Donnerstagabend in Köln. Die Studierenden nutzen bekannterweise genau diesen Abend, um die Nacht zum Tag zu machen, da die Auswärtigen am Freitag die Heimreise antreten und die Stadt für das kommende Wochenende verlassen. Dementsprechend sind die Straßen der westlichen Innenstadt durch die Nähe zur Universität gut gefüllt und man tummelt sich zwischen Imbissen, Kiosken, Kneipen und mittendrin dem MTC.
Die Chancen stehen also gut, dass sich der ein oder andere Punkverliebte heute Abend von je einer Punkband aus England und den USA anlocken lässt und den Weg in den Kellerclub auf der Zülpicher Straße findet.
Die Türen öffnen heute Abend um 19:00 Uhr und auch wenige Minuten vor Youth Killed It, der heutigen Vorband von Mainact The Frights, tummeln sich gerade einmal zwei Hände voll Menschen vor der Bühne. Das ändert sich pünktlich in dem Moment, in dem Frontmann Jack und seine Jungs aus Norwich auf die Bühne steigen und sich die Instrumente umhängen. Zum Glück. Während der ersten Klänge von „(Jean Claude) Van Mann“ sieht das Ganze bereits ganz anders aus und zumindest der Bereich vor der Bühne ist gut gefüllt. Youth Killed It sind von Anfang an voll da und lassen Ihre Songs für die ca. 80 Anwesenden live um einiges schmetternder rüberkommen als auf den beiden bisher erschienenen Alben. Bei den folgenden Titeln „What’s So Great, Britain?“ und „Headbutt“ ist im Publikum bereits Mitsingen zu vernehmen und als Sänger Jack einige Leute im Publikum wiedererkennt ist klar, dass hier auch Fans extra wegen Youth Killed It nach Köln gekommen sind, zum Beispiel aus dem heimischen London.
Das interessanteste Outfit auf der Bühne präsentiert zweifelsfrei Gitarrist Carlos, der die Show in hellblauer Latzhose mit Schwarzer Wollmütze spielt und beides nach seiner bewegungsfreudigen Performance wahrscheinlich auswringen kann. Die Songauswahl erstreckt sich über beide Alben und ist wirklich gut gewählt. Neben den bereits erwähnten Titeln sorgen unter anderem „What You’re Thinking“, „Where Did I Go Wrong“ oder „Molly“, in dem Sänger Jack auch mal zur Gitarre greift, für eine absolut zufriedene Crowd. Youth Killed It lassen dabei den Spaß nicht zu kurz kommen. Als Jack einem Fangirl in der ersten Reihe einen vorher zerbrochenen Drumstick schenkt, will Bassist Josh seinen Bass direkt mitverschenken. Dass Jack aber Joshs Pedale noch dazugeben will, findet dieser dann gar nicht mehr so lustig. Ebenfalls ist es Bassist Josh, der immer wieder durch seine mäßigen Deutschkenntnisse auffällt und den Kollegen das wichtigste deutsche Wort für eine britische Band auf der Bühne beibringt: „Dankeschön!“. Josh spricht laut Jack immerhin drei Sprachen: „english, idiot and german“. Bis auf den kurzzeitigen Ausfall des Mikrofons vom weiteren Gitarristen, der ebenfalls den Namen Josh trägt, verläuft die Show ansonsten reibungslos. Sie findet aber bereits nach ca. 35 Minuten ein Ende und ist damit etwas zu kurz geraten.
Nach einer kurzen Umbaupause hat sich der Club noch etwas gefüllt. The Frights spielen amerikanischen Surfpunk und stammen aus Poway, California. Auch wenn sich Sänger Mikey während der Show sehr darüber wundert, wie viele Leute zu ihren ersten Shows in Deutschland gekommen sind, sind auch Fans in The Frights-Shirts anwesend und feiern jeden Song frenetisch. Die Stimmung im MTC findet während dem Auftritt ihren Höhepunkt und während der gesamten Show tobt ein zwar kleiner, aber ansehnlicher Moshpit vor der Bühne. Viele der gekommenen Fans sind textsicher und bereit, jeden Mitsingpart inbrünstig zu singen und vor allem dauerhaft zu tanzen.
Die Musik der Amerikaner lässt sich aber auch einfach verdammt gut tanzen. Die Show von The Frights ist von guter Laune mit einigen Späßen geprägt und es entsteht so etwas wie eine Symbiose zwischen Band und Publikum. Highlights sind ein bestimmt über zehn Minuten ausgedehnter Song, den die Bandmitglieder abwechselnd mit den meisten Anwesenden bekannten Zeilen bekannter Songs füllen (z.B. „Basket Case“ von Green Day oder „Don't Stop Believin'“ von Journey) oder ein Titel kurz vor dem Ende des Auftrittes, in dem Mikey alle Bandmitglieder zum „shaken“ ihrer Hinterteile auffordert. Alle Beteiligten kommen dieser Aufforderung nach. In Erinnerung bleibt zudem eine Performance von Drummer Marc, die in Sachen Energie und Gewalt oft seines gleichen sucht. Auch The Frights legen einen vergleichsweise kurzen Auftritt von ca. einer Stunde hin. Die Länge der Auftritte bleibt aber der einzige fade Beigeschmack an einem ansonsten wunderbaren Punkabend im Kölner MTC. Unter dem Strich dürfen es aber beim nächsten Mal gern mehr als 90 Minuten Livemusik sein.