Die Sternbrücke ist nicht nur die Brücke auf der Strecke zwischen der Sternschanze und Altona, in ihrem Stahlkonstrukt haben sich mehrere Kneipen und Bars niedergelassen, darunter beispielsweise auch das Waagenbau oder das Fundbureau.
Der Abriss und Neubau der Sternbrücke ist ein weiteres Paradebeispiel für die immer fortschreitende Gentrifizierung Hamburgs und zeigt einmal mehr, das die Stadt über die Köpfe der Anwohner:innen entscheidet und auch nicht davor zurückschreckt, Wohnraum von Bewohner:innen für den Bau der, wie sie in Altona genannt wird, „Monsterbrücke“ abzureißen.
Damit dieser Kulturort zwischen Altona und der Sternschanze erhalten bleibt, hat sich die „Initiative Sternbrücke“ eine etwas andere Form des Gegenprotest ausgedacht. Seit mittlerweile über eineinhalb Jahren verwandelt sich der Platz vor der Sternbrücke in Altona zur Konzertlocation für die wöchentlich stattfindenden „Kreiselkonzerte“. Quasi jeden Donnerstag stellen sich verschiedene Künstler:innen vor die Sternbrücke und gestalten einzigartige Abende des musikalischen Gegenprotest. Zuletzt konnte man das Straßenmusiker-Trio und Schwessi auf dem Platz an der Wohlers Allee sehen und hören.
Das Trio, bestehend aus Gingersufi, Max Maas und Nicolas Engel hat die Crowd durch die ungewöhnliche Art und Weise, Hip Hop zu produzieren direkt in ihren Bann gezogen. Was eigentlich essenziell für jeden Rap ist, sind die Beats, ein Schlagzeug oder irgendetwas, das diesen Boom Bap Sound erzeugt. Doch statt Drums setzen die drei Musiker auf Gitarre, Trompete und Klavier. So werden Rap Parts durch Trompeten Soli von Max aufgefangen und erzeugen so diese Jazz Stimmung, die sich durch das komplette Set der Band zieht.
Statt ruhigen Instrumentals und tiefgründigen, emotionalen Rap folgt energiegeladener Old School Rock, mit Hang zum Anarchismus. Wo das Straßentrio emotional in die Tiefe gegangen ist, da geht Schwessi politisch in die Tiefe und geht thematisch in die anarchofeministische Richtung.
Spätestens mit dem Satz „wir lassen uns nicht regieren“ hat Schwessi auch die Leute aus der letzten Reihe abgeholt und sorgt für eine ausgelassene, solidarische Stimmung und bringt das Publikum trotz Abstandsregeln zum Tanzen.
Die Kreiselkonzerte sind so etwas wie der musikalische Treff gegen die korrupten Baupläne der Stadt Hamburg. Zwischen Punks und bürgerlichen Linken findet man hier nicht nur eine vielfältige, stetig wechselnde Mischung aus Musik, sondern auch immer wieder neue Diskussionspartner:innen, mit welchen man sich nicht nur ausschließlich auf politischer Ebene austauscht. Durch die diversen Künstler:innen aus den unterschiedlichsten Genreecken bekommt jedes Konzert seinen ganz eigenen Vibe mit einer gleichbleibenden Message: Altona hat keine Lust auf eine Monsterbrücke!
Mehr Infos zu den Konzerten und den dort spielenden Künstler:innen findet ihr auf der Instagram Seite der Initiative Sternbrücke.