Wenn Legenden eines Genres vor einem stehen, so drängen sich Menschen ja schnell mal in die Clubs und Hallen dieser Welt. Anders bei den Punk-Urgesteinen von The Damned aus Großbritannien, welche auf einen eher mäßig gefüllten Beatpol trafen. Aber auch davon lies sich die Band nicht verunsichern und zeigte, wie energetisch, eigen und vor allem Punk sie weiterhin sind.
The Pissed Ones
Eine regnerische, stürmische Märznacht führt mich mal wieder in den geliebten Beatpol am Rand von Dresden, The Damned rufen und haben die Lokalmatadore von The Pissed Ones von hier mitgebracht. Angekommen, Sachen abgelegt und mal eben mit vielen bekannten Gesichtern abgeklatscht und darauf gewartet, dass The Pissed Ones anfangen zu spielen. Und da ich ja schon von dem weniger gefüllten Raum beim Mainact geredet habe, könnt ihr euch sicher gut vorstellen, dass es hier nicht besser war. Trotzdem schafften es die Dresdener, die nun immer zahlreicher werdende Masse zu überzeugen, auch wenn diese eher weniger mitmachten und auch teilweise nicht unbedingt danach aussahen, als würde ihnen der Support komplett zusagen. Nach einer guten halben Stunde, wenigen und eher gezwungenen Ansagen geht das Quartett von der Bühne. Nun ja, überzeugend waren sie trotzdem, denn Platten und Shirt landen am Ende des Abends in meinem Beutel.
The Damned
Als The Damned dann auf die Bühne treten, wacht der Rest der Masse auch endlich auf und stellt sich knapp 90 Minuten Show entgegen. Angefangen mit „Street of Dreams“ über „Love Song“ und „Standing on the Edge of Tomorrow“ spielt sich das Quintett durch ihre mittlerweile fast fünfzigjährige Bandgeschichte. Aber auch Songs des im April erscheinenden neuen Albums „Darkadelic“ fehlten nicht, im Gegenteil. Ganze elf Songs der neuen LP fanden ihren Platz in der Setlist und bildeten damit die Hälfte der Show ab. Das ist immer etwas komisch, da ja niemand diese Songs mitsingen kann, jedoch ist es auch ein guter Vorgeschmack auf das, was da kommt. In diesem Fall mehr von The Damned, und was anderes wünscht sich sicher kaum jemand in diesem Raum. Das Set endet mit „New Rose“ auf einer sehr hohen Note und einem der wohl energetischtesten Songs der Band. Ehrlich gesagt nicht unbedingt das beste Timing, um den Song zu zünden, da sich hier das erste Mal so ein richtiger Moshpit bildet, der es auch wirklich in sich hat. Aber immerhin kann man dies ein würdiges Ende nennen und schlussendlich sind wir alle um ein großes Stück Adrenalin reicher.
Positiv ist auch, dass die Band selbst mit ihren (teilweise) fast siebzig Jahren noch ordentlich auf der Bühne rumspringt (nicht physisch, aber metaphorisch). Sie haben Spaß und leben diesen auch aus, das hat zwar alles nichts mit Artistik zu tun, aber das hab ich jetzt auch nicht unbedingt erwartet. Ebenfalls gut gefällt die Lichtshow und wie die Band klingt, ist zwar schon ein Unterschied zum Album, aber ich hab schon weit Schlechteres gehört. Es bildet sich ein sehr gutes Bild und ich denke, ich sollte mal tiefer in die Diskografie hineinhören.
Es ist immer nicht so leicht, etwas zu einem Konzert zu sagen, wenn man nicht unbedingt super viel mit der Band selbst zu tun hat. Allerdings ist es dann auch immer ein ganzes Stück einfacher, so ein Konzert noch mehr zu genießen. Mir fällt nicht direkt auf, wenn viel gewünschte Songs nicht gespielt werden, wenn irgendwo gepatzt wird oder ähnliches, ich erlebe die Band hier fast komplett ohne großes Vorwissen und wundere mich eher, dass nicht mehr Leute da sind. Im Kern bin ich zum Konzert gegangen, weil ich mir so eine Legende des Punks nicht entgehen lassen wollte, und nun gehe ich vollkommen zufrieden, weil ich ein rundum zufriedenstellendes Konzert genießen konnte.