Es ist 19 Uhr und es regnet überraschenderweise nicht in Dortmund. Das FZW füllt sich zaghaft, viele Menschen stehen noch draußen, rauchen und trinken das Wegbier aus, bevor der Abend starten kann. Die Vorband Buck Gooter aus Virginia eröffnet die Show und erfüllt den kleinen Saal mit einem obskuren Mix aus verschiedenen Stilrichtungen, welchen sie selbst „Primal Industrial Blues“ nennt. Das passt auch ganz gut. Verschiedene Instrumente bis hin zum Theremin werden ausgepackt und während der Mann an der Gitarre eine Kettenkapuze trägt, holt sein Bandkollege die unglaublichsten Töne aus dem Instrument. Es ist ein unwirkliches Bild und auch unglaublich laut, was eine gute Einstimmung für den Abend ist.Nach ungefähr 30 Minuten ist das Spektakel auch schon vorbei und es gibt eine kurze Atempause, bevor die Noise-Giganten aus New York die Bühne betreten.
Plötzlich geht das Licht aus und man erkennt schemenhaft die Band, die den Saal nun vollständig einnehmen möchte. Das FZW ist nicht ausverkauft und vor der Bühne ist noch reichlich Platz, vielleicht aber auch, weil sich viele Gäste auf der Treppe aufhalten, um genügend Abstand zur Bühne und den Boxen zu haben. Ein kurzes „Hey“ seitens der Band begrüßt das Publikum und ohne Umschweife geht es los. Atmosphärische Beleuchtung und aggressives Stroboskoplicht wechseln sich ab, während die Tonanlage an ihre Grenzen gebracht wird. Direkt fällt auf, dass der Sound gut abgemischt ist, was bei A Place To Bury Strangers nicht leicht fällt. Es dröhnt, es scheppert und es klingt gewaltig gewalttätig. Schon beim ersten Song löst sich der Gitarrengurt von Sänger und Gitarrist Oliver Ackermann, der diesen Umstand nutzt um seine Gitarre in die Luft zu befördern. Krachend schlägt sie auf dem Bühnenboden auf und löst Jubel im Publikum aus.
Ohne Atempause geht es durch das Set. Keine Ansagen und nur minimale Unterbrechungen zwischen den Stücken lassen gerade genug Platz für den Applaus. Überraschenderweise funktionieren auch die Stücke von „Pinned“, welche auf dem Album noch recht verhalten klangen, hier einwandfrei. Das kontrollierte Chaos hat das FZW voll im Griff und das Publikum dankt es mit Tanzeinlagen und Jubel. Typisch für die Krach-Kombo ist es laut im Saal. Selbst hartgesottene Konzertgänger haben sich einen Hörschutz zugelegt, welchen es neben Effektgeräten und Shirts auch am Merchstand gibt.
Plötzlich ist es ruhig und die Schlagzeugerin Lia Simone sitzt allein auf der Bühne, singt und spielt Zither. Ein kompletter Geschwindigkeitswechsel, der überraschenderweise jedoch besser passt als gedacht. In dieser Zeit bauen Oliver und Dion ihre kleine Effektkiste mitten im Publikum auf und bevor man weiß was passiert ist der Saal wieder in buntes Flackerlicht getaucht und es dröhnt aus der Anlage. Das Publikum ist eingeladen mitzumachen und das Mikrophon, das den Gesang komplett verzerrt, zu nutzen.
Es ist mehr ein Erlebnis als ein Konzert. Der ganze Körper bebt mit und Ohren und Augen bekommt Genuss geboten. Dann ist es plötzlich vorbei. Nach etwa einer Stunde verlässt die Band die Bühne und das Licht geht an. Der Abbau hat angefangen, bevor das Publikum die Chance hatte „Zugabe“ zu rufen. Ein wenig verwirrt treibt es die Menschen nun nach draußen und auch wenn der Abend kurz war, war er intensiv. Am Ende lässt sich sagen, dass „Pinned“ live deutlich besser funktioniert als zu Hause und sich ohne Probleme zwischen den älteren Stücken einfügt. Zeit, das Bier auszutrinken, noch schnell ein Effektgerät am Merchstand zu kaufen und nach Hause zu fahren.