Neulich spielten die Cigaretten ihr Konzert noch auf dem Platz vor der Sternbrücke. Nun sind sie in der Astrastube, welche direkt in der Sternbrücke liegt.
Die urige Wohnzimmeratmosphäre der Astrastube wird von den Cigaretten direkt gebrochen. Die Distortion wird so hoch wie möglich eingestellt und durch die immer wieder vorbeifahrenden Bahnen wird der Bass nochmal ordentlich verstärkt. Die Stimmung ist ab dem ersten Song aufgeheizt und das Publikum ist, wenn auch etwas zögerlich, von der Energie der Band gefesselt.
Es wirkt so, als würden die Cigaretten auf der Bühne ihre komplette Wut herauslassen. Sie schreien sich die Seele aus dem Leib während das Schlagzeug durch die Wucht gefühlt beinahe auseinanderbricht. Nach dem zweiten Song verabschiedet sich dann eine Saite der E-Gitarre, ausgerechnet die D-Saite. Doch nach kurzer Überlegung stellt die Band fest, dass man für die nächsten Tracks sowieso nicht alle Saiten benötigt. Deshalb wird noch kurz weitergespielt, bis die erste Vodka-Pause gleichzeitig für den Saitenwechsel genutzt wird.
Die Cigaretten sind laut, so gehört sich das im Punk. Was auf jeden Fall noch dazugehört, ist der Alkoholkonsum. Verständlicherweise gibt es beim Konzert also die ein oder andere Schnapspause. Sich Songs zu merken ist auch im nicht nüchternen Zustand durchaus möglich, doch bei Zahlen hört es dann auf. Zumindest bei den Cigaretten. Zwischendurch wollen sie ihr Denkvermögen unter Beweis stellen und bitten das Publikum, verschiedene Ziffern in den Raum zu werfen, die sie sich dann bis zum Ende des nächsten Songs merken sollen. Als dann der Song vorbei ist, kommen auf die Frage „Was ist nun mit den Zahlen?“ nur verwirrte Blicke von den Bandmitglieder, bis sich dann der Bassist wieder verschwommen erinnert.
Die Cigaretten brechen immer wieder die „Grenze“ zwischen Publikum und Band und schaffen so eine Art familiäre Atmosphäre. Zum letzten Song holen sich die Cigaretten noch einen Menschen aus dem Publikum auf die Bühne, um gemeinsam „Am Strand“ zu singen. Denn dieser Song wirkt erst richtig, wenn ihn mindestens zwei Menschen gemeinsam singen. Und so wie es sich für ein Underground-Konzert gehört, wird nach dem letzten Song noch gemeinsam mit der Band geschnackt und das ein oder andere Getränk vernichtet.