Ist das eigentlich schon das Tourpackage des Jahres? Sowohl Smile and Burn als auch Kind Kaputt konnten mich letztes Jahr komplett überzeugen, sowohl live als auch mit ihren jeweiligen neuen Alben. Nun ergab es sich, dass Kind Kaputt kurzfristig aus einer anderen lange geplanten Tour rausgestrichen wurden und nun auf hohen Kosten saßen, in einem Post kommentierte dann Smile and Burn, sie wären da noch frei. Kurze Zeit und Emmerich als Support später steht die „Besser Jetzt als Morgen Tour“. Nun stehe ich im neugebauten Naumanns, betrachte den ausgebauten Dachstuhl und warte darauf, dass der Abend endlich losgeht.
Emmerich
Emmerich brüllt einmal laut „EY“ ins Micro und legt dann mit seiner Band („Die Blindschleichen“) los. Knapp über eine halbe Stunde Energie und Action. Fokus liegt dabei natürlich auf seinem kürzlich releasten Album „Life Sucks“, welches hier auch mit ganzen acht Songs vertreten ist. Es wird gesprungen, getanzt und zumindest auf der Bühne gemosht, sodass schon jetzt all das Adrenalin ausgeschüttet werden kann. Der Auftritt des Blackout Problems Gitarristen macht mir wahnsinnigen Spaß, vor allem weil mir das Album eben so sehr gefallen hat und es live auch gut funktioniert. Am Ende bleibt nur der Kritikpunkt, dass ich gern noch länger dabei zugeguckt hätte, wie sich Moritz Hammrich wie ein Flummi über die Bühne bewegt.
Smile and Burn
Als zweites spielen Smile and Burn und ihr könnt euch sicher denken, dass es ab hier sehr eng vor der Bühne wurde. Diese Menschentraube löste sich aber spätestens auf, als die Punkband aus Berlin als zweiten Song „Zubetoniert“ anstimmte. Auch hier gab es wahnsinnig viel Energie, welche von der Bühne schallte, allerdings ging sie nun auch wieder zurück. Es wurde gemosht, es gab eine Wall of Death und all das traf auf eine äußerst diverse Setlist. Eine Mischung aus Englisch und Deutsch, also neu und alt. Weniger ruhige Songs, was dem ganzen wenig Schlechtes tat und mehr von Songs wie „Scheißsystem“ oder „Computer spielen“. Ebenso sorgten sympathische Ansagen für ein sehr familiäres Gefühl, was diese Tour ja eh ist, sehr familiär und freundschaftlich, sonst würde sie in der Form ja auch nicht existieren. Smile and Burn räumten nach einer knappen Stunde die Bühne und es ließ mich recht verwundert zurück, es ist mutig, dass Kind Kaputt nach Smile and Burn spielen, nicht wegen Größe oder so, sondern zwecks der Dynamik und Härte. Ich hatte das schwerwiegende Gefühl, dass es eventuell nicht funktionieren könnte. Ich hätte mich nicht mehr irren können.
Kind Kaputt
Die Lokalmatadore Kind Kaputt brachten uns eine ebenso vielfältige Setlist mit, zwar war natürlich wieder ihr aktuelles Album „Morgen ist auch noch kein Tag“ im Fokus, jedoch nicht mehr in Gänze und mit ein paar kleinen, aber sehr eindrücklichen Änderungen. Dabei war „Leichter“ von ihrer EP der Opener, worauf direkt „Gründe“ folgte. So kann man auf nen Montag Abend mal starten. Nun gab es hier nicht unbedingt Platz für Pogo, jedoch ließ es sich die Crowd nicht nehmen, sehr laut mitzusingen und ihre Köpfe wahnsinnig hart mitwippen zu lassen. Aber wir haben ja erst gestartet. Der Höhepunktblock kam dann so ungefähr bei der Hälfte und begann mit dem Song „Schuld“. Dieses Stück ist es, mit welchem ich Kind Kaputt kennengelernt habe. Nicht nur ist dieser krass emotional und melancholiegeladen, auch kam die Crowd hier auf ein Hoch, welches nicht mehr abklang. Auch der folgende Song „Stolpern“ profitierte wahnsinnig von der Homecrowd. Wie Fabi selbst sagte, war es der lauteste Chor, den sie je erlebt haben und so hörte es sich auch an. Es ist nicht zu beschreiben, wie dieser Song in dieser Atmosphäre wirkte. Aber der große Knall kam erst noch. Relativ schnell hatten alle im Saal bemerkt, dass Mathias Bloech von Heisskalt ebenfalls da war. Und als der Song „Bleiben“ angestimmt wurde, wusste jeder, was jetzt gleich kommt. Denn Mathias sang seinen Part selbstverständlich selbst und auf einmal wurde aus der vibenden Crowd ein Hardcorekonzert. Wall of Death, am Mikrofon mitbrüllen, etc. Und diese Energie ging nun auch nicht mehr, denn es wurde auch kaum noch etwas Ruhiges gespielt, dazu noch ein Cover von „Durch den Monsun“ inklusive einer selbstkritischen Ansage zum Thema selbstbestimmtes Auftreten und Toleranz. Alles endete mit „Wasser“ und immer wiederkehrenden Circle Pits. Der Wahnsinn wirklich, selten war ich so froh, mich irgendwie geirrt zu haben.
Was soll man zum Abschluss noch sagen?
Emmerich und Smile and Burn waren wie erwartet ganz großartig, aber Kind Kaputt haben mehr als abgeliefert, abgerissen und all diese bedeutungsstarken Worte. Ich habe danach gesagt, dass Kind Kaputt mit diesem Gig für mich zu den Top 10 Konzerten gehören, welche ich bisher erlebt habe und mit etwas Abstand unterstreiche ich diese Aussage noch einmal deutlich. Mehr gibt es dazu auch gar nicht zu sagen. Es ist traurig, dass Kind Kaputt einen Teil dieser Tour wegen Krankheit nicht spielen konnten, allerdings gibt das diesem Konzert noch einmal einen deutlichen Stempel der Einzigartigkeit. Ich war komplett happy nach diesem Konzert und das passiert mir nicht so oft.