Pünktlich 20.00 trafen wir am Club ein, von draußen hörten wir, dass die erste Band schon spielte. Also hieß es schnell das Wegebier trinken und rein in die gute Stube.
Als wir in den Club kamen, musste man feststellen, dass die Mehrzahl aller Konzertbesucher sich in den hinteren Teil des Raumes verkrochen hatten um Richtung Bühne zu schauen. Schade eigentlich, die erste Band des Abends klang schon mal gar nicht schlecht. Also stellten wir uns nahe der Bühne um „Tales of Aunt and Uncles“ zu lauschen. Die Jungs hatten als Kölner natürlich Heimspiel. Umso verwunderlicher, dass kaum einer direkt vor der Bühne die Band abfeierte. „Tales of Aunt and Uncles“ sind Musikstudenten und eigentlich zu Fünft, aber auch zu viert bezauberten sie mit ihrem Independent-Folk-Rock. Guter Start in den Abend.
Die nächste Band war „Kann Karate“ aus Berlin. Zunächst hatte ich etwas Angst bei dem Namen, etwas falsch zu machen, aber als die Jungs dann anfingen, waren sie doch recht friedlich auf der Bühne. Jedoch merkt man beim ersten Ton schon: das wird jetzt etwas punkiger und schneller als vorher. Das Quartett macht energiegeladenen Punk-Indierock. Eine gute Mischung aus Turbostaat, Alex Mofa Gang und Kraftklub. Apropos Alex Mofa Gang: Die Jungs mit Frontmann Eric schafften es mit ähnlicher Energie, das Publikum zum Tanzen und Mitsingen zu motivieren. Vor allem aber haben sie Ecksteher in Richtung Bühne geholt. So tanzte Eric des öfteren nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Publikum. Nach einer guten halben Stunde, war der Auftritt dann leider schon vorbei. Wir waren allerdings schon gut warm und hatten Bock auf Hi! Spencer.
Kurz vor 22 Uhr standen dann die Jungs aus Osnabrück auf der Bühne. Den Anfang machte Traum im Set. Meine Begleitung tippte mich schon hippelig an, da er tanzwütig werden würde. Zurecht! Es bewegten sich zwar schon so ein paar Leute zu der Musik, aber das war noch sehr spärlich. Kurz danach dann Silvester. Da konnte ich dann auch nicht mehr stillstehen und schon starteten wir unseren eigenen kleinen Pit. Dem Ruf folgten noch ein paar weitere Konzertbesucher, so dass da schnell Bewegung in die Masse kam. Schweißtreibend ging es dann durchs ganze Set. Es folgten Lieder wie Schatten/Licht, Trümmer, Mich nicht, Tel Aviv, Haben, Platten. Natürlich durften auch die vor kurzem veröffentlichten Songs: Klippen und Richtung Norden nicht fehlen. Beide kamen gut beim Publikum an. Während des Konzertes wurde ich immer wieder daran erinnert, wie sehr Hi! Spencer doch den ganz alten Jupiter Jones ähneln...Was durchaus sehr positiv gemeint ist.
Ein ganz besonderes Schmankerl hatte Sänger Sven schon zu Beginn des Sets versprochen. Bei „Sie tanzt“ war es dann auch soweit. Nach dem akustischen Part des Songs stand plötzlich ein bisher „Fremder“ mehr auf der Bühne, um in die Saiten zu greifen. So durfte das Publikum Zeuge davon werden, wie das Lied, in der Besetzung gespielt wurde, wie es ursprünglich einmal aufgenommen wurde. Gegen Ende des Konzertes machte Sven noch eine sehr wichtige Ansage. Die Jungs haben in Kooperation mit „Laut gegen Nazis“ einen Banner auf Tour, auf dem sich jeder Gast verewigen darf. In knapp einem Jahr wird dann das gute Stück für einen guten Zweck verlost, versteigert… sie wussten es noch nicht so ganz. Auf jeden Fall kommt das ganze „Laut gegen Nazis“ zu Gute. Geile Aktion.
Es folgte der wohl unbeliebteste Part eines solchen Abends: Die Jungs kündigten die letzten zwei Lieder ein. Das Publikum forderten allerdings mindestens drei weitere Lieder. Es folgte „Kopf in den Wolken“, könnte neben dem Tourmotto auch das Motto des Abends sein. „Mit dreckigen Schuhen wird weiter getanzt“, sollte zu dem Zeitpunkt nicht nur eine Textzeile sein.
Denn Hi! Spencer schoben kurzerhand noch „Herr Schlüter“ ins Set bevor sie dann mit „Schalt mich ab“ den Abend beendeten. Alles in allem ein sehr gelungener Abend. Nasses Shirt, geile Musik, einen Teil der liebsten Menschen um einen herum, was könnte man da besseres haben. Wir blieben noch auf ein Bier im Blue Shell, während man sich mit Merch eindeckte, oder beobachtete wie die Bands sich mit ihren Fans unterhielten.