Quiet Slang und „Everything Matters But No One Is Listening“: Wieso wohl niemand zuhört?
13.05.2018 | Julius Krämer
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Mehr als den Einleitungsabschnitt dieses Artikels gibt es tatsächlich eigentlich nicht über „Everything Matters But No One Is Listening“ zu sagen, ist das ganze Album doch wenn überhaupt nur ein lauwarmer Aufguss, die Sing-Meine-Songs-Version eines Sängers, der, nun ja, seine eigenen Songs nochmal singt. Einzelne Tracks herauszuheben macht keinen Sinn, denn egal ob „Dirty Cigarettes“, „Noisy Heaven“ oder „Future Mixtape For The Art Kids“ - die Formel ist so einfach wie wirkungslos. Eine halbgare Klavierbegleitung trifft auf vibrato-getränkte, aber blutleere Streicher und den pathos-getriebenen Gesang von Alex, der gerne nach Sufjan Stevens klingen würde und sich selbst wohl am liebsten hört. Säuselnd und ohne Substanz flüstert er sich durch zehn Songs, die sich schnell wie 20 anfühlen. Ein Umstand, der keinen ausufernden Songstrukturen, sondern der gähnenden Langeweile jeder Sekunde dieses Albums geschuldet ist.
Der ausgelutschte Effekt des Zurückspulens am Ende von „Warpaint“ macht das nicht besser, auch wenn er wahrscheinlich zum besten Moment der Platte gehört. Wieso? Die leidenschaftslose Neuinterpretation von Beach Slang wird dadurch einfach etwas weniger identifizierbar. Ein willkommener Moment nach so viel Mittelmäßigkeit. Fans sehen weitere unnötige Versionen ihrer Lieblingssongs natürlich gerne, ansonsten hat man aber schnell das Gefühl, Alex brauchte diese Platte einfach für sich selbst, so sehr verweigert er jegliche Form von künstlerischem Einfallsreichtum. Direkt verglichen mit den punkigen Originalversionen von Beach Slang wurden die Arrangements selbstverständlich grundlegend geändert, aber spätestens Disturbed haben mit ihrem Verriss von „Sound Of Silence“ ja gezeigt, wie sehr ambitionierte Akustik-Versionen daneben liegen können.
Wertung
Herr, lass es E-Gitarren regnen! James Alex landet mit dem Versuch eines interessanten Akustik-Albums zielsicher im unteren Mittelmaß. Hat es das wirklich gebraucht? Ähnlich wie überflüssige US-Versionen von guten Filmen hinterlässt „Everything Matters But No One Is Listening“ einen faden Geschmack von Tiefkühlfraß: Gutes Vorbild, man überlegt sich ob des billigen Abklatsches aber zweimal, ob man es sich zu Gemüte führt. Als eigenständiges Werk funktioniert dieses Album nämlich zu keiner Sekunde.
Julius Krämer
Julius stammt aus dem hoffnungslos unterschätzten Wuppertal und studiert momentan Musikpädagogik und Politikwissenschaft in Münster. Neben seiner Tätigkeit als Gitarrist in verschiedenen Bands begeistert ihn alles von Prog über Alternative bis Hardcore, er unternimmt aber auch gerne Ausfüge in HipHop, Jazz oder elektronische Musik und mag dabei besonders die Verarbeitung übergeordneter Gedankengänge oder des Zeitgeschehens in der Musik.