Editorial April 2022: Alles anders
08.04.2022 | Jakob Uhlig
Liebe Leser:innen,
vielleicht habt ihr bereits bemerkt, dass der 1. April in diesem Jahr bei uns nicht nur schon wieder keinen grandiosen Aprilscherz hatte (ich denke immer noch wehmütig an unseren überragenden Prank mit dem fiktiven Adam-Angst-Album "Platz am Beton"), sondern auch kein neuer Themenmonat vorgestellt wurde. Auch für dieses Editorial, das eigentlich immer an jedem 1. eines Monats ziemlich zuverlässig auf euch wartet, habe ich mir ausnahmsweise mal etwas mehr Zeit genommen. Der Grund liegt in unserer Redaktion verborgen: Wir haben in den letzten Wochen angefangen, uns viele grundsätzliche Fragen über unser Magazin zu stellen. Seit nunmehr über sechs Jahren gibt es Album der Woche. Seit der Gründung des Fanzines im Frühjahr 2016 lebt dieses Projekt von den vielen engagierten Menschen, die sich ohne finanziellen Gegenwert tagtäglich dafür einsetzen, spannende Texte an Land zerren, ihre Ideen einbringen und einfach gemeinsam eine gute Zeit zu haben.
Album der Woche hat für mich und für viele Andere in der Redaktion immer davon gelebt, dass es nie stillstand. Anfang 2017 haben wir unsere Website komplett überarbeitet, haben Punktwertungen eingeführt und haben unseren ursprünglichen Duktus von einem Artikel pro Woche deutlich erhöht, wodurch sich viele neue Türen für uns als Projekt geöffnet haben. Wir haben Stück für Stück mit immer mehr Partner*innen zusammengearbeitet. Wir begannen, unsere Interviews nicht mehr als bloße Abschriften umzusetzen, sondern sie mit Hintergründen, Zusammenhängen, Geschichten zu verbinden. Wir begannen, uns einmal in der Woche zum gemeinsamen Redaktionscall zu treffen. Wir führten die Themenmonate ein und gaben uns so die Möglichkeit, komplexe Inhalte von vielen Seiten zu betrachten und generell noch einmal ganz neue Arten von Artikeln zu schreiben. Und wir führten den Plattensprung-Podcast ein, ein ganz neues Format für unser Fanzine, das sich seinerseits bis heute nochmal ganz selbstständig und intensiv weiterentwickelt hat.
Nun merken wir, dass uns genau diese Veränderung in der Redaktionsarbeit in letzter Zeit gefehlt hat. Album der Woche ist ein stückweit zur Routine geworden. Das ist toll, weil so unsere Arbeitsabläufe sehr klar eingespielt sind, aber auch etwas fatal für ein Projekt, das für uns stetig von seiner immerwährenden Spannung gelebt hat. Vieles bei uns lief immer schleppender, die Zuverlässigkeit unsererseits war kollektiv stark gesunken und irgendwie fehlte uns manchmal ein bisschen das Feuer, diese Dinge anzugehen. Kurz: Wir brauchten wieder einen Grund, um richtig zu brennen. Album der Woche wird sich deswegen in den nächsten Wochen und Monaten verändern. Gerade befinden wir uns als Redaktion in einer Findungsphase, die sehr gut läuft und die ich ganz persönlich auch wahnsinnig heilsam finde. Am Ziel sind wir noch nicht angelangt, dafür sind die Prozesse im Augenblick noch zu vielfältig und wir wollen uns bewusst Zeit nehmen, die Lust am Magazinmachen wieder in uns zu entdecken. Ich kann aber schon mal versprechen: Ein paar der neuen Impulse werdet ihr bereits diesen Monat zu spüren bekommen. Ich bin wahnsinnig gespannt, wie ihr sie aufnehmen werdet.
Abseits davon werdet ihr aber auf keinen Fall mit einer AdW-Durststrecke allein gelassen, denn natürlich hören tolle Alben auch in Zeiten des Umbruchs nicht auf, zu erscheinen. So gibt es zum Beispiel eine neue Platte unserer Titelhelden Silverstein, nach der sich unser Dave schon seit Wochen die Finger leckt. Moritz hingegen sülzt der Redaktion seit Wochen die Ohren über das neue 3Plusss-Album voll, dem er den Album-der-Jahres-Status intern schon vergeben hat (hiermit habe ich alle Geheimnisse nun offengelegt). Aber auch für Fans von Post-Punk (Fontaines D.C.), Psychedelic (Porn Crumpets) oder Alternative (Papa Roach) haben wir verdammt viel in der Pipeline in einem erstaunlich vollgepackten Review-Monat. Und hat eigentlich schon jemand die neue Bilderbuch-Platte gehört? Taugt die was?
Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen in einer für uns sehr spannenden Phase der Arbeit an Album der Woche!
Jakob für die Redaktion
Jakob Uhlig
Jakob kommt aus dem hohen Norden und studiert zur Zeit historische Musikwissenschaft. Bei Album der Woche ist er, neben seiner Tätigkeit als Schreiberling, auch für die Qualitätskontrolle zuständig. Musikalisch liebt er alles von Wiener Klassik bis Deathcore, seine musikalische Heimat wird aber immer die Rockmusik in all ihren Facetten bleiben.