Nachdem ich in meiner Rezension zu ihrem aktuellen Album „Come on, Cat“ schon verlauten lies, wie schön es ist, dass Captain PlanET aus Hamburg wieder neue Musik veröffentlichen, war ich noch gespannter auf die Tour. Vor allem weil sie auch im wunderbaren Conne Island halten würde, einem meiner Lieblingsläden in Leipzig. Dort angekommen, also, nachdem ich mich auf der zugefrorenen Straße zum Laden mehrfach fast hingelegt hätte, hieß es nun warten, also natürlich erst einmal auf den Support, Molly Punch. Jedoch lies das noch spärlich vorhandene Publikum befürchten, dass es heute ein sehr freiräumiges Konzert werden würde. Das bewahrheitete sich jedoch ganz und gar nicht, das gealterte Emo-Punk-Publikum lies sich nur extra viel Zeit, um ja nicht zu früh in die Kälte hinaus zu müssen, verstehe ich.
Molly Punch
Molly Punch aus Köln sind mir dabei schon ein Begriff, so waren sie Mitte des Jahres Support bei der Release Show der Dead End Kids und schafften es dort schon mit ihrem äußerst energetischen Punk-Rock mächtig Eindruck zu schinden. Und auch hier schaffte das Trio genau das. Kein großes Tamtam, einfach mal spielen und Bock haben. Sogar das Publikum schaffte es, sich zu einigen Songs zu bewegen und den Halbkreis vor der Bühne immer kleiner werden zu lassen. Neue Songs ließen Molly Punch auch hören, da ist also sicher etwas am kochen für nächstes Jahr!
Captain PlanET
Captain Planet zelebrierten den Anfang ihres Konzertes kein Stück, das war aber auch nicht zu erwarten. Einfach die Lichterkette anschalten, aufbauen, anfangen, was will man auch mehr? Eventuell einen starken Beginn und genau der erwartete uns. „Neujahr“ als Opener und „Hans Dampf“, „Blattsport“ als folgende Stücke. Drei Songs und das Publikum wachte auf. Generell war das Publikum einer der wichtigsten Aspekte der Show, aber dazu später mehr. Erst mal muss erwähnt haben, wie gut diese Setlist war. Eigentlich nur Klassiker, viel vom neuen Album, ein Sammelsurium des Restes, viel zum Mitschreien, einiges zum Ausruhen, der Rest zum Tanzen. Dazu noch eine brachial gute Zugabe, die mit „St.Peter“ anfängt und so auch nach einer knappen Stunde noch einmal alles vom Publikum abverlangte. Danach schaut man eigentlich nur in glückliche Gesichter, die Post-Konzert-Melancholie hier ziemlich egal, denn man hat hier und heute ein unfassbar schönes Konzert erlebt, welches keine Wünsche offen lies.
Dass das Konzert so herausragend war, lag aber an noch zwei anderen Punkten. Einerseits hatte das Konzert eine komplette Eigendynamik. In Zeiten, in welchen es andauernd von der Bühne schallt, was man als Mensch, der zum Konzert geht, jetzt machen soll, also Sätze wie „FUCK SHIT UP!“ oder „CIRCLE PIT“, bis hin zu „GET CLOSER!“, ist es unfassbar gut zu sehen, dass manche Konzerte das gar nicht brauchen. Die Leute sind hier, weil sie Bock auf Captain PlanET haben, die Band spielt währenddessen einfach ihr Konzert, freut sich darüber, dass wir uns freuen und alles andere ist nicht provoziert oder gelenkt, weder das Zelebrieren noch die Energie. Außerdem, wie lieb kann ein Publikum sein? Nachdem mittlerweile selbst bei Turbostaat mit Ellenbogen gepogt wird (no Front gegen Turbostaat), war dieser Pit so respektvoll, so schön, so freundlich, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Alles an diesem Konzert verdient den Begriff „cozy“ und das, obwohl es draußen minus fünf Grad hat. Wie schon gesagt, verlasse ich das Konzert mit breitem Grinsen. Denn es hat sich zu keiner Zeit angestrengt, in dieser Masse zu stehen, es war einfach nur schön. Und wenn dann auch noch Captain PlanET ihre absolut traurige Musik dazu spielen, kann man von einem ziemlich guten Abend reden!