Bestimmte Feste muss man feiern. Das denkt sich wohl heute auch das gesamte Publikum im Huxleys Berlin, denn heute spielen Silverstein hier eines ihrer wenigen Jubiläumskonzerte zum 25. Geburtstag. Mit dabei sind neben Bloom aus Australien, die sehr eigene Band The Callous Daoboys und vor allem die legendären Thursday, die ich persönlich eher über Silverstein stehend gesehen hätte, aber zum Geburtstag ist das wohl etwas anderes. Angekommen sehe ich Emos überall, es wärmt mir das Herz.

Bloom
Bloom kommen wie schon gesagt aus Australien und sind eine dieser Bands, bei der ich einen Song höre und denke „Oh krass, den Song hast du schon mal gehört“. Denn die Metalcore-Band befindet sich mit ein paar Songs in meiner Heavy Rotation. Dabei beeindruckt die technische Höchstleistung und auch die Energie der Band, denn ihr ganzes Set über geben sie 100% und machen das Beste aus der noch nicht wirklich gut gefüllten Halle. Nach 30 Minuten sind sie fertig, der Umbau geht schnell, aber der gute Eindruck bleibt.

The Callous Daoboys
Die Callous Daoboys sagen, dass den restlichen Tourstopps bisher gar nicht gefallen hat, was sie da machen, Berlin sieht da wohl schon besser aus. Immerhin ist das Huxleys mittlerweile merklich voller geworden. Die Band besteht aus 6 Leuten und am meisten wundere ich mich über die Sounds der E-Violine, die teilweise blasterartige Sounds über die Bühne pfeffert, als würden wir gerade das Imperium angreifen. Die Musik ist eine krude Mischung aus cleanen, ruhigen Gesangsteilen und schrill brutalen Schreitiraden. Ich würde es als so etwas wie Swancore x Idles bezeichnen, was Swancore ist, bekommt ihr selbst raus! Auch hier ist nach 30 Minuten Schluss, teilweise wirkten die Songs allerdings auch, als wären sie 7 Minuten lang. Sehr eigen, fand ich aber nicht so doof, wie es wohl Nürnberg tat.

Thursday
Thursday ist ein Name, ein wohl größerer als Silverstein. Wieder sehr viele Menschen auf der Bühne und jetzt wird auch das Publikum wach, nicht komplett, aber eben sehr viel mehr. Die Band um Geoff Rickly spielt erst seit 2016 wieder zusammen und hat letztes Jahr noch eine Clubtour und das Outbreak gespielt, die Energie da war unfassbar. Hier beschränkt sie sich auf die Diehard Fans im Saal, der Rest wartet auf Silverstein. Trotzdem haben die US-Amerikaner knappe 45 Minuten, die sie auch nutzen, und zwar komplett. „Signals Over the Air“, „Paris in Flames“ und natürlich „War All the Time“ sind die absoluten Highlights des Sets, wäre jetzt „Autobiography of a Nation“ noch dabei gewesen, wäre es rundum perfekt. Die Bewegung auf der Bühne geht dabei vor allem von Rickly aus, der die Bühne nahezu komplett für sich einnimmt. Ganz ehrlich, dieses Set hätte gern eine halbe Stunde länger sein können, zwar sieht der Großteil der Crowd das gerade anders, aber mir hätte es ziemlich gut gefallen.

Silverstein
Silverstein starten mit einem kurzen Film, ein Film, welcher die letzten 25 Jahre in einer Retrospektive zeigt. Alte Aufnahmen von Warped Touren, Clubshows, Backstageaufnahmen, Albumaufnahmen und viel mehr. Das ist schon ziemlich emotional alles. Am Ende steht auf den großen Bildschirmen „THIS IS FOREVER“. Danach sofortiger Sturm mit „Skin & Bones“ und „Confession“ vom aktuellen ersten Teil ihres Doppelalbums „Antibloom/Pink Moon“. Sofort bebt die Halle, als hätte man einen schlafenden Bären geweckt und das Frühstück wäre noch nicht fertig. Es folgt „The Altar“ (leider ohne „Mary“) und ab hier spielen sich die Kanadier rückwärts durch ihre Diskografie. Dabei halten sie dauerhaft ein Hoch, sowohl qualitativ als auch energetisch. Silverstein klangen und sahen wohl noch nie so gut auf einer deutschen Bühne aus. Neben Klassikern sind auch viele unerwartete Songs im Set „One Last Dance“ von „Short Songs“, „The Tide Raises Every Ship“ von „A Shipwreck in the Sand“ oder dem obligatorischen Song von ihrem besten Album „This is How the Wind Shifts“ mit „Massachusets“. Das whare Highlight liegt aber am Ende des Sets. „My Disaster“, „Your Sword Versus My Dagger“, „Call it Karma“, „Smile in Your Sleep“, „My Heroine“, „Smashed Into Pieces“ und „Bleeds No More“ in dieser Reihenfolge. Danach werden wohl einige Physiotherapeuten ausgebucht gewesen sein. So schließt man ein Jubiläum ab, mit 7 uralten Haudrauf-Songs, die jeder mitsingen können sollte, der die Band mag.

Vier Bands sind zu viel, das sage ich in letzter Zeit oft, zumindest bei Konzerten, auf welchen eine Band nicht nur 15 Minuten spielt. Trotzdem mochte ich das sehr diverse Paket, wovon der Spannungsfaktor bei Silverstein am niedrigsten war. Ja, sie waren die unspannendste Band des Abends, aber eben nur, weil man wusste, was sie bieten werden. Die knapp 150 Minuten davor waren gefüllt mit klassischem Metalcore, einem sehr weirden Mischmasch und legendärem Emo. Trotzdem sind Silverstein eine immer größer werdende Bank in diesem Genre bzw. diesen Genres. Eine Größe, welche hoffentlich auch ihr Jubiläum zum 50. erleben und ausgelassen feiern kann.