Der Weg zum Online-Album: So kommt deine Musik zu Streaming-Diensten
18.06.2020 | Meret Stursberg
Wir leben schon in verrückten Zeiten. Die Digitalisierung hat nahezu alle Lebensbereiche auf die eine oder andere Weise beeinflusst - so auch die Musikszene. Wenn man als neue Band früher sein eigenes Album auf seinen Konzerten verkaufen wollte, war das eine recht einfache Geschichte: CD-Rohlinge in den Brenner, Lieder drauf, in 'ne Hülle packen und für ein paar Euros an die Fans auf den Gigs verkaufen. Das geht heute selbstverständlich auch noch. Aber mit dem World Wide Web kommt noch eine Vielzahl an neuen Plattformen hinzu, auf denen man seine Musik zur Verfügung stellen kann. Unzählige Alben und Songs hört man heutzutage über Streaming-Plattformen wie zum Beispiel Spotify. Das scheint an sich erst mal keine große Hürde zu sein: Lädt man die Musik dort halt einfach zusätzlich hoch. Klappt bei YouTube ja auch sehr simpel. Ein paar Klicks und dann hat sich das. Dachte ich zumindest noch vor einem Monat, als meine Band und ich beschlossen haben, unsere erste EP zu veröffentlichen. Was vielen Newcomer Bands, wie auch uns, anfangs womöglich nicht direkt klar ist, ist, dass man doch noch ein paar Extra-Schritte zu gehen hat, bevor die eigene Musik auf den vielen Plattformen im Internet veröffentlicht werden kann. Obwohl man mithilfe einer Internet-Suche auch schnell in Erfahrung bringen kann, wie genau das abläuft, sind hier noch einmal die wichtigsten Schritte erklärt.
Wenn man kein Label hat, welches die eigene Musik vertreibt, muss man sich eine Distributionsplattform suchen, die dann ähnlich wie ein Online Label fungiert. Hierzu gibt es eine Menge Anbieter, die alle mit unterschiedlichen Abos oder Angeboten locken, denn seine Musik im Internet kommerziell anzubieten ist meist nicht umsonst. Es lohnt sich also, sich durch die verschiedenen Distributoren durchzuklicken und sich auch Meinungen und Bewertungen durchzulesen, da einige Plattformen mehr von deinen Einnahmen behalten als andere, während es auch welche gibt, die dir 100% deines Ertrags zukommen lassen, dafür allerdings einen monatlichen oder jährlichen Beitrag fordern. Es gibt seriöse und weniger ansprechende Anbieter und es kommt natürlich auch darauf an, was man vertreiben möchte, wie oft man neue Musik heraus bringen möchte und ob man beispielsweise nur eine Streaming Plattform auswählt oder mehrere. Alles in allem also schon einmal viel, was man beachten muss, wenn man seine Musik digital vertreiben möchte.
Hat man sich dann einen Distributor gesucht, geht es aber noch weiter. Erstmal benötigt dieser nämlich viele Daten, um deine Musik so gut wie möglich präsentieren zu können. Darunter fallen zum Beispiel Pressetext, Produzent und noch einige andere Informationen.
Nun hat man es aber bald geschafft. Noch ein wichtiger Zwischenschritt ist die Generierung von EAN und ISCR-Codes. Was das nun schon wieder ist? ISCR steht für „International Standard Recording Code“ und dient dazu, deine Songs individuell identifizieren zu können und auch dazu, dass man im Nachhinein eine ordnungsgemäße Bezahlung erhält. Wenn man also seine Musik auf Streaming-Plattformen kommerziell anbieten möchte, kommt man nicht drumherum, sich für jeden Song so einen Code zu generieren. Der EAN ("European Article Number") Code funktioniert ähnlich, nur noch einmal für das gesamte Album. Wenn man also ein Album mit zehn Songs vertreiben möchte, benötigt man zehn ISCR Codes und einen EAN Code. Auch diese Codes kosten wieder Geld: Für zehn ISCR Codes bezahlt man ungefähr vierzig Euro, für einen EAN Code rund dreißig Euro. Im Einzelfall gilt es natürlich nochmal, sich auf den jeweiligen Websites zu informieren, da es für verschiedene Streaming-Seiten auch unterschiedliche Richtlinien gibt.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Wenn man einmal durchschaut hat, was man alles zu erledigen hat, bevor man seine Musik online vertreiben kann, ist es kein Hexenwerk. Man darf nur nicht vergessen, dass sowohl für den Distributor als auch für die Codes noch Kosten auf einen zukommen, die man nicht immer unbedingt erwartet. Aber das sollte einen nicht abschrecken. Immerhin kriegt man in der Regel ja auch etwas zurück.
Meret Stursberg
Momentan studiert Meret Philosophie in Düsseldorf und arbeitet ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe, treibt sich aber ansonsten die ganze Zeit auf Konzerten oder Festivals quer durch Deutschland und in anderen Ländern rum. Sie liebt Reisen und lernt auch im Ausland viele interessante Musiker kennen. Ansonsten spielt sie selber mehr schlecht als recht Bass in einer kleinen Punk-Band. Musikalisch kann sie fast jedem Genre etwas abgewinnen und bezeichnet ihre Playlist auch als Büchse der Pandora, weil zwischen Punk, Indie, Rock, Ska, Metal, Trash und Hip Hop manchmal auch einfach klassische Musik oder Kinderserien-Intros anspringen.