Die Pop-Punk Großmeister Neck Deep stehen kurz vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums und schieben mal eben noch eine ausgedehnte Tour dazwischen. Dabei machen sie auch Halt im wunderschönen Columbia Theater in Berlin und bringen die Senkrechtstarter Static Dress als Support mit. Der Abend könnte nur noch besser sein, wenn es nicht so stark regnen würde!
Alles beginnt wie immer. Ankunft, Trocknen (das passiert nicht immer, aber überraschend oft), ein Getränk nehmen und dann warten. Diesmal im wunderschönen Columbia Theater, das nicht nur mit einer angenehmen Atmosphäre punktet, sondern auch mit imposanter Pracht aufwarten kann. Obwohl ich die Treppenstufen zwischendrin nicht ganz verstehe, dienen sie gut als natürlicher Wellenbrecher und Ankerpunkt zum Stehen und Beobachten.
Static Dress
Doch nur Stehen und Beobachten gestaltet sich beim Opener Static Dress als ziemlich schwierig. Die vierköpfige Post-Hardcore-Band beeindruckt mit hohen Screams und melodischen Temporhythmen. Auch das Publikum lässt sich von ihrer Energie anstecken. Schnell entstehen erste Pits, und das bloße Rumstehen wird seltener. So kann der Abend beginnen!
Neck Deep
Neck Deep startet mit "Sonderland", "Lowlife" und "Kali Ma". Überraschenderweise beginnt die Band aus Wrexham mit zwei Liedern aus ihrem letzten Album, das in der allgemeinen Rezeption eher unbeliebt war als der Rest ihres Werks. Dennoch sind es zwei schnelle Lieder. Mit "Kali Ma" steigen sie dann in ältere Stücke ein, was dem Publikum offensichtlich besser gefällt. Was die Setlist betrifft, persönlich hätte ich mir viel mehr Songs aus "The Peace and the Panic" gewünscht, anstatt nur zwei, wovon einer "In Bloom" ist. Ein großartiger Song, aber es gibt bessere auf dem Album! Es war jedoch erfreulich, dass vor allem Songs von "Life's Not Out to Get You" gespielt wurden, einem der wohl prägendsten Alben des Genres!
Neck Deep zeichnen sich hier aber besonders durch ihre Ansagen aus. Sie sind immer wieder witzig und äußerst sympathisch, wenn Ben über seine schwere aber leidenschaftliche Liebe zu Manchester United spricht und es werden sogar gelegentlich tiefgreifende politische Botschaften vermittelt. Normalerweise erwartet man Herzschmerz-Ansagen, wenn man zu einem dieser Konzerte geht (und es gab sie auch, lasst euch nichts anderes erzählen), aber persönlich rechnete ich weniger mit Anti-Kriegs- oder Eat the Rich-Ansagen. Dennoch sind sie natürlich absolut willkommen und ein zusätzlicher Pluspunkt!
Die letzten vier Songs setzen dann alles daran, den Abend so krass wie möglich abzuschließen. Denn mit "December" in der Pop-Punk-Version, "Motion Sickness", "Gold Steps" und schließlich, ganz ruhig, "In Bloom", beenden Neck Deep ihr Konzert auf einem absoluten Höhepunkt nach knappen 70 Minuten.
Das Fazit ist nun recht einfach. Neck Deep liefern, was man von einem Pop-Punk-Konzert erwartet. Viel Energie durch positiv klingende Musik für traurige Menschen, was will man an so einem Abend auch mehr? Der hervorragende Support, die überaus freundlichen Mitarbeiter und die großartigen Ansagen sind das i-Tüpfelchen!