich Videospielmusik nicht gleich Videospielmusik. Das Genre orientriert sich an den Synthetischen Melodien der Frühzeit der Videospielmusik. Gatekeeper*innen des Genres - weibliche Mitglieder waren von Anfang an im Digital Hardcore - anders als beispielsweise im Techno oder anderen Subgenres, schwören auch darauf, die Klänge mit den Originalcomputersystemen zu generieren, wie mit dem C64, Amiga oder Atari.
Die Herangehensweise unterscheidet sich nun innerhalb des Digital Hardcore. Was überall gleich ist, sind die Schlagzeug-Blast-Beats. Die Doublebass ist Band-übergreifendes Muss. Bassspiel ist meistens vorhanden, aber oft genug ob der Mischung der Sounds obsolet.
Die Rolle der Gitarren ist der Punkt, in dem man möglicherweise in Subgenres unterscheiden kann. Denn es gibt Bands, die verzichten komplett auf den Einsatz von E-Gitarren, wie beispielsweise Monomate auf ihrem 2010 erschienen Album „Grand Battle“. Aber auch ohne Gitarre muss man auf Break Downs nicht verzichten, der scheppert in „Saccharine Wasteland“ anders hart, betonung liegt hier ganz stark auf „anders“. Und man muss neidlos anerkennen, der Einstieg in den Intro-Track „The Surfing Song“, mit dem Einschaltgeräusches des Game Boy ist genreübergreifend schwer zu stoppen. Ein anderer Vertreter aus diesem Bereich ist Bubblegum Octopus, deren Titel-Track des Albums „Dying Again“ mischt in dieses ohnehin wilde Werk noch Jazzelemente, womit der ein oder anderen hörenden Person definitiv die Zwangsjacke gereicht werden muss.
Eine andere Herangehensweise präsentieren Take a Spin Down Rainbow Road auf dem Album „Diverse Worlds“. Hier gibt es eine E-Gitarre, als Rhythmusgitarre, die Lead Gitarre obliegt dem Mann am Computer mit seinen Sounds. Für die ungeübten Digital Hardcore Hörenden vielleicht der bessere Einstieg.
Wer mit seinem Leben abgeschlossen hat, kann sich dann noch an I Shot the Duck Hunt Dog probieren. Ein ohnehin nur mit Vorsicht zu genießendes Genre wird hier in Untiefen gestürzt, da in der Produktion offensichtlich sehr wenig Liebe liegt. Was wiederum sehr schade ist, da immer wieder sehr gute Ansätze da sind, die dann aber durch einen katastrophalen Mix komplett zunichte gemacht werden.
Die abschließende Bewertung fällt gleich im ersten Genre sehr schwer aus. Denn es gibt keine riesige Auswahl an Bands und Künstler*innen im Digital Hardcore und die Qualitätsunterschiede sind gravierend. Bei so wenig Auswahl fällt das natürlich schneller auf. Jedoch ist es ein Rabbit Hole, in dem es sich zu verschwinden lohnt. Aber man sollte es nicht übertreiben, geringe Dosen, denn auch für dieses Rabbit Hole gilt, was ein weltberühmter Aeronaut einst sagte: „Nicht zu tief Rüdiger“.
Moritz Zelkowicz
Moritz deckt als Franke den Süden Deutschlands ab. Er versucht beständig Teil der Lügenpresse zu sein, ist aber ansonsten im Marketing tätig. Musikalisch ist er überall dabei, ob Punk, Core oder Rap, erlaubt ist, was gefällt.