Es war 2018, da ging ich in meinen Stammclub im Hinterhof des Dresdener Szeneviertels, der Neustadt, um mir eine Band anzusehen, welche sich Blackout Problems nennt. Ich konnte mir nicht ausmalen, wie energiereich und krass das werden würde. Es war ein Konzert voller Moshpits, Crowdsurfer:innen und ekstatischem Gegröle des Publikums. Heute, 2022, fast vier Jahre später, stehe ich mit mehr als dreimal so vielen Menschen im Beatpol und warte erneut auf das Quartett aus Süddeutschland.
Den Anfang machen allerdings die mittlerweile sehr bekannten Van Holzen aus Ulm, welche mit ihrem Post-Rock/Punk den Beatpol schon früh zum Beben bringen. Auf einmal sieht der prunkvolle Saal auch nicht mehr ganz so leer aus, wie als ich ihn betreten habe. Songs wie „Herr der Welt“ schallern auch in 2022 noch so hart, dass es fast schade ist, dass der Auftritt nur so „kurz“ ausfällt. Aber das Trio gibt direkt Entwarnung, das nächste Einzelkonzert wird wohl nicht so lang auf sich warten lassen!
Nun ist der vordere Teil des Beatpols schon vollgepackt und die Leute drängen sich weiter in die Menge, zwar kamen wir am Ende nicht unbedingt auf eine riesen Masse, allerdings war es auch absolut nicht leer im Saal. Bevor die so sehr erwarteten Blackout Problems allerdings die Bühne betreten, lassen sie zwei Menschen der Fridays for Future Dresden sprechen. Die Themen hier sind klar und natürlich kein Aufheller. Krieg, Energiekrise, Rechtsruck und am Ende noch ein Aufruf zum Protest und der Bitte mitzumachen.
Dann aber Licht aus Musik ab. Blackout Problems beginnen mit ihrem Remix von „Murderer“, welcher dann schlussendlich in den Originaltrack überdriftet und die Energie auf den frühen Höhepunkt bringt. Circle- und Moshpits, lautes Gesinge und Geschreie, es ist leicht bemerkbar, wie lange sich einige Menschen hier die Energie für diese kurzen Momente aufgespart haben.
Während genug Tracks ihrer älteren Platten eingestreut werden, geht es heute natürlich vor allem um das aktuelle Album „Dark“, welches auch namensgebend für die Tour ist. Songs wie „Brother“, „Driveby“, „Houseonfire“ oder das hochemotionale „Fireman“, welches Marios Neffen und dessen Kampf mit einem aggressiven Hirntumor thematisiert, sind nur ein Auszug aus ihrem 2021er Album. Aber auch für schnelle und „härtere“ Songs ist gesorgt. „Queen“, „How Should I Know“ oder auch der fantastische Indie-Punk Song „Rome“ erschüttern den Dresdner Stadtrand. Auf der Bühne dabei das Quartett aus München. Welches springt und schreit. Und zwischendrin immer wieder ein im Rausch der Masse badender Mario Radetzky. Am Ende passiert das sogar in Wirklichkeit, als sie das Ende von „Rome“ in die Länge ziehen und immer wieder die „You gotta do what you gotta do. do it, do it“ Chöre angefeuert werden. Davor lässt er eben zwei Kinder crowdsurfen, welche das ganze Konzert über vor der Bühne standen und ruft dann zum Schluss noch einen FLINTA* Pit aus. Alles ganz großartig, sympathisch und die Energie ist auch nach knappen 90 Minuten immer noch auf einem Hoch. Das Ende bildet dann „Germany Germany“, es endet also eher auf einem emotionalen Downer, was allerdings keineswegs schlimm ist.
Ich persönlich halte Blackout Problems noch heute für eine der besten Livebands der Republik, wenn nicht sogar generell. Über den Wandel des allgemeinen Sounds der Band kann man sich natürlich streiten, keine Frage. Jedoch lässt sich über die Bühnenpräsenz, Energie (auch vor der Bühne) und die Produktion nicht streiten, das ist ganz große Klasse und sucht auch im Genre einen ebenbürtigen „Konkurrenten“. Kann man mal so machen an einem Donnerstagabend und es ist wunderschön zu sehen, wie die Gruppe weiter wächst und immer mehr Leute anzieht, auch in entlegeneren Städten.