Düsseldorf, ROGERS, Zakk - Klar, das schreit nach Ausverkauf. So sollte es auch ein paar Tage vor Konzert dann tatsächlich kommen und dementsprechend groß war bei mir die Vorfreude auf den Abend. Zunächst begann allerdings das Abenteuer Deutsche Bahn, da es nun galt, einmal Quer durchs Land von Halle nach Düsseldorf zu fahren. Selbstverständlich hatte der vorgesehene Zug eine vernünftige Verspätung schon am Abfahrtsort, allerdings habe ich mittlerweile schon Erfahrung mit solchen Umständen und ein nettes Gespräch am DB-Info Schalter führte zu einem Upgrade der Spartickets mit Zugbindung zu einem ICE-Sprinter-Ticket über Frankfurt nach Düsseldorf - sogar mit 30 Minuten vorzeitiger Ankunft als ursprünglich geplant. So gehen Verspätungen, liebe Deutsche Bahn! Die weitere Reise verging dann bei Bierchen und netten Gesprächen wie im Flug und so kamen wir noch vor Einlass vor der Location an.
Die Party ging allerdings schon 15 Uhr los, genauer gesagt die offizielle inoffizielle Party des ROGERS-Streetteams. Bestimmt 50 feierfreudige Menschen trafen sich allein beim Kleinbus von Streetteam-Chef Mucki und umarmten, herzten und prosteten sich - so muss das! Auch ich wurde fix verarztet mit einer Hopfenkaltschale und offiziellem Streetteam-Shirt. Nur den berühmt-berüchtigten Mexikaner von Kollege Thomas aus dem Sauerland lehnte ich ab - dafür war mein Magen noch nicht bereit. Die Zeit bis zum Einlass verging dann auch so schnell im weiter umarmen, in Erinnerung schwelgen und zuprosten und so sah ich mich dann auch schon an der Bar vor der wohl schwierigsten Entscheidung des Abends stehen - Welches Bier wird es für mich heute? Die Getränkepreise lagen bei ca. vier Euro pro 0,4l - Becher und die Auswahl beschränkte sich auf irgendein lokales Altbier und Beck’s. Da ich immer noch der Meinung bin, das Altbier einfach nur Bier ist, welches eine Woche vor dem Ausschenken nochmal schön auf dem Hof in einem großen Bottich einer Brauerei vor sich hin schalt, entschied ich mich gegen das kleinere Übel und stellte mein Verdauungssystem auf Beck’s ein. Mit dem frischen Nass in der Hand lies ich noch einmal die Augen über die Merchstände der Vorbands wandern und begab mich dann in die kleine Halle, die für die nächsten Stunden mein Zuhause sein würde.
Kinder, das Zakk ist schon eine nette Bude. Eher breit als lang kann man auch von den Bars sehr gut dem Treiben auf der Bühne zusehen und es gibt sogar eine kleine Empore, die auch im späteren Verlauf des Abends noch durchaus nützlich sein sollte. Nachdem auch die gute Seele der Rogers Jan plus Kollege begrüßt wurde, investierte ich noch kurz in diese aufstrebende Nachwuchsband und lies ein neues Shirt sowohl zwei Aufnäher über die Thekte wandern. Und dann ging es wieder zurück über die Theke, da ich das Zeug nicht die ganze Zeit rumschleppen wollte und das Zakk dummerweise eine „Einmal draußen kommst du nicht mehr rein“ - Türpolitik fährt. Nachdem nun alle Formalien und Vorbereitungen abgeschloßen waren, ging es nun endlich zum eigentlichen Teil des Abendprogramms: Das Aufspielen der diversen Kapellen.
