Noch letztes Jahr haben Knocked Loose die kleineren Clubs Europas gespielt und ihre letzte EP damit auf eine kleine Tour geführt. Mit ihrem aktuellen Album gehen sie nun auf die größeren Bühnen Europas und halten dabei auch in der Columbia Halle in Berlin. Mit dabei ist nicht nur eine, sondern drei hochklassige Supports mit den Hardcore Thrashern von Pest Control, den Brutalos von Harms Way und den legendären Basement, welche zurück auf den Bühnen Europas sind.
In der Halle angekommen lässt sich direkt das Kreuz vom Cover des Albums „You Won't Go Before You're Supposed To“ erblicken, welches als Backdrop für den Headliner dienen soll. Die Halle füllt sich schnell, und pünktlich um 19 Uhr stehen Pest Control auf der Bühne.

Pest Control
In den letzten Jahren erobern Bands mit weiblich gelesenen Mitgliedern am Mikrofon immer mehr und weiter die Bühnen, und auch hier könnte ich das kaum besser finden. Pest Control spielen eine Mischung aus klassischem Thrashmetal und Hardcore, währenddessen springt Frontmensch Leah Massey-Hay über die Bühne und brüllt ohne Punkt und Komma ins Mikrofon. Pest Control klingen erfrischend und richtig gut. Ich hatte selten so viel Freude an einem Support, auch wenn der Gig nach knapp 25 Minuten vorbei ist.

Harms Way
Harms Way, die kennt ihr eventuell aus dem Running Man Meme vom This IS Hardcore Festival 2019, wo die Band den Song „Infestation“ spielte. Der soll hier natürlich auch vertreten sein. Generell klingt das hier alles schon ziemlich gut. Die Breakdowns ballern ordentlich und alles in allem sollte mir die Musik gefallen, jedoch wurde ich nie mit der Stimme des Sängers warm. Der Halle scheint das halbstündige Set jedoch zu gefallen, so bilden sich erste Violent Dancing Pits im Publikum.

Basement
Dann jedoch kommen wir zu der Band, die wohl einige Leute vor allem hergelockt hat. Basement aus dedem Vereinigten Königreich, letztes Jahr noch Headliner des Outbreak Festivals und in letzter Zeit vor allem in kleinen Pubs zu finden, stehen hier und jetzt auf großer Bühne und sofort ist die Stimmung in der Halle pompöser, energetischer und das Publikum ist nun zu 100% wach. Die Songs kennen alle auswendig, oft ist das Publikum lauter als die Band und spätestens als „Earl Grey“ als zweites ertönt, gibt es hier kein Halten mehr. Ein wildes Potpourri ihrer Alben inklusive neuem Song erklingen und am Ende reißt man mit „Covet“ alles auseinander, das Publikum eskaliert, eventuell fast mehr als bei Knocked Loose später am Abend. Das war ein absolutes Highlight. Das war wirklich herausragend.

Knocked Loose
„Thirst“, „Deep in the Willow“, „Mistakes Like Fractures“, die ersten drei Songs von Knocked Loose bereiten nur minimal auf die Energie vor, welche hier freigesetzt werden wird. Die Band um Bryan Garris steht vor dem giftgrün leuchtenden Kreuz und es werden vor allem hellende, flashende Lichter eingesetzt, welche teilweise sogar fast anstrengend sind. Natürlich geht es vor allem um ihr aktuelles Album und am Ende wird fast alles gespielt, aber sämtliche andere Alben und EPs werden natürlich nicht ausgelassen. „God Knows“, „Billy No Mates“ oder „Trapped in the Grasp of a Memory“ lassen kaum etwas vermissen, mir selbst fällt jetzt gerade nur „All My Friends“ ein, welches ich schmerzlich vermissen musste. Dabei ist es sowohl der Sound, die Produktion als auch die Energie der Band, die auf eine ebenso energieintensive Crowd trifft, die tatsächlich ziemlich hardcorig ist. Kaum Pushpits, sehr viel Rücksichtnahme und wahnsinnig viel Energie sind hier zu finden. Das hab ich auf kleineren Shows schon viel schlimmer gesehen. Von der Bühne schallt es mir persönlich etwas zu oft, dass noch mehr Crowdsurfer kommen sollen. Das hätte zweimal gereicht, hab ich aber so viermal gehört. Am Ende steht „Sit & Mourn“, welcher die Atmosphäre der Show abschnürend zum Schluss bringt und nach knapp einer Stunde ist alles vorbei.

Ich hatte etwas Angst vor diesem Konzert. Schnell werden solche Shows im großen Stil durch Menschen, die keine Ahnung haben, wie man sich auf Hardcore-Shows verhält, etwas zerstört, mit Ruderpits und Co. Hier jedoch löst man Menschen ohne Shirt oder Menschen, die übertreiben noch im Publikum selbst, mit Respekt oder Anstandsschelle. Dieser ganze Abend war eine einzige Wonne, entspannend trotz brutalster Musik, ein den Umständen entsprechend angenehmer Pit und ziemlich viele nette Menschen. So kann es immer laufen, wenn eine Band, die es verdient, größer wird. Nur 40 € für Shirts, das ist wirklich unnötig!