DIY ist wichtig, denn alle eure Lieblingsbands standen irgendwann mal in irgendeinem kleinen Keller, weil eine Person sich dachte "Heute veranstalte ich mal ein Konzert und lade mir eine Band ein, welche kaum jemand kennt". Letzteres stimmte bei dem Øjne Konzert im Plaque Leipzig zwar nicht, aber den DIY-Charme hatte das alles trotzdem.
Angekommen im kleinen Plaque EV. Irgendwo in Plagwitz muss dann nicht mal lange gewartet werden, obwohl man hier durchaus verweilen will. Der ganze Laden versprüht diesen AZ Charme, man merkt hier steckt ganz viel Persönlichkeit und sehr wenig Maschinerie hinter und das soll auch bei den beiden hervorragenden Bands, welche nun auf die Masse (ja es war wirklich bis ans Äußerste gefüllt) warten.
I Angry
Den Anfang machen dabei I Angry von hier um die Ecke. Die vier FLINTA*-Personen schallern der Crowd dabei feinsten aggressiven Punk um die Ohren und haben eine ganze Brigade an Freunden, Familien und neugewonnenen Fans mitgebracht. Dabei fällt vor allem direkt der große FLINTA* Anteil im Publikum auf, welcher sich vor allem auch in den ersten Reihen versammelt hat, obwohl die Person am Mikro die ganze Zeit direkt vor eben diesem steht und es mit voller Wut anbrüllt. Guter Anfang, sogar ziemlich gut.
Øjne
Øjne, stoßen dann auf eine Masse, die vor allem eines hat, nämlich Bock und das sogar so gut wie komplett ohne Kenntnisse in der italienischen Sprache. Denn die Texte der Band sind ausschließlich auf Italienisch und trotzdem werden einige der markanten Momente lauthals mit gebrüllt. Beim Brüllen sind wir auch schon bei dem wohl beeindruckendsten Punkt angelangt. Sänger Gianluca Nicastro überzeugt sehr mit seinen wahnsinnig drückenden und schrillen Screams. Wer ein paar Songs der Band kennt, weiß ebenfalls um die teilweise ewig langen Dauerschreiparts der Band, zum Beispiel der Song „Occidente“ ihrer letzten EP „Sogno #3“, welche sich auf der Platte schon wahnsinnig surreal anhören, hier aber noch einmal unmenschlicher rüberkommen. Diese blanke, rohe Wut, damit bekommt man mich einfach! Aber auch der Rest der Band lässt es sich nicht nehmen, die Samstagsnacht schwitzend zu verbringen. Die Gitarren, das Schlagzeug, Bass und Backgroundvocals ballern ebenso krass. Nach knapp 40 Minuten ist das Set dann vorbei und hätte gern noch länger sein können, aber bei der Stimme verstehe ich, warum das nicht so wirklich machbar ist.
Bis hier handelt es sich ja schon um ein gutes Konzert. Aber auch die Bands selbst waren über sympathisch. Vor allem Øjne waren so unglaublich lieb, das muss noch mal gesondert erwähnt werden. Und mitten im Set geht dann erst eine Saite flöten und dann macht der Verstärker noch Murks. Grund für einen Teil der Band mal eben von der Bühne zu gehen oder scherzhaft zu lachen. Hab ich den DIY-Charme schon erwähnt? Ja? Gut, das kommt nämlich hier wieder zum tragen. Denn hier kommt keine Panik auf, hier wird einfach in Ruhe repariert und gewartet, bis der Sänger vom Klo zurückkommt.
Wisst ihr, es gibt so Konzerte, da reist man an, hat Spaß und fährt wieder. Ich hatte hier allerdings so eine gute Zeit, dass es mir nicht mal wirklich was ausmachte, dass an dem Tag Bahnstreik war (warum sollte ich auch dagegen sein?), die S-Bahn daher brechend voll war und am Ende mein Flixbus zwei Stunden Verspätung hatte, sodass ich um fünf Uhr Morgens in den ersten Zug zurück nach Dresden gestiegen bin. Ja, so sehr hat mir dieses Konzert gefallen. Super Location, super viel Charme, krasser Support und hervorragende Hauptband. Mehr davon und weniger von diesem groß geplanten Einheitsbrei bitte!