Von den Vorbands habe ich lediglich bisher nur STEREOGOLD auf dem ersten Teil der Rogers-Tour kennen lernen dürfen, umso mehr freute ich mich, heute gleich drei Bands von der ToDo abhaken zu können. Schon 18:45 Uhr war die Halle einigermaßen gut gefüllt und die Hardcore-Kombo ATOA prüfte gleich mal die PA auf Herz und Nieren. Schönes Geballer mit Deutschen Texten, ordentlich Gitarrenrumms und viel Mitsing- und Mitklatschparts ließen schonmal einen Teil der Meute den ersten Teil des heutigen Sportunterrichts abfrühstücken. ATOA sind ja eigentlich sowas wie die Brüder der ROGERS, schließlich haben Gitarrist Nico und Bassist Arthur selbige Rolle noch vor einiger Zeit dort mit ausgeführt. Sie haben auch gerade eine Tour hinter sich, wie mir schien auch mit gutem Erfolg denn die Jungs hatten richtig Bock. Auf jeden Fall eine feine Sache was die Vier da zaubern.
Für den Kontrast sorgten dann STEREOGOLD. Mittlerweile haben die Jungs schon ordentlich ROGERS-Publikumserfahrung gesammelt und so konnte ich auch von der Empore oben erhaschen, wie nicht wenig Leute den etwas sanfteren Tönen lauschten, mittanzten, klatschten und sangen. Viele übten sich auch schonmal im Einhand-Klatschen, Springen und Crowd-Surfen und die Security bekam am kleinen Graben auch schonmal Hautkontakt mit dem Mob.
Als Geheimtipp wurde mir dann der äußerst sympathische SAM ALONE ans Herz gelegt. Mittlerweile war die Bude auch schon brechend voll und während SAM ALONE lediglich mit Klampfe und fröhlicher Songwriter-Attüde das gemeinsame Einsingen für den Abend übernahm, füllte ich nochmal meinen Biervorrat auf, dehnte mich noch etwas und sang sehr wohl auch mit. Streetteam-Cheffe Mucki gab derweil einen Besprechungszeitpunkt für das Rahmenprogramm bekannt, es galt offensichtlich eine Menge zu koordinieren.
Als letzten Anheizer haben sich die ROGERS niemand geringeren als THE TIPS eingeladen. Spätestens jetzt konnte auch der letzte Erkennen, dass das Zakk zum Bersten voll ist. THE TIPS legten sofort los und spielten einen Hit nach dem Anderen, vor der Bühne war Tanzpflicht ausgerufen worden! Der bärtige und nach eigener Aussage unglaublich gut aussehende Bassist der Band hatte es sich nicht Lumpen lassen, das ein oder andere Schwätzchen zu halten und hob insbesondere nochmal den Mexikaner vom Streetteam hervor. Ich glaub so langsam muss man da ein Produkt daraus machen. Eine amüsante Vorstellung wäre das, Original Sauerländer-Mexikaner im 5L-Kanister im Edeka zu erwerben.
Mittlerweile ist es kurz vor 22 Uhr und die ROGERS dürfen als nächstes die Bühne stürmen. Sogar ein weißer Vorhang wird noch hochgezogen, nur um wenig später nach dem Intro im Gitarrengewitter und Schlagzeuggeballer wieder der Schwerkraft nachzugeben. Kaum ist der erste Ton von „HOCH DIE TASSEN“ erklungen, ballern schon die Konfettikanonen von der Empore und aus der Meute empor, die zugleich diesen wunderbar amorphen Zustand zwischen Individuen und pogende Menge annimmt. Gitarrist Nico durfte das gesamte Konzert über schön sitzen, wohl irgendwas mit Mittelfußbruch. Was dieser Junge aber auch im Sitzen an Energie nach außen gibt, ist dennoch unfassbar. Da die Verletzung so kurzfristig war, konnte man ihm leider keinen richtigen Thron wie für Axl Rose bauen, aber ein Rollstuhl tat es auch. Grundsolide ging es nun durchs Programm, ein Hit reit sich an den Nächsten und ich schleudere nach vorn und nach hinten und zu allen Seiten. Das schöne an so einem Konzert ist, dass man an jeder Ecke jemanden findet, den man kennt und einfach mal zuprosten, umarmen, ungefähr-richtige Lyrics entgegenrufen und Teilebier-Genießen kann. Nach dem vierten Lied bin ich schon schön angeschwitzt und strahle mal wieder schön dämlich über beide Backen wie ein Teenager, der seinen „Willst-du-mit-mir-gehen“ - Zettel mit dem Kreuz bei „Ja“ zurückbekommt. In dessen wurde auch das Wellenbad freigegeben und so kamen die ersten Surfer von Links und Rechts über die tanzenden Köpfe geschwebt, als wäre es das letzte Mal surfen vor einem langen harten Winter. ROGERS übertragen ihre gesamte Energie ans Publikum und das funktioniert genauso gut im ZAKK wie in jedem kleineren Schuppen.
