Lange hat es gedauert, dass die Kultpunks von Wizo endlich mal wieder durch die Gegend touren und ihren kritisch-amüsanten Punk durch die Hallen schallen lassen. Mit dem Release des neuen Albums „Nichts wird wieder gut“ sollte doch genau dies passieren und ich war Teil der schwitzenden Masse im Stromwerk Dresden.
Rantanplan
Nicht lange da und schon ging es los. Man konnte die Beschaffenheit des Saals gar nicht lange bestaunen, da standen auch schon Rantanplan aus Hamburg auf der Bühne, um den ausverkauften Saal für knappe vierzig Minuten zu bespaßen. Das Publikum zeigte dabei in großen Teilen, dass die Wahl des Supports absolut passend war. Denn nahezu sofort bildete sich der erste erstaunlich große Pit und mitgesungen wurde auch ordentlich. Dabei präsentierte das Quartett ein Sammelsurium aus ihrem gesamten Werk und machte sogar Lust auf mehr.
Aber wir waren natürlich fast alle nicht wegen Rantanplan hier. Wizo lässt aber zum Glück nicht lang auf sich warten und begann fast ruhig mit „Der lustige Tagedieb“. Natürlich bricht auch dieser Song los, aber wir starten recht gediegen in den Punkabend. Das wurde aber schnell vergessen, als danach „Königin“ und „Schöner wär‘s“ durch die Kraftwerkhalle geblasen wurde. Bewegung war ab hier angesagt. Pits, Crowdsurfer*innen, Hymne nach Hymne und vor allem ein rasanter Anstieg der Temperatur, welcher den typischen Bierkonsum in einen Höhenflug gebracht haben sollte. So sehr Bock, wie es Wizo hatten, das Publikum hatte es doppelt so sehr. Auf sie trafen neben Klassikern wie „Raum der Zeit“, welcher direkt mit einer Wall of Death gefeiert wurde, „Seegurke“ oder natürlich das Antinationalhymnen-artige „Adagio“ auch eine Hand voller Song von ihrer aktuellen Platte, jedoch bei weitem nicht so viele, wie man es bei knapp zwei Stunden Set und 27 Songs erwarten könnte. Ich bin solche langen Shows gar nicht mehr gewöhnt, aber es war durchaus mal wieder erfrischend, nicht nach jeweils dreißig Minuten eine andere Band vor der Nase zu haben. Auch fanden die sehr emotionalen Songs wie „Quadrat im Kreis“ und „Hey Thomas“ sowie ein Pippi Langstrumpf Cover einen Platz in der Setlist. Letzteres kam mit einem Brutalopit. Hier liegt auch ein kleiner Kritikpunkt. Ein Teil des Publikums war anscheinend nicht ganz so sicher, was man macht, wenn jemand bei einem Konzert hinfällt, denn eigentlich berührt eine Person ja kaum den Boden. Hier kam es wenige Mal dazu, dass es etwas gedauert hatte, bis eine Person wieder an die Oberfläche kam. Das ist unschön! Aber hey, ich hatte vorher etwas Angst, dass es vom Publikum her ein Totalausfall wie das Baboon Show Konzert im Felsenkeller wird und ich war positiv überrascht, dass ein großer Teil des Publikums wahnsinnig freundlich und zuvorkommend war. Auch positiv waren die Momente des Witzes im Programm von Wizo, das Drumstick rumwerfen zwischen Bassist und Drummer oder auch die Person im Katzenkostüm, welche bei der Temperatur happy ohne Ende über die Bühne rannte. Klar sind diese Momente geplant und werden sicher fast immer genau so wiederholt, aber es fühlte sich überhaupt nicht so an. Das ist eine Seltenheit, dass nichts davon aufgesetzt, unnötig und irrelevant wirkte.
Abschließend lässt sich also sagen, dass Wizo durchaus einen Besuch wert sind. Das Konzert war emotional, warm und sehr energetisch, dazu unterhaltsam und einfach eine sehr gute Zeit. Bei Wizo stimmte dann auch der Sound zumindest im Publikum und das sehr laute Schlagzeug von Rantanplan war Geschichte. Chapeau an Wizo auch für die immer noch vorhandene Relevanz und vor allem Awareness gegenwärtigen Themen gegenüber. Das klingt immer sehr sinnlos, das auf einem Punkkonzert zu erwähnen, jedoch ist das Thema genau auf diesen Shows unterpräsentierter, als man denken mag. Ich würde definitiv noch mal auf eine Wizo Show gehen, aber eventuell das nächste Mal mit mehr Energiereserven, damit ich die zwei Stunden besser durchhalte!