Musikstadt Hamburg: Ein Stadtrundgang
27.02.2022 | Felix ten Thoren
Wir beginnen im Westen: Altona ist der größte Bezirk der Hansestadt. Kultur und Musik spielten hier schon immer eine große Rolle. Neben Theatern und Stadtfestivals wie der Altonale sind es heute Konzertlocations wie die Fabrik im ehemaligen Arbeiterviertel Ottensen oder das etwas versteckt gelegene Hafenklang am Altonaer Fischmarkt, die sowohl internationale Musikergrößen als auch kleine Indie-Künstler anlocken.
Fabrik
Barnerstraße 36
Ottensen
22765 Hamburg
Deutschland
Hafenklang
Große Elbstraße 84
Altona
22767 Hamburg
Deutschland
Folgt man der Straße an der Fabrik Richtung Nordwesten, geht es zunächst durch den Lessingtunnel – der im Übrigen als beliebte Kulisse für Videodrehs dient – an der Max-Brauer-Allee entlang, ehe man schließlich eine weitere Gleisunterführung der besonderen Art erreicht: Die Sternbrücke ist zwar ein verkehrstechnisches Desaster und obendrein vom Abriss bedroht, doch hat sich eben genau um diesen Hotspot eine organische gewachsene Kulturlandschaft entfaltet. Zahlreiche kleine Konzertlocations schmiegen sich hier dicht an dicht aneinander, nicht wenige – wie etwa die Astrastube und das Wagenbau – haben direkt unter den Schienen ihr Plätzchen gefunden.
Lessingtunnel
Lessingtunnel
Altona-Nord
22765 Hamburg
Deutschland
Sternbrücke
Stresemannstraße
Altona-Nord
22769 Hamburg
Deutschland
Von hier aus sind es auch nur noch wenige Schritte bis zu Hamburgs wohl zweitberühmtesten Stadtteil, der Sternschanze. Neben der Roten Flora, in der hin und wieder auch Konzerte stattfinden, gibt es hier eine ganze Reihe an kleinen Bars mit Live-Musik, Clubs und Plattenläden. Auch wenn die Gentrifizierung in den letzten Jahren weit vorangeschritten ist: Die “Schanze“ bleibt Hamburgs wohl buntester und lebendigster Stadtteil, der mit seiner vibrierenden Energie auch weiterhin Kreative anzieht. Etwas weiter nördlich schließt sich „Eimsbush“ (Eimsbüttel), das Revier der Beginner an, welches auch in zahlreichen Songs Erwähnung findet. Wir gehen jedoch weiter Richtung Elbe in Richtung Reeperbahn.
Rote Flora
Schulterblatt 71
Sternschanze
20357 Hamburg
Deutschland
Schanzenpark
Dänenweg
Sternschanze
20357 Hamburg
Deutschland
Vorher jedoch lohnt es sich, einen kleinen Zwischenstopp im Karoviertel zu machen. Überschattet wird dieses alternative Quartier mit seinen Plattenläden und Second-Hand-Shops von einem riesigen Flakbunker aus der Nazi-Zeit. Der „Bunker“, wie er stadtläufig schlicht genannt wird, wurde inzwischen umgestaltet und zum Musikbunker erklärt. Bis vor kurzem fand sich hier noch einer der größten Musikläden der Stadt, doch auch nach dessen Wegzug erhalten das Übel & Gefährlich, mehrere Musikakademien, Proberäume für Bands und die Redaktion des Internetradiosenders ByteFM den Geist des Gebäudes.
Bunker Heiligengeistfeld
Feldstraße 66
St. Pauli
20359 Hamburg
Deutschland
Karoviertel
Marktstraße 129
St. Pauli
20357 Hamburg
Deutschland
Knust
Neuer Kamp 30
St. Pauli
20357 Hamburg
Deutschland
Geht man am Heiligengeistfeld entlang weiter Richtung Süden, erreicht man das unbestrittene musikalische Zentrum der Stadt: die Reeperbahn auf Sankt-Pauli. Große Freiheit, Hamburger Berg, Spielbudenplatz – diese Orte sind ikonisch geworden. Es gibt schlicht keinen Platz in Deutschland, der eine so hohe Dichte an legendären Clubs und Konzerten aufweisen kann. Ja, die Beatles hatten hier ihren Durchbruch – doch bietet der Kiez so viel mehr. Molotow, Mojo, Grünspan und Indra sind nur einige der Konzertlocations, die Hamburg zur unbestrittenen Musikstadt machen und ein Programm bieten, dass so manche Konzertgänger neidisch auf das Hamburger Publikum blicken lässt.
Reeperbahn
Reeperbahn 70
St. Pauli
20359 Hamburg
Deutschland
Molotow
Nobistor
St. Pauli
22767 Hamburg
Deutschland
Mojo
Reeperbahn 1
St. Pauli
20359 Hamburg
Deutschland
Indra
Große Freiheit 62
St. Pauli
22767 Hamburg
Deutschland
Hamburger Berg
Hamburger Berg
St. Pauli
20359 Hamburg
Deutschland
In der Innenstadt hingegen versammelt sich ein häufig ein ganz anderes Publikum. Die historische Laeiszhalle am Johannes-Brahms-Platz war das Haus für klassische und zeitgenössische Musik, ehe die Elbphilharmonie am Rand zu Speicherstadt und HafenCity ihr die Show stielte. Doch unweit von Laeiszhalle und Staatsoper findet sich inmitten von Bürotürmen noch ein gallisches Dorf, ein autonomes Kulturzentrum, das in den besetzten Resten des ehemaligen Gängeviertels ihre Heimat gefunden – besetzt – und schließlich anerkannt bekommen hat. Hier gibt es noch Bier gegen Spende und eine Bühne, die nahezu allen offensteht.
Elphi
Platz der Deutschen Einheit 1
HafenCity
20457 Hamburg
Deutschland
Gängeviertel
Valentinskamp 34a
Neustadt
20355 Hamburg
Deutschland
Etwas weiter im Osten – an der Oberhafenbrücke – soll ebenfalls ein Kreativquartier entstehen. Aktuell befindet sich das zwischen HafenCity und Innenstadt gelegene Gebiet noch im Aufbau. Die Brücke zwischen den beiden Stadtteilen hat sich jedoch bereits als zuverlässige Bühne in Rap-Videos etabliert. Diese Musikrichtung wird gefühlt immer präsenter, je weiter es Richtung Osten geht. Hamm, Horn und Billstedt sind Namen, die immer mal wieder Einzug in Rap-Texte finden, vor allem jedoch ist es Mümmelmannsberg, die Großwohnsiedlung ganz im Osten Hamburgs, die durch Rapper wie jüngst KwamE auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht wurde.
Oberhafenbrücke
Oberhafenbrücke
HafenCity
20097 Hamburg
Deutschland
Horn
Washingtonallee 30d
Horn
22111 Hamburg
Deutschland
Mümmelmannsberg
Kandinskyallee
Billstedt
22115 Hamburg
Deutschland
Hier endet dann auch der Rundgang, auch wenn noch längst nicht alles gesagt ist. Hamburg ist vielleicht nicht immer das große Tor zur Welt, so wie es sich gerne darstellt. Den Titel als Musikstadt hingegen – den hat es sich verdient.
Felix ten Thoren
Felix widmet sein Studium der historischen und systematischen Musikwissenschaft in Hamburg. Er wurde mit HipHop sozialisiert, findet aber auch Gefallen an diversen Stilrichtungen von Blues bis Hardcore.