Der Pianist eröffnet die Show mit einem Schocker. Halb Nackt kommt er auf die Bühne, präsentiert die Heldenbrust und headbangt zu Rammstein, während der Rest der Band ihre Plätze einnehmen. Nach ihrem ersten Song begrüßen Sie das Kölner Publikum mit dem der Session entsprechenden Karnevalsgruß: Kölle Alaaf!
Die Australier lieben die gute Stimmung, sie spielen was das Zeug hält. Ein langes Intro leitet ihren Hit "Bootleg Rascal" ein und alle grölen beim Drop mit. Die Bridge wird zu einer ausgedehnten Jamsession, die in einem starken Gitarrensolo endet. Lead-Gitarrist Seamus Coyl hat sein Instrument zum Singen gebracht. Hier wurde endlich wieder Musik gespielt. Lange Soli sind selten geworden, auch weil sich der Musikkonsum geändert hat. Umso erfrischender, wenn dagegen gehalten und eine Liveshow dafür genutzt wird.
Bei ungefähr der Hälfte der Show spielten die drei Gitarristen und Sänger Dylan Frost den Song "Cyclon". Ein Jubeln und Klatschen geht durch die Menge, als sie einen Fan ebenfalls Gitarre spielen lassen. Der Mann hatte den Spaß seines Lebens und konnte es selbst kaum fassen. Nur bei wenigen Bands sieht man diese Gesten noch. Doch bei einer so tiefenentspannten Band wie Sticky Fingers passieren einfach wunderschöne Dinge. Beim Song “Yours To Keep” sang das ganze Palladium mit. Frost musste kaum etwas tun, so sehr haben die Fans den Song gefühlt.
Daran mag aber auch ein gewisses Grünes etwas schuld sein, als nur die hervorragende Musik der australischen Band. Neben den Nebelmaschinen der Bühnentechnik sorgten auch andere Quellen im Publikum für Dunst, Geruch und neblige Sicht. Allerdings kann man so kulant sein und sagen, dass bei einem solchen Konzert einer solchen Band die Kräuter aus Omas Küche an der Tagesordnung sind. Gefehlt hat lediglich der Titeltrack des neuen Albums - "Lekkerboy". Doch sei an dieser Stelle der Tipp angebracht: Es ist einer ihrer besten Songs, anhören lohnt sich!