GenreGPT - Ausgabe 6: Nu-Jazz
26.12.2024 | Moritz Zelkowicz
Vergesst Limp Bizkit, Korn und Konsortien, Nu-Metal ist out! Hier kommt Nu-Jazz. Habt ihr Bock? Nicht? Oh. Naja. Hier kommt er trotzdem. Nu-Jazz hat nicht nur ein offensichtliches Imageproblem, sondern auch ein gewaltiges Definitionsproblem. Denn wie so oft in Genres, ist es kein geschützter Begriff, sondern gibt ein Spektrum an und selbst dieses Spektrum ist kaum bis gar nicht definiert. In erster Linie ist Nu-Jazz eine Verbindung aus Jazz und elektronischer Musik. Außer für die Bands die Jazz und Metal verbinden und es auch Nu-Jazz nennen. Nunja, neu ist eben ein nicht näher definierter Rechtsbegriff in der Musikbranche, wer Avantgarde und edgy sein möchte hält sich eben an gar keine Konventionen mehr und macht was man möchte. Das war ein sehr chaotischer Einstieg, fasst aber das Grundsatzproblem dieses Genre zusammen. Die längste Zeit versuchten verschiedenste Richtungen dieses Genre für sich zu claimen und zwar für sich alleine. Spannend ist, dass die elektronischen Einschläge im Jazz die Deutungshoheit für Nu-Jazz erlangt haben. Und jetzt wo das geklärt ist, kann man auch mal reinhören.
Wenn man denkt, dass das Genre jetzt ja sauber definiert ist, dann hat man sich einfach nur die Vielseitigkeit einer Überkategorie ans Bein gebunden. Als würde man sagen man mischt Rap und Gitarrenmusik.
So gibt es im Subgenre Nu-Jazz unendlich viele Subsubgenres und subsubsubgenres und so weiter. Probieren wir die Vorgehensweise über Künstler*innen. Da wäre Ludovic Navarre und seinem Projekt St Germain. Er kombiniert Jazz und House. Und er arrangiert sich auch quer durch den Jazz, legt die Fokus auf verschiedene Instrumente, von Song zu Song unterschiedlich. Spannend dabei, er macht viel mehr House mit starken Jazz einschlägen, entwickelt sich dabei immer mehr zum klassischen Jazz hin.
Ein anderes Beispiel aus dieser Richtung ist Kirk Degiorgio. Ein Pionier des Detroit Techno, der sich aber so sehr vom Jazz beeinflussen ließ, dass er das Label Nu-Jazz für seine Musik claimed.
Ein heimlicher Star dieser Szene, ist das Duo Skalpel aus Polen. Denn sie schaffen eine riesige Bandbreite aus großen Arrangements, bis hin zu kleinen kammerspielartigen Minimalismusschlachten.
Doch man merkt, wie das Genre wächst und populärer wird, denn immer öfter werden Künstler*innen mit dem Genre in Verbindung gebracht, die weder forciert oder beabsichtigt haben, diese Nische vielleicht nicht mal kennen. Tom und Laura Misch sind die prominentesten Beispiele dazu.
Ob Fusion, Nu-Jazz oder ganz klassische Acid Jazz, in jeder Szene gibt es viel zu viele Gate-Keeper, die das einzig Wahre produzieren, doch es ist wie in absolut jeder Art des Crossover, wo Grenzen ineinander übergehen, da gibt es eigentlich kein falsch mehr. Aber man kann sich so wunderbar aufregen, wäre ja schade, diese Energie in irgendeiner Form sinnvoll zu nutzen.
Moritz Zelkowicz
Moritz deckt als Franke den Süden Deutschlands ab. Er versucht beständig Teil der Lügenpresse zu sein, ist aber ansonsten im Marketing tätig. Musikalisch ist er überall dabei, ob Punk, Core oder Rap, erlaubt ist, was gefällt.