Letzten Samstag war es dann soweit. Die Veröffentlichung von dem nun dritten Album „1976“, sollte gebührend gefeiert werden. Veranstaltungsort war das „JAB“ im Haus der Jugend in Düsseldorf. Als Vorbereitung auf den Abend hatte ich mir morgens mehrfach das am Freitag erschienene Album angehört. Der Neuling machte richtig Lust auf den Abend. Der altbekannte Stil, nur noch etwas rockiger und schneller. Voller Vorfreude ging es dann abends zur Location.
Um acht angekommen konnte man von draußen die Vorband hören. Casino Blackout heißen die Jungs aus Füssen, die den Abend einheizen sollten. Leider habe ich vor der Location noch ein paar alte Freunde getroffen und mich mit denen verquatscht. Von draußen klang das Ganze aber schon recht gut. Am Morgen danach habe ich mir Casino Blackout auch nochmal angehört: schöner Punkrock, gute Texte, zwar etwas weicher, aber hörenswert. Die Jungs werde ich mir bei Gelegenheit auf jeden Fall mal live anhören.
Nachdem die Vorband zu Ende gespielt hatte ging es dann auch schon rein in die gute Stube. Der Saal war gut gefüllt, aber nicht so ätzend gedräng, wie man es von manch anderem Konzert im Haus der Jugend kennt. Cryssis machten ein paar letzte Soundchecks, bevor es losging. Sänger Dick York begrüßte das Publikum mit einem breiten Grinsen. Der Opener war „Everything‘s A Lie“. Obwohl der Song von der neuen Platte ist, packte es schon einige im Publikum, der rhythmische Tanzabend hätte besser nicht beginnen können. Noch die ersten drei Lieder etwas hinten nahe der Theke stehend, beschloss ich, mir das Spektakel von weiter vorne anzusehen. Ich hatte ziemliche Lust und die neuen Lieder machten einfach Spaß. Zuvor veröffentlichte Songs wie "Jupiter Joe" und "Fighting in Brighton" folgten. Bei letzterem musste Dick nur ein „Come on Düsseldorf“ sagen und schon setzte der Saal zum lauten Mitgesang an. Zugegeben, ein „Oh, oh, oh“ ist nicht schwierig. Es trug aber trotzdem zum Mitmachen bei und hob die Stimmung. Generell nahm das Publikum die neuen Lieder sehr gut an. Schnell wurde auch klar, dass Cryssis heute das komplette neue Album live spielen würden, nur in geänderter Reihenfolge. Wie es sich für eine Album-Releaseshow gehört, hatten die Jungs ein paar Überraschungen vorbereitet. Auf dem neuen Longplayer findet man ein paar Stücke, die mit Geige bzw. Akkordeon begleitet werden. So holten sich Cryssis bei einigen Liedern Hilfe von Laura an der Violine.
Die Jungs rund um Dick York hatten sichtlich Bock und tierischen Spaß. Doch breites Grinsen und tanzende Menschen konnte man nicht nur auf der Bühne, sondern auch im ganzen Publikum entdecken. Der Albumblock endete wie auch auf der Platte mit „Do You Know Who I Am“, ein etwas ruhigeres Lied zum Mitschunkeln. Doch Dick York machte keine Ansage, dass dies das letzte Lied gewesen sein sollte. Im Gegenteil. Er bat das Publikum, noch näher an die Bühne zu kommen. Die Leute folgten seinem Ruf. Ein „Let‘s get back to the business“ leitetet den nächsten Teil des Konzertes ein. Es ertönte „Could It Be“, ein Klassiker von Cryssis. Jetzt war das Publikum gar nicht mehr zu halten. Die Menge tobte, es tanzten immer mehr Menschen, bis am Ende nur ein einziger Tanzsaal übrig war. Weitere Hits und Lieder folgten. So viele, dass man sich schon fragen musste: „Spielen Cryssis heute alle drei Alben?“ Die Lieder von den zwei Vorgänger-Platten wurden lautstark vom Publikum mitgesungen. Nach gefühlt 10 weiteren Liedern dann die Ansage: „Thank you and Goodbye Düsseldorf“.
Zugaberufe des Publikums wurden natürlich erhört. Cryssis kamen mit weiterer Unterstützung zurück auf die Bühne. Mr. Snider hatte seinen Bass abgegeben und sich eine Gitarre umgeschnallt. Leider habe ich nicht ganz mitbekommen, wer der ominöse unbekannte Gastmusiker war. Ausgestattet mit nun drei Gitarren und einem Bass ging es dann auch schon schweißtreibend mit „She Loves“ weiter. Der Tanzsaal nahm seine Aktivität wieder auf. Cryssis wirkten so, als würden sie nie wieder mit dem Spielen aufhören. Ein Lied nach dem anderen wurde auf die Bühne gebracht. Irgendwann meldete sich Trip Tom zu Wort und sagte: „Ohne ein Lied können wir nicht gehen. Hier ist ‚London‘“ Nach „London“ gingen Cryssis wieder von der Bühne. So ganz stimmte Toms Aussage nicht. Ein Lied fehlte: „Mr. Jack“ So rief das Publikum abermals nach Zugabe. Alle Musiker betraten nochmal die Bühne und Dick begann mit den Akkorden zu „Mr. Jack“. Auch wenn es sehr ruhig ist, ist der Song einer meiner Favoriten. Die ersten Wunderkerzen und Feuerzeuge leuchteten auf. Im Refrain dann wieder lauter Publikumsgesang. Das Lied wurde nochmal schön in die Länge gezogen, zwischenzeitlich stellte die Band ihre Arbeit ein, um dem Publikum zu lauschen. Dann setzte sie langsam nach und nach zum Finale wieder ein. Nach dem letzten „Now I‘m Home“, verabschiedeten sich Cryssis und beendeten das Konzert. Schade, von mir aus hätte das Ganze noch länger gehen können. Es war ein sehr schöner und tanzbarer Abend.