Aber viele der Musiker und Musikerinnen sind jetzt auch schon seit mehr als 30 Jahren dabei, ein Großteil der Fans bestimmt auch, was dem ganzen Tag einen sehr entspannten Feel-Good-Vibe gibt. Es regiert eher Liebe und Nostalgie anstatt Aggression und Anarchie. Das mag auch zum Teil an der Location liegen. Das
Amphitheater ist eben auch nicht besonders punk, dafür aber sehr weitläufig und offen, sodass man problemlos auf den Rängen stehen kann und danach einfach ins Infield läuft, um ein bisschen pogen zu gehen.
Aufgrund der sehr langen Schlangen am Einlass bekomme ich von Bad Cop/Bad Cop leider nur die letzten zwei Songs mit. Die vier Frauen von der amerikanischen Westküste spielen gut gelaunten, melodiösen Punk Rock und werden von dem langsam eintrudelnden Publikum sehr gut aufgenommen.
Die Lokalmatadore habe ich mir gespart und bin stattdessen eine Pommes essen gegangen. Dumme Texte über Frauen mit großen Brüsten und/oder Fußball? Nein, danke. Dem, mittlerweile doch auf eine ansehnliche Größe angewachsenem, Publikum scheint es jedoch sehr gut zu gefallen. Man hört den frenetischen Jubel und die Mitsingchöre bis zum Pommesstand. Kann aber auch an der Akustik liegen.
The Bronx sind das erste Highlight des Tages. Das nicht mehr ganz neue Album „BRVNX“ im Gepäck, rotzen die New Yorker ein bretthartes Set herunter, was die Menge vor der Bühne zum ersten Mal richtig in Bewegung bringt. Der Sound direkt vor der Bühne ist leider eher bescheiden, vor allem auf Grund der viel zu leisen Gitarren. Auf den Rängen ist es etwas besser, aber wer steht schon gerne den ganzen Tag rum. Trotz allem hat die Band sichtlich Spaß, vor allem Sänger Matt kommt aus dem
Grinsen nicht mehr heraus und steckt so mich und die Meute mit seiner guten Laune an. Nach einer halben Stunde ist der Spaß leider schon wieder vorbei, ich bin sehr angetan.
Mad Caddies helfen danach mit gut tanzbarem Ska-Punk ein bisschen dabei wieder
runterzukommen, da ich mit dieser Stilrichtung aber nie warm geworden bin, erspare ich mir hier eine genauere Schilderung der Ereignisse.
Mein persönliches Highlight des Tages folgt mit Bad Religion. Zum dreißigsten(!) Jubiläum von „Suffer“ wird das Album in Gänze gespielt und alles ist großartig. Großartige Harmonien, großartige Texte, großartige Musiker, ein Meilenstein. Keine andere Band schafft diesen Spagat zwischen Eingängigkeit, meisterhaften Songwriting und intelligenter Message so meisterhaft. Und so wird der Auftritt der Punk-Rock-Grandpas ein wahrer Triumphzug, jeder Mensch im Amphitheater kennt
gefühlt jede Zeile auswendig und so übertönt der Gesang, wohl auch wegen der besonderen Akustik im Amphitheater, des Öfteren mal die Band.
Abschluss des Abends ist natürlich NoFX und Sänger Fat Mike fällt gleich mit der Tür ins Haus: „We’ve played four shows in a row, so my voice is fucked!“. Und auch wenn diese erfrischende Offenheit witzig und sympathisch ist, er klingt in der Tat einfach sehr, sehr heiser. Trotzdem ist das Publikum heiß auf den Auftritt. Von meiner Position auf dem untersten Rang kann ich beobachten, wie der komplette Innenraum zum Moshpit wird, welcher auch durchgehend in Bewegung bleibt. Es haben, so blöd es klingt, alle einfach Spaß.
Und so endet ein wunderschönes Punk in Drublic, alles Sommer, Sonne, Punk-Rock.