Das lässt sich an so vielen Punkten festmachen. Zum einen etwa bei den bereits erwähnten Zuschauern, die sich kaum in eine bestimmte Schublade stecken lassen. Da treffen augenscheinliche Metal-Fans auf bärtige Hipster, alte Haudegen auf bebrillte Nerds. Es passt zu den zwei Acts des heutigen Abends, die sich ebenfalls nur schwerlich einer bestimmten Zielgruppe zuordnen lassen. Man sehe sich nur die Konstellation von Protomartyr an: Der Frontmann ein nicht aus der Ruhe zu bringender Spießer im Sakko, der seine Hand nur bewegt, um an den zahlreichen Astra-Flaschen zu nippen, die er sich vorher extra auf einem Hocker hat anrichten lassen. Der Gitarrist ist ein Studenten-Nerd mit strubbeligen Haaren, der Bassist ein zerzauster Metaller mit leichter Plauze, der Drummer sieht aus wie eine dreißig Jahre jüngere Variante von Phil Rudd. Natürlich macht dieses ulkige Ensemble ebenso ulkige Musik, die live aber eine erstaunliche Kraft entfaltet. Joe Caseys monotoner Sprechgesang kann als repräsentativ für die Weirdness dieser Band genommen werden, die trotz allem voller Finessen, Sicherheit und Kraft aufspielt. Wohl aus Marketing-Gründen wurden die Post-Punks in Deutschland nur als Support-Act beworben, de facto spielen sie aber, wie im Rest von Europa auch, ein volles Co-Headline-Set von einer Stunde. Das Publikum ist begeistert.
Und dann kommen Metz auf die Bühne, die in ihrer Erscheinung wesentlich gleichförmiger sind: Sie sind einfach alle Nerds. Ein kleiner Kreis vor der Bühne ist direkt von der ersten Sekunde der kompletten Eskalation nah. Bereits beim Opener geht eine Flasche zu Bruch, und man muss fortan aufpassen, wo man hinfällt. Aufhalten tut das keinen: Die Songs des kanadischen Noise-Punk-Trios sind so schnell, kraftvoll und zappelig, dass einem kaum eine andere Wahl bleibt, als sich ebenfalls hemmungslos zum schnellen Takt zu schütteln. Das funktioniert natürlich besonders gut bei Baller-Orgien wie „Mess Of Wires“, „Nervous System“ oder „Acetate“, zum verqueren Beat von „Spit You Out“ starten die Fans einen beachtlichen Wettbewerb um den höchsten Sprung. All dem ist die Sound-Anlage des Knust hoffnungslos unterlegen. Das hat bei Metz natürlich System, trotzdem dröhnen die Gitarren etwas lauter als sie sollten, und der Gesang wird noch stärker übermannt als auf Platte. Ernsthaft zu interessieren scheint das keinen. Vielmehr erfreut man sich an dem starken Set, das abseits von „Wet Blanket“ wirklich alle Hits beinhaltet. Beeindruckend ist vor allem, wie Metz ihre Soundgewalt im Trio völlig ohne Backup-Sounds entfalten: Die klirrende Elektronik von „Drained Lake“ wird einfach auf der Gitarre nachempfunden, und den hupenden Eingangs-Puls von „Headache“ imitiert Frontmann Alex Edkins einfach mit dem Mund. Grandiose Inszenierung, die ihresgleichen sucht. Da ist es unglaublich schade, dass Metz schon nach einer Stunde die Bühne wieder verlassen, obwohl das Publikum minutenlang noch gierig nach mehr ruft. Am Ende sind trotzdem alle zufrieden: Nerds, Metaller und Hipster.