Zwei Urlaubstage gehen für diesen Trip drauf, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Kollege Mucki hat sich gleich um 4 Uhr früh aus dem Westen losgemacht und besucht noch gute Freunde von uns, ich mache mich gegen Mittag auf. Nach einer kurzen aber schmackhaften Zwischenlandung in Berlin-Ost finden wir uns beide vor dem Ramones-Museum wieder, welches jetzt am Schlesi wohnt. Viel bessere Location muss ich mal sagen. Mucki bestellt die erste Runde, wir warten auf hohen Besuch: Alex von den Plastikpunks und etwas später die Rumschreier von Blut Hirn Schranke, die mit Lygo auch in der Stadt sind. Nach und nach finden sich alle ein. Mittlerweile nehmen wir die gesamte „Lounge“ des Museums ein, schwatzen über dies und jenes und schmieden emsig Pläne – hach, ein schöner Donnerstagnachmittag. Als es dann Zeit ist, sich zu verabschieden, werde ich schon ganz wehmütig, aber der Hauptprogrammpunkt des Abends stand uns ja noch bevor.
Ich beschließe die erste Getränkerunde mit einer Cola zu beginnen, damit ich den Abend noch komplett miterlebe. Radio Havanna fangen pünktlichst um 20 Uhr an, das Bi Nuu zum tanzen zu bringen. Mit „Unnormal“ legen die Wahlberliner gleich mal gut los, Mucki und ich sind die ersten die das Tanzbein schwingen und mitsingen – wir saßen ja vorher auch eine Weile. Ein schönes 40-minütiges Set folgt, kaum Zwischenansagen, Pfeffi-Runde gab es aber dennoch. Nach den ersten 3 Liedern bemerkt man auch ganz klar den Heimvorteil – Radio Havanna geben mächtig Gas und das Publikum rastet mittlerweile richtig aus. Mit „Kaputt“ endet dann leider schon der Auftritt und wir ziehen uns kurz zum Durchatmen zurück.
Mittlerweile ist eine Menge Berliner Punkprominenz im Haus: Archi von der Terrorgruppe, die Alex Mofa Gang, Montreal und Kotzreiz werden bei gemütlichem Plausch ausgemacht.
Massendefekt betreten wenig später die Bühne und nicht nur Mucki, sondern auch der Bereich vor der Bühne wird immer voller. Gitarrist Klaus hatte heute einen eigenen Fan-Club, den gesamten Abend über ließen es sich weibliche Fans nicht nehmen, in jeder Pause ein beherztes „Klausiii“ zu rufen. Immer diese Groupies. Damit von Anfang an gleich ordentlich Stimmung aufkommen kann, legen die Meerbuscher mit „Der Hoffnung entgegen“ gleich mal die Messlatte für den Abend hoch: Textsicheres Publikum, ordentlicher Moshpit, schönes Ding. Die längere Konzertabstinenz ist der Band kaum anzumerken, zielsicher steuern sie das Set durch die verschiedenen Alben um dann mit dem Planlos-Cover „Totgesagte leben länger“, oder wie Mucki es immer nennt „Ohne Haare wirkt er länger“, in den vorläufigen Höhepunkt des Abends einzutauchen. Eskalation vom Feinsten, hier tanzt jede Altersstufe.
Dann wird es etwas schleppender, die noch relativ neuen Songs von Echos reißen bei weitem nicht jeden mit und auch Reisegruppe „Halle“ macht es sich zwischendurch erstmal an der Bar gemütlich. Mucki ist schon vorgeprescht und unterhält sich rege mit diversen Menschen: Mucki macht Business. Ich zwitscher mir schnell ein Astra vom Fass und finde mich dann ein paar Lieder später wieder vorn ein. Es erklingen wieder Tangodiesel-Lieder über die PA und ich bin vergnügt. Der Schluss ist für erfahrene Massendefekt-Konzertgänger wenig überraschend. Mit „Wellenreiter“ wird nochmal ordentlich für Surf-Action gesorgt und mit dem Gassenhauer „Massendefekt“ endet der ganze Spaß dann leider auch viel zu früh.
Wir werden schon recht rasch aus der Location gekehrt und gehen mit Radio Havanna und Montreal noch schön einen heben. Wir lauschen Zukunftsgesprächen und schwelgen in Erinnerungen, trinken die Pfeffivorräte leer und lassen den schönen Abend noch Revué passieren.