Es hat schon sehr viel eines Déjà-vus. Genau ein Jahr ist es her, als Stick to Your Guns im Zuge ihrer "Spectre-Tour" im Felsenkeller zu Leipzig Halt machten. Nun haben wir den 1.12.2023 und Stick to Your Guns laden erneut in den Ballsaal ein, um ihren Durchbruch „Diamond“ einen großartigen elften Geburtstag zu geben. Mit dabei haben sie erneut ein absolutes Feuerwerk der Supports. Neben Get the Shot gibt es noch Unterstützung von End It und den Senkrechtstartern Koyo.
Koyo
Koyo habe ich ja vor ebenfalls fast einem Jahr als Support von Silverstein gesehen und war ehrlich gesagt nicht ganz so überzeugt. Damals fehlte es vor allem an Eigenheit, Energie und vor allem auch Bühnenpräsenz. Heute ist das anders. Nicht nur hat die Band ihr erstes Album herausgebracht, nein, sie haben auch ordentlich an ihrem Auftritt zugelegt. Mehr Energie, mehr Gewissheit dem eigenen Schaffen gegenüber und generell höhere Qualität. Die Melodic-Hardcore-Band schafft es dieses Mal, mich abzuholen und hat auch schon um einiges mehr Fans vor der Bühne als noch im Conne Island letztes Jahr. Der Auftritt ist zwar auch hier nicht von langer Dauer, um die 25 Minuten gibt man den Jungs, aber da kommt sicher noch mehr!
End It
End It bilden dann das komplette Gegenstück. Brachial straighter Hardcore donnert durch den Felsenkeller. Der wirkt musikalisch ziemlich eindrucksvoll, wenn auch wenig überraschend, jedoch fehlt eins bzw. steht dem Ganzen eine Sache im Weg, die Barrier vor der Bühne, was Akil Godsey auch ausdrücklich betont. Ist in so einem größeren Laden auch irgendwo verständlich, jedoch hat die letzte Never Say Die Tour gezeigt, dass es hier durchaus auch ohne geht. Der heutige Abend hätte auf jeden Fall davon profitiert. Egal. End It hauen uns hier für eine halbe Stunde ihre Blastbeats und Beatdown-Breakdowns um die Lauscher, schießen gegen Autoritäten und die Polizei und sprechen über die Missgunst gegenüber des eigenen Lebens. Generell also eine Hardcoreshow, wie man sie kennt. Auch vor der Bühne geht es jetzt so richtig los. Violent Dancing, Moshpits, man kennt es.
Get the Shot
Get the Shot bringen dann die Lebensgefahr ins Spiel. Sofort, als die Band aus Kanada die Bühne betritt, ist Bewegung oben auf der Checkliste. Frontmensch Jean-Philippe flext eben schon mal mit seinen Muskeln und hat diesmal sogar sein Oberteil an. Ab hier verschwimmt der Gig in einen vierzigminütigen Totentanz, der neben einer unfassbar großen Wall of Death und noch krasseren Circlepits. Dazu massig Crowdsurfer und ein Frontmann, welcher mehr Zeit im Publikum verbringt als auf der Bühne. Musikalisch bewegt sich das Ganze ja bekanntermaßen zwischen Hardcore und Heavy Metal. Es passt also sehr zu diesem sehr kontrastreichen Abend. Am Ende gibt es noch eine Wutrede gegen Ausgrenzung und für Zusammenhalt, kurz danach gibt es dann im Pit wieder mit Einverständnis auf die Fresse. Ach, wie schön sind Hardcore Konzerte.
Stick to Your Guns
Stick to Your Guns spielen natürlich wieder "Take on Me" vor ihrem Set und der Felsenkeller singt wie letztes Jahr lauthals mit. Darauf folgt in Reihenfolge das gesamte "Diamond" Album, keine Überraschungen bis zur Zugabe, aber auch da spielt man fünf Klassiker der Diskographie, namentlich „Nobody“, „Married to the Noise“, „What Choice Did You Give Us?“, „Weapon“ und „Amber“. Zwischendrin gibt es Reden von Jesse Barnet über alles, was seiner Ansicht nach falsch läuft auf der Welt und wahnsinnige Energie der US-Amerikaner. Alles in allem ein ganz normaler Abend mit Stick to Your Guns. Was das aber wirklich so gut macht, ist das Publikum. Das hat nämlich unfassbar viel Bock. Nicht nur brüllen sie jedes einzelne Wort mit, nein, auch jeder einzelne Text ist sicher, überall ist Bewegung und durch die noch mehr gewordenen crowdsurfenden Personen bekommen die Sicherheitsleute genug zu tun. So kannst du nen Abend mal beenden. Draußen wartete dann Schnee und Kälte auf uns, aber alles an uns war warm genug, um es unbeschadet nach Hause zu schaffen.
Abschließend lässt sich sagen, dass das gesamte Package letztes Jahr zwar besser war. Ich hatte damals Knocked Loose als die wahre Hauptband des Abends bezeichnet, weil sie einfach alles in Schutt und Asche gelegt haben. Dieses Jahr glänzten dafür Stick to Your Guns umso mehr, während mich die Supports dann doch zu kalt ließen, um wirklich das Highlight des Abends zu werden. Aber selbst wenn käme diesmal nichts an der großartigen Präsenz der Post-Hardcore Schwergewichte vorbei. Am 1.12.24 reichen dann aber übrigens zwei Vorbands, sonst brauch ich bald ein Sauerstoffzelt!