Die besten Videospiel-Soundtracks aller Zeiten
21.05.2022 | Album der Woche Redaktion
Genauso wie in Filmen können gute Soundtracks Videospiele auf ein ganz anderes Level aufsteigen lassen und dabei sogar Kultstatus erreichen. Während heutzutage der Technik im Bereich des Sounds kaum noch grenzen gesetzt sind, waren es früher tatsächlich die limitierten Fähigkeiten der ersten Personal Computer und Handhelds, Töne in einer gewissen Tonhöhe oder Anzahl an gleichzeitig abzuspielenden Töne in einen wunderbaren Soundtrack zu verwandeln, von der Speicherkapazität mal ganz abgesehen. Durch diese anfänglichen Limitierungen benötigten Komponisten also nicht nur ein gutes Händchen für Melodien sondern auch technisches Verständnis, um die Maschinen bis zum äußersten auszureizen um ihre Ideen umsetzen zu können. Chris Hülsbeck konnte damals mit seinem kultigen Soundtrack zu Turrican II auf dem Amiga überzeugen und wird bis heute bei Konzertreihen wie "Video Games live" mit Orchester neu arrangiert gespielt. Während heute scheinbar alles möglich ist lebt der Geist der alten Tage in der Demoszene weiter.
Bis heute sind unzählige Videospiele erschienen und während einige nur noch sehr selten gespielt werden leben die Melodien in den Köpfen der Menschen weiter, die mit den Melodien groß geworden sind. Moritz, Kai und Lucio erzählen euch, welche Soundtracks ihrer Meinung nach die Besten ihrer Art bis heute sind.
Die besten Videospiel-Soundtracks aller Zeiten von Lucio
Ich liebe die Anno-Spielreihe und habe seit dem Debüt "Anno 1602" bis auf einige Ausreißer eine enorme Stundenanzahl darin versenkt, meine Inseln zu bewirtschaften, immer effektivere Kreisläufe der Ressourcen zu designen und auch einfach meinen Menschen beim wuseln in den Städten und Dörfern zugeschaut. Die Soundtracks schafften es dabei immer, mich durch die Tracks entweder in einen zen-artigen Zustand zu versetzen, während ich mehr Gebäude gebaut und Inseln erobert hatte oder durch alarmierende Melodien meinen Puls hoch zu treiben während wieder irgendwo ein Feuer ausbrach.
Die Metal Gear Solid Videospielreihe um den Protagonisten Solid Snake zeichnet sich durch spannende Geschichten rund um das Thema Kalter Krieg, Spionage, genetische Verbesserungen und Superwaffen aus. Im Spiel selbst (zumindest in den älteren Teilen) geht es hier allerdings nicht darum sich durch sämtliche Level zu ballern sondern durch vorsichtiges Vorgehen die Ziele zu erreichen. Die Soundtracks schaffen es dabei immer wieder, sowohl den Geheimagenten-Flair á la James Bond bombastisch einzufangen (das oben verlinkte Lied könnte auch Titelsong eines James Bond Movies sein), als auch durch sehr minimalistische Tracks die Anspannung aufrecht zu erhalten, während sich Snake an einem Geländer im Regen entlang hangelt, um unerkannt in einen Schiffstanker einsteigen zu können. Während das Gameplay der ersten Teile heutzutage eher altbacken wirkt, sind die Soundtracks immer noch zeitgemäß.
Die Soundtracks der Final Fantasy Videospielreihe, insbesondere von Teil 7 bis 10, sind für mich die mit Abstand besten Videospielmusiken. Die Werke von Komponist Nobuo Uematsu sind einzigartig und geben den Spielen mit ihren komplexen Geschichten eine ganz neue Dimension mit ihren wiedererkennbaren Stücken. Die populärsten Stücke werden regelmäßig in Konzertreihen wie "Video Games Live" gespielt, komplette Soundtracks der einzelnen Spiele der Reihe als Symfonieorchester-Konzert aufgeführt und in diversen anderen Formaten adaptiert. Als "Piano Collections" erscheinen die Stücke jedes Titels der Reihe neu aufgenommen als Klavieralben, der Komponist selbst hat mit "The Black Mages" als Band die beliebtesten Stücke als Rockkonzert aufgeführt und viele weitere Umsetzungen zeugen von der Beliebtheit.
Mich persönlich haben die Werke von Nobuo Uematsu hunderte Stunden begleitet während ich die Geheimnisse von Midgard und Spira entdeckt habe, mit Chocobos nach Schätzen gesucht oder einfach nur eine Runde Blitzball gespielt habe. Ich bin mit den Spielen und somit auch mit Soundtracks aufgewachsen und Stücke wie "One Winged Angel", "To Zanarkand" oder "Aeriths Theme" werden mich immer an die schönen Geschichten zurück erinnern lassen.
Nicht genug, dass sich Sucker Punch mit Ghost of Tsushima selber übertroffen haben. Der unterschwellige Soundtrack aus der Feder von Ilan Eshkeri und Shigeru Umebayashi sorgt für eine Multiplikation der vom Spiel erregten Emotionen. Gar keine Frage, man muss etwas für asiatische Musik übrig haben um sich dafür auch außerhalb des Games für diesen Soundtrack derart zu begeistern. Aber er kommt an vielen Stellen ohne den ganz großen Tusch aus, wo in anderen Spielen gerne dick aufgetragen wird. Und trotzdem bringt die Dynamik der Stücke, mit den filigranen Instrumenten und Klängen immer die nötige Dramatik für die Szenen mit. Nah an der Perfektion.
