Editorial: Themenmonat Straßenmusik
01.08.2020 | Jakob Uhlig
Vielleicht ist es der Entzug der Clubkultur durch die Corona-Krise, die uns in der Redaktion gerade vermehrt über alternative Aufführungsformen von Musik nachdenken lässt. Eine ganz entscheidende davon ist wohl Straßenmusik. Mein Kollege Mark stellte in seinem Beitrag zu diesem Themenkomplex fest, dass er viel zu oft an Straßenkünstlern einfach nur vorbeigeht, anstatt ihre Musik einmal mit so scharfem Blick zu würdigen, wie er es anderswo auch tut. Und klar: Wenngleich auch ich schon Menschen mit Akustikklampfe in der Bahnhofsunterführung erlebt habe, die stundenlang einfach nur eine Strophe von "Imagine" in Dauerschleife schmetterten, so gibt es da draußen doch viele andere, die nicht nur begabt sind, sondern das Ungefilterte der Straße als prägendes Mittel ihrer Kunst verwenden.
Wir starten unseren Themenmonat trotzdem etwas weniger romantisch. Felix hat euch zusammengetragen, was man auf rechtlicher Ebene eigentlich alles beachten muss, um auf der Straße Musik machen zu dürfen. Spoiler: Deutschlands Bürokratie macht ihrem Ruf hier mal wieder alle Ehre und so herrschen von Bundesland zu Bundesland teilweise wirklich komplett unterschiedliche Regelungen. Paula wiederum zeigt in ihrem Artikel, dass man den Begriff "Straßenmusik" nicht nur auf eine Weise interpretieren kann und stellt euch die besten Songs für Demonstrationen vor - denn auch die Stimmung auf Demos kann aus einem Blickwinkel sicherlich als ebenso nahbares Erlebnis wahrgenommen werden, wie es das klangliche Aufeinandertreffen mit einem Geiger in der Fußgängerzone ist. Wir gehen dann weiter zu einem konkreten Straßenmusik-Event: Moritz berichtet euch vom Bardentreffen in Nürnberg, einem der größten deutschen Sammelbecken für Straßenkünstler*Innen.
Zum Schluss wollen wir dann - wie in jedem Monat - noch mit Menschen ins Gespräch kommen, die eine Verbindung zu unserem Thema haben. Für die Straßenmusik haben wir dafür zwei unterschiedliche Perspektiven gewählt: Mark hat sich mit Benny Rosemeier getroffen, einem umtriebigen Straßenmusik, der von seiner Motivation und seinen schönsten Erlebnissen in der Öffentlichkeit berichtet. Gleichzeitig reden wir mit jemandem, der mittlerweile nicht mehr nur in der Fußgängerzone, sondern auch auf Bühnen spielt: Jules Ahoi. Wie das zusammengeht und was für Unterschiede es in beiden Konzertformen gibt, erfahrt ihr im Interview bei uns.
Wir wünschen euch wie immer viel Spaß beim Lesen der Texte im Themenmonat August!
Jakob Uhlig
Jakob kommt aus dem hohen Norden und studiert zur Zeit historische Musikwissenschaft. Bei Album der Woche ist er, neben seiner Tätigkeit als Schreiberling, auch für die Qualitätskontrolle zuständig. Musikalisch liebt er alles von Wiener Klassik bis Deathcore, seine musikalische Heimat wird aber immer die Rockmusik in all ihren Facetten bleiben.