Die Location, das Kulturzentrum Schlachthof, liegt fußläufig gut erreichbar vom Wiesbadener Hauptbahnhof. Das sorgt für eine gute Erreichbarkeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, aber auch für ausreichend (überwiegend kostenpflichtige) Parkmöglichkeiten vor Ort. Die Bahn nimmt zum Beispiel auf ihren Parkplätzen einen Fünfer als Tageshöchstsatz, das geht schon klar. Rund um die Konzerthalle befindet sich nicht nur das etwas kleinere Kesselhaus, in dem ebenfalls Veranstaltungen stattfinden, sondern auch die Bar mit Restaurant "60/40" sowie diverse Möglichkeiten für Freizeitsport. Da am Nachmittag die Sonne scheint, tümmeln sich bereits einige Leute um die Konzerthalle und lassen sich entweder ein Kaltgetränk samt Burger im "60/40" schmecken oder, und das betrifft eher die Einheimischen als die Konzertgäste, sie spielen zum Beispiel Beach-Volleyball oder betreiben Kraftsport an der frischen Luft. Ihr wisst, was das heißt: Ab in die Bar.
Die Herangehensweise des Schlachthofs ist mehr als fair: 1€ für den Becher Wasser, knapp 5€ für das große Bier, die Softdrinks pendeln sich irgendwo dazwischen ein und wer Lust auf Spirituosen oder Longdrinks hat, wird vor Ort genauso fündig wie hoffentlich ganz viele Menschen beim Infostand von Sea Punks e.V., die neben Infomaterial Klamotten, Aufnäher und sogar Seife im Angebot haben. Am anderen Ende der Halle eröffnet gerade Damona den Abend. Von weitem sieht die Künstlerin in ihrem oversized Hoodie und der Frisur geschuldet auf den ersten Blick etwas nach Nina Chuba aus, spätestens mit den ersten Klängen klärt sich die Lage dann aber auf. Damona, ihr Drummer zur aus ihrer Sicht der linken Seite sowie ihr Gitarrist zur Rechten sind nicht nur textlich englischsprachig, sondern auch in deutlich rocklastigeren Gefilden unterwegs. Sie wünscht sich Moshpits - sie bekommt Moshpits. Sie wünscht sich Mitsingparts und lädt das Publikum offensiv zum Tanz ein - Wiesbaden macht gerne mit. Ein gelungener Auftakt eines vielversprechenden Samstagabend im Schlachthof.
Deine Cousine

Pünktlich um 21:00 Uhr wird die Halle abgedunkelt und das Intro von Deine Cousine ertönt aus den Lautsprechern. Erwartungsgemäß laut wird es dann, als Ina die Bühne betritt und den Leuten entgegen strahlt. Mit "So jung und so dumm", einem der bereits veröffentlichten Songs vom neuen Album "Freaks", startet die Show wirklich energiegeladen. Es stellt sich aber genauso schnell heraus, dass Ina zum Abschluss der Tour mit ihrer Stimme zu kämpfen hat. Sie gibt das im Anschluss auch offen zu und bittet den Schlachthof darum, dafür heute umso lauter zu sein. Der heutige Auftritt legt aber auch offen, wie hoch die Dichte an wirklich guten und mittlerweile bekannten Songs bei dieser Band mittlerweile ist. Beim siebten Song, "Disclaimer", ruhen wirklich alle Blicke wie gebannt auf der Band und es singt keiner mehr mit. Das liegt jedoch nur daran, dass dieser Titel bisher unveröffentlicht ist und im Rahmen der Tour zum ersten Mal zum Besten gegeben wird. Zu den wirklich bekanntesten Nummern wie "Scheiß auf Ironie" oder "Der Himmel ist 'ne Kneipe" (standesgemäß mit Gastsängerin aus dem Publikum) gesellen sich ein Cover von "König von Deutschland" inklusive leicht modifiziertem Text sowie zwei ganz besondere Momente, in denen Ina "Ich bleib nicht hier" im Publikum sowie "Raus an dich" alleine mit Gitarre auf einer kleinen Bühne mit Bushaltestellenschild am anderen Ende der Halle singt.
21 Titel inklusive vier Zugaben spielen Deine Cousine heute Abend. Und da Ina sich "lieber ein Bein ausreißen würde, als eine Show abzusagen", fängt Wiesbaden sie nicht nur textlich, sondern auch bei den Ausflügen ins Publikum im wahrsten Sinne des Wortes immer wieder auf. Nachdem "St. Pauli" und "Attacke" die Halle noch einmal richtig laut gemacht haben, beendet die Band ihr heutiges Set mit dem Song "Bitte bring mich nach Hause". Würden wir beim Ausgang eine geheime Abstimmung durchführen, die Mehrzahl der Gäste wäre dagegen.