Nun, diese Auswahl verwundert mich dann doch selber, denn ein großer Diablo Fan war ich nie, meist spielte ich es nur, da man es im Koop spielen konnte und meine Brüder das Spiel abgöttisch lieben. Was bei mir auf ewig hängen bleiben wird, ist der Soundtrack, im Besonderen das Tristram Theme. Doch nicht nur der. Viele Horror Games könnten sich von diesem Fanal der Dunkelheit einige Scheiben abschneiden. Matt Uelmen ist in diesem Game wirklich ein Geniestreich gelungen. Was hier an verschiedensten Elementen eingearbeitet wurde um eine unbeschreiblich düstere Atmosphäre zu kreieren war seiner Zeit einiges voraus. Ob das wabernd flüsternde "Mephisto" oder das aufbrausend einnehmende "Hell" oder natürlich der unendlich stark komponierte "Tristram Theme". Für mich ein stärkerer Soundtrack als das Spiel, bei weitem.
1. The Legend Of Zelda - The Ocarina Of Time
Wie großartig kann ein Soundtrack sein? Kōji Kondō so: "Ja". Wie viel hat dieser Mann schon komponiert, aber meiner Meinung nach ist dies sein Meisterwerk. Man mag mir Übertreibung vorwerfen, doch das ist für mich das Lehrbuch eines Videospielsoundtracks. Man kann dem Soundtrack eine gewisse plumpe Ader unterstellen, da viele Stücke mit sehr offensichtlichen Mitteln arbeiten, besonders die dramatischen und bedrohlichen, doch auch das ist einfach stark umgesetzt. Es wird perfekt das vertont, was der Spieler gerade sieht und spielt. Verlässt er die Stadt und begibt sich auf die Hyrulische Steppe, schreit das nicht nur im Bild nach Aufbruch in ferne Lande, die Musik selber peitscht einen nach vorne um mit Epona die Steppe zu ergründen. Kommt man beispielsweise in das kleine Städtchen Kakariko, empfängt einen ein heimelig ruhiger Klangteppich. Und wie on fire ein Stück sein kann, weiß jeder der das Gerudo Valley ergründet hat. Spätestens hier ist der Controller in Flammen aufgegangen. Und wie simpel und wunderschön sind denn bitte die kleinen Stücke die man auf der Ocarina spielen lernt? Für mich der ungekrönte König der Soundtracks, trotz oder vielleicht gerade wegen seiner vermeintlichen Simplität.
Platz 3: FIFA Street 2
Das normale FIFA wurde mir in genau dem Moment zu langweilig, als ich das allererste Mal auf der Rückbank des Autos meiner Oma, auf dem Weg in den Urlaub, mit Wayne Rooney auf einem verpixelten Bolzplatz ein Fallrückziehertor von der Mittellinie geschossen habe, nachdem ich durch kontinuierliches X-Taste-Drücken den Powermeter bis zum Anschlag aufgeladen hatte. Das war einfach FIFA mit Ultis! Und dann hat mir FIFA Street 2 auch noch die Welt der Gitarrenmusik ein kleines bisschen mehr eröffnet. Der Soundtrack bestand nämlich aus allen möglichen Skatepunk- und Indierock-Hits der 2000er. "Rock'n'Roll Queen" von den Subways zum Beispiel, oder blink-182 mit "All The Small Things". Alles heute nicht mehr in meiner Heavy Rotation, aber doch sehr schöne Erinnerungen.
Platz 2: The Elder Scrolls V: Skyrim
"Dadadam, dadadam, dadadamdamdamdam." Wie geil war eigentlich Skyrim?! Denke ich mir jedes Mal, wenn ich den "Dragonborn Song" höre. Dann erstelle ich mir einen total individuellen Charakter, nur damit ich erstmal 700 Eisendolche schmieden und die dann verzaubern kann, um am Ende doch wieder den 14ten übermächtigen Stealth-Archer zu bauen, der alles one-hitted. This is the way. Ah, ne, Moment. Anderes Franchise... Skyrim wäre das Spiel, in dem ich den größten Teil meiner Schulzeit versenkt habe, wäre da nicht der Platz 1 auf dieser Liste.
Platz 1: Borderlands
Es sind weniger die tatsächlichen Soundtracks dieser absolut legendären Spielereihe, die mich immer wieder in wahnhafte Abwärtspiralen aus looten und leveln versetzen, sondern vielmehr die Introsongs. Was Cage the Elephant mit "Ain't No Rest For The Wicked" begonnen haben, setzten die Neo-Soul Veteranen The Heavy in den Teilen 2 und 3 fort. Roadtrip-Mucke mit einem Hauch Western, visuell überlagert von vier komischen Figuren mit lächerlich großen Knarren. Ganz große Liebe! "Short Change Hero" krame ich bis heute regelmäßig wieder hervor, um diese mehrere hundert Stunden wieder an die Oberfläche meines Bewusstseins zu holen. Es wird wieder Zeit für einen Re-Run. Oder halt 6.