Bei ihrem gerade einmal dritten Konzert überhaupt lassen sich die Hamburger Alternative-Neulinge Zwo Eins Risiko natürlich nicht lumpen und bringen jede Menge lokales Publikum mit, das die winzige Astrastube sehr ordentlich füllt. Das Duo hat deshalb eindeutiges Heimspiel und kann seine größtenteils noch unveröffentlichten Songs mit breiter Brust vortragen. Ein wenig Nervosität merkt man den beiden Keller-Brüdern natürlich trotzdem an – aber wenn Bassist Valentin mitten im Song seinen Gehörschutz verliert oder Drummer Leo ein Ersatz-Drumstick verloren geht, macht das den Auftritt erstens musikalisch nicht weniger souverän und zweitens umso sympathischer. „Herz“, der finale Schlusspunkt des halbstündigen Sets, zeigt mit seinem groovenden Tom-Morello-Riff am deutlichsten, warum die Pausenplaylist nicht umsonst mit unter anderem Audioslave gefüllt ist.
Die Aufgabe für Kochkraft durch KMA, den Headliner des heutigen Abends, könnte nun eigentlich kaum komplizierter sein. Als das flackernde Synthie-Intro des Quartetts ertönt, befinden sich im Club gerade mal eine Handvoll Zuschauer, weil ein Großteil der Anwesenden vor allem auf Ruf der Vorband anwesend ist. Die vor der Bühne stehenden lassen sich aber sehr schnell von der unheimlichen Weirdo-Gewalt der Kochkraft-Songs einnehmen und es dauert nicht lange, bis die Astrastube wieder ordentlich Publikum hat. Das liegt an vielen Faktoren und der blanken Überflutung durch die Kombination all dieser. Frontfrau Van da Vla tritt immer wieder von der Bühne und zettelt einen Hüftschwung-Contest an. Drummer Berayhabipper gönnt sich teilweise minutenlange A-Capella-Phrasen-Einwürfe mit gepitchtem Mikrofon und lacht sich dabei über sich selbst kaputt. Letzterer ist es auch, der irgendwann durchs Publikum läuft und alle Zuschauer der Reihe nach segnet – und damit auch nicht aufhört, bevor nicht jeder Einzelne vom heiligen Geist der Kochkraft durchfahren wurde.
Nicht zu halten ist das Publikum aber nicht nur wegen all dieser sympathischen Blödeleien, sondern vor allem wegen der unheimlichen Spielfertigkeit der Band, die ähnlich mitreißend ist wie die ungeheuren Jams eines WhoMadeWho-Konzerts – mit dem Unterschied, dass Kochkraft durch KMA musikalisch wesentlich eskalativer agieren. Und so bildet sich schon nach dem ersten Drittel des Gigs ein hemmungsloser Moshpit, der bis zum Schluss nicht mehr abreißt und seinen Höhepunkt zum Song „Atomuhr“ findet, bei dem sich Zwo-Eins-Risiko-Basser Valentin zu einem spontanen Feature hinreißen lässt. Zum Abschluss der Zugabe werfen Kochkraft durch KMA demonstrativ ihre Instrumente um und Berayhabipper lässt seine Becken auf den Boden fallen, um sie ein letztes Mal schellen zu lassen. Damit ist für heute alles gesagt.