Eine der besten Bands ist keineswegs untertrieben. Diese Art der Musik ist zugleich hochkomplex und einfach toll anzuhören. So wie die großen Klassiker ihrer Epochen, spielen Snarky Puppy schon fast Werke immensen musikalischen Ausmaßes. Unzählige Instrumente finden auf der Bühne Platz, oder werden erst noch mit auf die Bühne gebracht. Durch M83s “Midnight City” hört man die Aufwärmübungen der Blechbläser abseits der Bühne. Als die elfköpfige Band die Bühne betritt, dröhnt es nur so vor Jubel und Applaus. Doch kein Wort zur Begrüßung - die Herren haben viele Songs mitgebracht, die alle zwischen 6 und 15 Minuten andauern. An dieser Stelle sei bemerkt, dass es schwer ist, die einzelnen Songs konkret zu benennen. Das liegt daran, dass zum einen keine Songansage gemacht wurde und alle Songs ausschließlich instrumental sind. Man weiß nicht, wohin der Song als nächstes geht, welches Instrument als nächstes ein Solo spielt und welche Klänge man erfährt. Die Auswahl an Instrumenten und Sounds ist schier zu groß. Die E-Geige hatte einen Soundeffekt, der schon fast wie eine menschliche Stimme klang und sogar eine Piccoloflöte hat es in ihr Repertoire geschafft. Ein altbekannter Klang in Köln.
Diese Musik erreicht jede Altersklasse. Von Kindern bis zu Senioren, alle waren vertreten. Diese Musik spricht auf wundersame Weise so viele Menschen und mehrere Generationen gleichzeitig an. Wenn eine Band das schafft, zieht sie in den musikalischen Olymp ein. Snarky Puppy sind auf dem besten Weg dahin - oder spätestens mit dieser Platte dort angelangt. Diese Weltmusik könnte man einem jeden Menschen auf der Welt vorspielen und sie würde als gut befunden werden. Auch wenn sie hochkomplex im Aufbau ist, so wird sie sofort verstanden und aufgenommen. Das haben ihre Genres Jazz, Funk und Fusion und ihr Kompositionsstil so an sich und genau das zeichnet sie auch aus.
Mal sägt sich ein Synthesizer durch die Menge, mal tragen Geige und Flöte die Melodie behutsam zu Bett. Mal pure Extase, mal Klangbad pur und überall tiefste musikalische Leidenschaft. Der inoffizielle Musical Director der Band, Bernard Wright, verstarb kurz nach der Aufnahme des Albums. Der Song "Belmont" wurde daher ihm gewidmet. Eine tolle Ballade mit getragenen Pads, das Licht in dunklem Orange, Percussion und Glockenspiel zur Finesse. Jazz pur.
Der Gitarrist brach sein Solo-Instrumentalstück (oder Intro?) ab, weil das Publikum ihn durch ihr Klatschen verwirrte. Er bat sie, dies zu unterlassen und es schien, als traue sich anfangs niemand der Mensch zu sein, der das Solo unterbrach. Als er in den Rhythmus Einstieg und ein wenig an Stevie Ray Vaughn erinnerte, klatschten manche allmählich mit, doch immer noch zögernd. Es bebte erneut ab und unbeirrt klang der Classic Rock Sound durch das Kölner E-Werk. Spätestens mit Einsatz der Drums und Percussion nahmen Snarky Puppy wieder Fahrt auf. Einige Zuschauer*innen tanzten ausgelassen vor sich hin (so gut der Platz es zuließ), andere standen einfach nur mit offenem Munde da und hörten aufmerksam zu - aber alle zogen Grimassen der Anerkennung. Manche drehten sich zu ihren Nachbarn um, um sich zu vergewissern, wie krass das Solo war, das gerade durch den Raum schepperte.
Die Verabschiedung hielt Bassist Michael League. Während seiner Ansprache, Dankesrede und Bandvorstellung klatschte und jubelte der ganze Saal ununterbrochen und hörte einfach nicht auf. Als eine Frau aus dem Publikum ganz laut “Shofukan” rief (der Titel eines sehr bekannten Songs der Band), sagte League nur “Wir mögen es einfach, Massen zu verärgern. Jetzt hast du Shofukan geschrien, also werden wir es einfach nicht spielen. Wir werden etwas anderes spielen, aber es ist ungefähr 37 Minuten lang." Der Saal lachte und auch dieser Song schien kein Ende zu finden und selbst nach fast 2 Stunden Auftritt waren weder Band noch Publikum müde. Snarky Puppy machen eben Musik. Alle anderen Bands versuchen es nur. Solche Lieder, solche Songs in dieser Art zu schreiben gelingt nur ganz wenigen Musiker*innen.