Der Frühling ist zurück in Berlin. Und passend zu den zweistelligen Temperaturen präsentieren Cassia ihren entspannt groovenden Indie-Rock im Lido in Berlin-Kreuzberg. 2020 zogen die Briten in die Stadt, um dort neue Songs aufzunehmen. Und wie es sich für eine Quasi-Hometown-Show gehört, ist das Publikum von Anfang bis Ende dabei.
Den Abend eröffnet Luke Noa, der sich als melancholischer Singer-Songwriter selbst auf der Akustikgitarre begleitet. Und einen kleinen Fanclub dabei hat, der laut jubelt und mitsingt, auch bei neuen Songs.
Als kurz darauf ein Chor-Sample erklingt und Cassia die Bühne betreten, gibt es kein Halten mehr. Vom ersten Song an tanzt der ganze Saal. Da stört es auch nicht, dass die twangy Gitarre zunächst im Mix untergeht, denn auch Drums und Bass reichen aus, um sich zu bewegen. Entsprechend schnell wird es warm im gut gefüllten Lido, was einige Besucher dazu bringt, Luftzufächern in ihre Choreografie einzubauen. Sänger und Gitarrist Rob (dessen Instrument ab dem dritten Song auch endlich zu hören ist) hält es erstaunlich lange in dem Ledermantel aus, in dem er auf die Bühne gekommen ist.
Besonders die häufigen "Oho"-Passagen singt das Publikum gerne und viel mit, es wird mitgeklatscht, geschunkelt und mit den Armen gegroovt. Gerade ein Interlude, bei dem alle drei Musiker gemeinsam trommeln, wird viel bejubelt und sogar noch mehr, als diese Einlage nahtlos in „Small Spaces“ übergeht. Solche Momente gibt es leider viel zu wenig an diesem Abend. Die Songs werden meist sehr abrupt beendet, was dem Flow der Show nicht unbedingt gut tut.
In der Zugabe menschelt es noch einmal, als „Gotta Get Through Til Monday“ in der falschen Tonart begonnen wird. Danach ist nach etwas mehr als einer Stunde Schluss. Draußen ist es immer noch warm genug, um noch ein Bier auf einer Bank zu trinken. Schöner kann der Frühling kaum starten.