In der Kulturkirche in Köln Nippes ist die Stimmung gut. Gefüllte Ränge bzw. Kirchenbänke. Die Kirche bietet eine großartige Akustik für intime ruhige Gitarrenmusik. Scheinwerferlicht und farbiges Kirchenglas kreieren mit dem Hall des Gebäudes ein einzigartiges Konzerterlebnis, auf das sich alle Anwesenden schon sehr freuen. William Fitzsimmons ist seit dem vermeintlichen Ende der Pandemie auf großer Tour und beginnt diese in der wunderschönen kleinen Kölner Kirche für Kenner. Eröffnet wird seine Show von dem norwegischen Künstler Behaire, der das Publikum schon einmal vorverzaubert. Es wird ein Konzert mit emotionaler Achterbahnfahrt. Technische Schwierigkeiten zu Beginn der Show sorgen für Lacher bei Allen. Fitzsimmons, das Team der Kirche und das Publikum nahmen es sehr mit Humor. Mit Ankündigung ist das gesamte Repertoire des Künstlers traurig. Keine tanzbaren Songs, nur nachdenkliche, nostalgische, traurige Tracks, einer nach dem anderen. Die Gitarre klingt, die behagliche Ruhe in der Kirche mit den traurig nostalgischen Song kehrt ein und während die Sonne langsam versinkt und sich so eine dunkle Schwere in die Kirche legt, sind nicht nur vereinzelte Fans am weinen, sondern auch Fitzsimmons selbst. Dieser Moment ist fast schon magisch. Bereits beim zweiten Song bricht der Künstler in Tränen aus, da der Song so emotional ist. Eine Pause im Song wird länger gezogen und unterbrochen von einem ganz heimlichen Schluchzen. Man merkt, dass dieses Konzert ein sicherer Hafen für tiefe Emotionen ist. Der überwältigende Applaus bestätigt dies nur. Nachdem er sich etwas gefasst hat sagt er "I like love, I'm just really bad at it", als Ankündigung zum Song "Angel". Kleiner Tipp am Rande: Geht zu seinen Konzerten nur, wenn ihr eine starke Beziehung zu eurem signifikanten Anderen habt, sonst weint ihr nicht aus Schönheit, sondern Trauer. Es lohnt sich aber allemal, zur Selbstfindung, zum Zulassen von Emotionen, zur Eigentherapie.
Mit gebrochenem Deutsch spricht er zwischen seinen Songs mit dem Kölner Publikum und erzählt ab und an die Geschichte hinter den Songs. Seine Ansagen bringen die Gäste zum Lachen. "Ich spiele jetzt ein Lied vom Album 'Lions', einer meiner Lieblings-William-Fitzsimmons-Songs" sagt er mit einem kleinen Lachen und spielt den Song "Lions" von seinem gleichnamigen Album aus 2014. Die Symbiose aus trauriger Musik und sympathischen Ansagen ist kleiner Balsam für die Schwere seiner Songs. Kaum ist die Sonne ganz versunken, wird die Stimmung in der Kirche immer intimer. Die Pärchen liegen sich liebend in den Armen, Küssen sich und verspüren ein sichtlich wichtiges Erlebnis ihrer Beziehungen. Sowas ergibt sich wenn man die einfühlsame Musik Fitzsimmons' mit einer der wenigen Konzertstätten, die auch was fürs Auge bieten, verknüpft. Fitzsimmons wechselt zwischen einer Western und einer E-Gitarre, nutzt nur dezent Backingtracks oder einen Harmonizer, um seine Stimme mit Backgroundvocals zu unterstreichen.
Er ist das Paradebeispiel, dass weniger manchmal mehr ist. Neben seinen Eigenkompositionen spielt er auch sein zuletzt erschienenes Cover von Joy Divisions “Love Will Tear Us Apart”. Nach seinem wunderschönen Cover verrät er, dass er ein, wenn nicht zwei Alben ausschließlich mit Cover-Songs veröffentlichen möchte, was sicherlich Gesprächsthema auch nach dem Konzert war. Vor der Kirche begrüßt Fitzsimmons ein paar seiner Fans noch persönlich, führt Smalltalk, schüttelt Hände und strahlt eine unglaubliche Wärme in der kalten Nacht aus. Fans erzählen Ihm kleine persönliche Geschichten und wie seine Musik sie durch schwierige Zeiten gebracht hat. Ein Abend voll intimer Momente, Gespräche und tiefgründiger Musik neigt sich dem Ende und William Fitzsimmons scheint sichtlich zufrieden mit der Welt.