Lauschige Konzertfreitage wie der heutige sind so ein halbes Lebenselixier. Da fährt man bei bestem Wetter nach Leipzig und sitzt im wunderschönen Garten des Conne Island, knapp zwei Stunden später sollte die Lauschigkeit weichen und die Wärme sollte zu Hitze werden, denn an diesem Tag sollen noch die großartigen Team Scheiße spielen und meine Güte, wie gut sie das tun sollten.
Planets are On It
Allerdings fangen wir überraschend mit Planets are On It an. Einer Alternative (?) Punk Band aus Leipzig. Überraschend, da im Vorfeld nur von DJ Hornhaut gesprochen wurde und mein Zeitplan nun auch etwas aus der Bahn geworfen wird. Egal, denn das Trio aus der Stadt spielt eine Mischung aus teilweise hartem Punk und mischt Texte á la Käptn Peng dazu. Da wird von Bananen oder von Dummheit gesungen, dazu kommen viel Ironie und noch mehr Irrwitz und Spaß. Planets are On It passen zu Team Scheiße wie das ‚Piep‘ zu „Rein ins Loch“.
DJ Hornhaut und die DJ Hornhaut Liveband
Als Nächstes stehen dann DJ Hornhaut und die DJ Hornhaut Live Band auf der Bühne und hier geht der skurrile Wahn auch direkt weiter. Nun steht uns eine Mischung aus Synthies, Hip Hop und Punk bevor und dies wird mit Texten gemischt, welche sich einerseits um alltägliche Themen wie Patriotismus und Polizei drehen, aber dann auch jemanden, der Rebbeca heißt oder die Stadt Paderborn. Dabei schafft die Band es äußerst schnell, das Publikum in ihren Bann zu ziehen und lädt auch schon zum kleinen Pogo ein. Auch DJ Hornhaut und die DJ Hornhaut Liveband spielen überraschend lang, sogar etwas zu lang, sodass ihnen auch wegen technischen Problemen on Stage das Set gekürzt werden muss. Irgendwie merkt man schon anhand der Supports, dass man sich auf einem Team Scheiße Konzert befindet.
Team Scheiße
Wo wir schon von der Hauptband sprechen. Team Scheiße betreten glorreich die Bühne mit dem Spongebob Intro, schon jetzt absolut hervorragend. Und ich sag es mal so, wenn irgendeine Fußballmannschaft in letzter Minute ein Tor schießt, ist es ja schon laut, als aber Team Scheiße mit ihrem Set anfangen und „Verjubel all mein Cash“ durch das Conne Island drücken, ist ein Raketenstart ein absoluter Scheiß dagegen. Das Publikum überbrüllt die Gruppe und sofort ist der Saal eine einzige sich bewegende Masse. Letzteres sagt man ja eigentlich immer, wenn sich mal ein größerer Moshpit bildet, allerdings ist das hier keine Übertreibung. Wirklich 95 Prozent des Publikums befinden sich im Flug durch den Saal. Anyway, im Zuge des ersten Songs halten Team Scheiße auch ihre Anstandsrede gegen Mackertum, also alle lassen ihre Shirts an, man hilft sich gegenseitig und passt aufeinander auf. Das ist weiterhin äußerst löblich, genau wie der ausgerufenen FLINTA*Pit in der Mitte des Sets und die allgemeine Nähe und Sympathie der Band, die sind halt wirklich so, wie man es sich von einer sehr schnell sehr groß werdenden Band wünscht.
Das erste musikalische Highlight folgt dann direkt. Ihr Smashhit „Schmetterling“ wird ohne Instrumente angestimmt und war das Publikum beim Opener schon laut, so frage ich mich, wie die jetzt einfach noch lauter sein können?! Das legte sich auch nicht mehr, also nichts davon. Egal ob bei Songs wie „Elfmeterschießen“, „Einzelfall“ oder „EDK“, das Publikum blieb laut und flog von Links nach Rechts. Dazu kamen die fantastischen Team Scheiße, welche fast jeden ihrer Songs spielten. Am Ende sollten es 27 sein. Ihr könnt euch also selbst ausdenken, dass es ein Abend voller musikalischer Highlights war. Im Gedächtnis blieb dabei vor allem der Klassiker „Karstadtdetektiv“, welcher, bevor er so richtig losbrach, in einer Art Balladenversion gespielt wurde, was nicht nur wieder dafür sorgte, dass das Publikum einen Höhenflug bekam und noch mal ihre letzten Reserven vor der Heiserkeit aufbrachte, sondern auch einen kurzen Moment der Ruhe reinbrachte. Ich hätte nicht gedacht, dass Team Scheiße es mal schaffen, einen Moment der eindringlichen Melancholie zu kreieren.
Am Ende bleibt dann die schiere Eindrücklichkeit. Team Scheiße konnten mich schon letztes Jahr in Dresden mit ihrer Energie beeindrucken, welche sich vor allem im Publikum widerspiegelt. Ich hätte aber niemals gedacht, dass sie diesen Eindruck noch einmal toppen können. Nun ja, das Konzert im Conne Island hat genau dies geschafft. Von den Supports über die Länge, die pure Energie und das wahnsinnige Publikum beweisen Team Scheiße erneut, dass sie eine der besten Livebands des Landes sind.