Auch wenn Masken und Abstände an der Tagesordnung sind, so ist die Stimmung vor dem Konzert der Blackout Problems doch herzlich, heiter und munter. Bier im Ausschank, Merchandise Stand im Saal und viele Menschen mit guter Laune. Die Bühne zieren zwei weiße Rosen auf schwarzem Grund, auf dem mittleren Banner steht in großen Lettern “Blackout Problems”.
Um kurz nach acht beginnt das “Lost Concert” der Münchener Band. Das Licht geht aus, die Intromusik wird gespielt und sobald Gitarrist Mo als erster die Bühne betritt, sind die Stühle im Saal eher Dekoration als Gebrauchsgegenstand. Sofort erheben sich die Konzertbesucher*innen und trotz der dunklen Lichtverhältnisse kann man die vier Musiker von der Bühne strahlen sehen. Was ein Qualitätsmerkmal für eine Band, trotz Corona und langer Spielpause loyale Fans zu haben, die sich aus vollstem Selbstverständnis von ihren Plätzen erheben um ein Konzert gebührend zu erleben.
Ohne auch nur ein Begrüßungswort zu sagen zerreißen Michael Dreilichs Drums bereits die Spannung, dicht gefolgt vom Aufschrei der Menge. Jetzt geht es los. “FRIDAYS ARE FOR MURDERERS” singt Sänger Mario in die Dunkelheit und mit ihm das gesamte Carlswerk. So gut es unter den Umständen geht, wird am Platz mit dem Sitznachbarn/nachbarin getanzt, ein Ruck geht durch den Körper als die Band zum Höhepunkt des Songs kommt. “L.O.V.E. for everybody” wird gesungen und mit den Fingern gezeigt. Die Energie lässt nicht nach. Gefolgt von den Songs “Brother”, Difference” und “Limit” ist erst beim Song “Dark” so etwas wie Ruhe zu spüren. Allerdings auch nur im Intro.
Nun ist es das erste Mal, dass Sänger Mario ein paar Worte sagt. Zu den kürzlichen Naturkatastrophen in NRW, Rheinland-Pfalz und Teilen Belgiens und den Niederlanden stellt er den Song “Lady Earth” mit den Worten vor: "Ein Song für die, die ihr Haus verloren haben, die ihr Leben verloren haben, gegen die Politik, die nichts dagegen tut." Die Zeilen des Refrains treffen dieses Mal auch auf andere Weise, bedenkt man die reißenden Wassermassen, die ganze Dörfer dem Erdboden gleich gemacht haben. Sicherlich hatten einige Konzertbesucher*innen Freunde und/oder Verwandte, die von der Katastrophe nicht verschont geblieben sind. Doch es tut gut, solch Erlebnisse aus tiefster Inbrunst in die Musik zu brüllen und vielleicht auf diese Weise einen ersten Schritt zur Besserung zu erleben.
Die Spielwut des Quartetts lässt nicht nach und so besteht das gesamte Set nur aus energiegeladenen Songs, einer jagt den anderen. Beim Rework ihres 2018 veröffentlichten Titeltracks zum gleichnamigen Album “Kaos” springt der ganze Saal “von links bis links” und die, die es nicht können, halten ihre Krückstöcke in die Höhe um ihren Teil zur Stimmung beizutragen. Nach gut einer Stunde wendet sich Mario an die Besucher der Kölner Konzertlocation und sagt "Wir haben Spielwut". Grinsend und schnell atmend fügt er hinzu "Dieser ganze Zugabequatsch, wir gehen von der Bühne und kommen wieder - wir können auch einfach spielen bis wir nicht mehr können und umfallen". Es mündet in lauter Zustimmung der Konzertbesucher*innen. Gesagt, getan - die Blackout Problems drehen auf und spielen eine fast halbstündige Zugabe. Verständlich und willkommen angesichts dessen, dass Gitarrist Moritz die letzte Zeit als “die schwierigsten 1 ½ Jahre, die wir als Band durchzustehen hatten" bezeichnet.
Bodenständig wie sie sind, mischen sich die Blackies nach Showende noch unter die Gäste und stoßen mit ein paar von ihnen an. Mario verteilt ein paar Flaschen alkoholfreies Radler und es fühlt sich an wie ein Stück Normalität. Hoffen wir zum Wohle aller, dass sich die Situation bis Ende des Jahres verbessert und Konzerte auch ohne Stühle stattfinden können. Lediglich etwas Platz im Saal war durch Stühle und Abstandsregelungen verloren, nicht aber die Liebe zur Musik und die Wonne, ein Konzert der Blackout Problems erleben zu dürfen.