Kind Kaputt sind bei Album der Woche ja eine der Lieblingsbands in Teilen der Redaktion. So begab es sich auch, dass wir als Magazin die Tour mitpräsentieren und daher natürlich auch gern Präsenz zeigen. Aber auch so freue ich mich sehr auf das Konzert im Ostpol Dresden. Allein durch ihr hervorragendes Debüt konnte die deutsche Post-Hardcore-Band mich durchweg begeistern und nach einigen Anläufen schaffte es auch das kürzlich erschienene „Morgen ist auch noch kein Tag“.
Angekommen im Ostpol nimmt mich sofort wieder dieses Gefühl ein, welches vor allem in so winzigen Clubs aufkommt. Dieses Familiäre, das Gemeinsame, welches oft auf größeren Konzerten fehlt. Ich habe die Hälfte der Menschen in diesem Raum schon mal gesehen und das ist superschön! Den Anfang machen dann schnell Ell. Das Duo spielt Indie-Punk und schafft es überraschend schnell, die Masse mitzunehmen. Ab dem zweiten Song bildet sich desöfteren ein kleiner Pit in dem winzigen verrauchten Konzertraum. Ell spielen dabei knappe 30-40 Minuten und wärmen die Masse aus knapp 100 Leuten mit ihren Texten über Patriarchat und persönlichen Defiziten auf. Was will man mehr von einem Support?
Kurz danach stehen dann auch Kind Kaputt auf der Bühne. Angefangen mit „In Frieden“, dem Closer ihres neuen Albums, folgt auch der Rest der Scheibe. Ja, genau, Kind Kaputt fragen das Publikum mit der Setlist, wie oft sie „Morgen ist auch noch kein Tag“ gehört haben. Schnell merke ich auch hier, wie großartig die Platte geworden ist. Vor allem „Anfang und Ende“, „Stolpern“ und mein Lieblingstrack des Albums „Gegen Dich“ stellen großartige Livesongs dar. Immer wieder werden einzelne Songs der anderen Platten eingestreut. Egal ob „Wasser“ ihrer letzten EP, „Schwertschlucken“ des Debüts oder mit „Wir bleiben hier stehen“ sogar einer ihrer ersten Songs, all diese kurzen Einschnitte fügen sich wunderbar in den Fluss von „Morgen ist auch noch kein Tag“ ein. Auszusetzen hätte ich hier nur, dass ich mir ein paar mehr Songs aus „Zerfall“ gewünscht hätte. Kind Kaputt enden mit „Bleiben“, leider ohne Mathias von Heisskalt, aber dafür mit einer absoluten Highnote. Wie unfassbar gut dieser Song ist, wäre damit erneut bewiesen.
Aber auch die Sympathie und Awareness, welche das Trio ausstrahlt, macht dieses Konzert so gut. Da gibt es eine kurze, sehr hitzige Auseinandersetzung im Publikum und schon wird der Song unterbrochen und die Sache geklärt. Vor allem wird angemerkt, dass Belästigung dann stattfindet, wenn sich jemand belästigt fühlt und dass eine Kind-Kaputt-Show für alle da ist. Solche Momente sind natürlich keine schönen, aber wenn Künstler*innen sie so lösen, dann ist das definitiv etwas, was man als Pluspunkt zählen sollte. Ab diesem Punkt hält sich der Mosh dann zwar nicht zurück, allerdings fahren die Menschen, welche zuvor noch stark übertrieben haben (es war wirklich etwas grenzwertig) ebenfalls zurück. So sollte es immer sein.
Was bleibt nun? Ein gutes Gefühl, das ist wohl die beste Beschreibung dafür. Kleine Konzerte, bei welchen die Band den Leuten vor der Bühne ehrlichen Dank und Liebe ausspricht, mit ihnen interagiert und für sie da ist, wenn etwas passiert, sind vor allem momentan besonders, wo doch vor allem solche Winzshows am laufenden Band abgesagt werden. Dazu folgen ein hervorragender Support, die wunderbare Melancholie der Kind-Kaputt-Musik, ein schwitziger, vernebelter Ostpol und eine lecker kühle Fassbrause, welche danach noch einmal besser schmeckt. Ein Konzert, welches auch in kalten Zeiten Herzen erwärmt und Tränen trocknet.