Irgendwann beschließe ich, meinen Energievorrat mit einem neuen Becher Blondes aufzufüllen und nutze die letzte Migration Richtung Bar und entschuldige mich aus dem Moshpit. Für zwei Lieder schaue ich dem Treiben von der Seite zu und ertappe mich mal wieder dabei, wie ich es einfach nur unverschämt finde, wie locker-flockig sich da Schlagzeuger Dom durch die Lieder prügelt, ohne sichtlich angestrengt zu sein. Geschweige denn, zu schwitzen! Nico hätte man eventuell mit seinem Stuhl noch auf einen Riser stellen können, ihn konnte ich nur noch schwer sehen, da Sänger Chri sich auf der Bühne zwischen Schlagzeug und eigens organisiertem Gitter-mit-Lampe-drunter-zum-Draufstellen (verzeiht den Mangel an Fachausdruck, gern per Post an mich!) hin und her bewegte. Wirklich adäquat gekleidet für die Temperatur war lediglich Bassist Arthur, der auf der rechten Seite ebenfalls hin-und-her-tigerte wie ein Raubtier. Während ich mein Getränk so zur Hälfte geleert hatte, erklang ein mir wohl bekanntes Riff - die Band stimmte das Lied „ALLEIN“ an. Anstatt das Lied aber allein (sorry!) zu spielen, tauchte plötzlich Sebi von MASSENDEFEKT auf und sang seinen zugeschrieben Part des Songs mit. Feine Sache, wie auf der Platte! Zack, schon wieder dieses Grinsen!
Kurz danach organisierte das Streetteam die Pyro-Show des Abends. Der ruhigere Teil des Abends stand auf dem Programm und so konnte man auch einmal durchschnaufen und sich hinsetzen. Dazu gab es ein wahres Feuerwerk an Wunderkerzen und schön war es dabei, in die Gesichter der Band zu sehen. Es war nun wahrlich nicht das erste Mal, aber im ausverkauften Zakk bestimmt noch einmal ein anderer Anblick. Wenig später erklangen auch die Töne eines meiner absoluten Highlights der ROGERS, „Lila Blume“, und anstatt Funkenregen regnete es jetzt Unmengen Knicklichter von der Empore und kurzerhand war der Mob in sämtlichen Farben erleuchtet - schön! Mittlerweile nahm der Abend auch schon Kurs auf Konzertende und das Streetteam wurde jetzt noch einmal richtig aktiv. Mehr Konfetti und Partyhüte standen nun beim Cover „Kreuzberger Nächte“ auf dem Plan und spontan bildete sich eine unglaublich lange Polonaise durch die gesamte Location - unfassbar was mittlerweile im Publikum abging. Nachdem auch die letzte Zugabe ihren letzten Ton durch die Musikanlage presste, gab es noch einmal von Oben und aus der Mitte ein Konfettiregen, viele Menschen lagen sich schwitzend in den Armen und grinsten mit der Band um die Wette. An dieser Stelle endet auch der Bericht. Wer sich die Rogers noch nicht Live gegeben hat, hat unter Anderem im Dezember auf der CALLEJON-Tour die Gelegenheit.