Bilder: David Santilian // http://www.derguteton-photography.de/ // http://www.instagram.com/derguteton_photography
Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: In diesem Online-Magazin sind Hollywood Undead mehrfach nicht gut weggekommen. Der Kollege Jonas schreibt über das aktuelle Album:
Langweilig, uninspiriert, mehrere Hundert Millionen Plays auf Spotify. Musik für die Generation Fortnite, die zum einen Ohr rein und zum anderen wieder hinaus wandert und in der Mitte noch eine schöne Bremsspur hinterlässt.
Auch meine Meinung zu dieser Band deckt sich da zum größten Teil. Deshalb habe ich mich auch unter die Leute gemischt und mich mit verschiedenen Menschen unterhalten, um die Faszination um diese Band etwas besser zu verstehen. Mehr dazu später im Artikel.
Das Programm für den Ostersamstag ist mal wieder straff: 20 (!) Bands teilen sich zwei Bühnen in der Leipziger Messe von 10 Uhr bis Mitternacht. Die Erfahrungen aus den letzten Jahren zeigt, dass schon zu Beginn des Festivals Perlen der Metalcore-Szene kurze Sets spielen - perfekt um Bands von der To-Do-Liste zu streichen.
Rising Insane sind die Gewinner des diesjährigen Impericon-Bandwettbewerbs und haben sich den Opening-Slot gesichert. Die Metalcore-Band aus Bremen gibt direkt zu Beginn schon mächtig Dampf, obwohl die sehr große Messehalle sich erst langsam füllt. Gefühlt sind dieses Jahr allerdings um diese Uhrzeit schon mehr Menschen vor Ort, da gibt es wohl einige, die es gar nicht erwarten konnten von den Familien loszukommen.
Mit Holding Absence folgt direkt danach eine der Bands zum Abhaken auf der To-Do-Liste. Ihr Debütalbum hat Joe bei uns nur so mit Lob überschüttet, allerdings zündet die Band in einer Messehalle um diese Uhrzeit mit ihrem Melodic Hardcore nicht so wirklich.
Einer der Höhepunkte der Bands vor der Kaffee-und-Kuchen-Zeit ist die Hardcore-Band Get The Shot. Die Halle, nun mittlerweile zu einem guten Drittel voll, hat hier Sportunterricht auf dem Plan stehen und die ersten ordentlichen Circle Pits und Wall-Of-Deaths des Tages vollziehen sich. Sänger Lagacé verbringt mehr Zeit im und vor allem auf dem Publikum und flext quasi durchgängig mit seinen Muskeln. Abgesehen von diesen Mackerposen überzeugen Show und Sound. Die Band bringt richtig Stimmung in den Laden.
Bis zum Abend geht es munter weiter mit den diversen namhaften Bands der Szene. Hier hebt sich nicht wirklich etwas vom Programm ab, die Bands spulen souverän ihre Sets ab. Zur Abendbrot-Zeit wird es bei Emmure nun proppevoll. Zuvor haben schon die Kollegen Nasty und Deez Nuts die Violent Mosher ordentlich eingestimmt. Zum Glück bietet die Messehalle viel Platz für die amateurhafte Kampfsport-Vorstellung vor der Bühne und das Ganze läuft ohne großartige Verletzungen ab.
Wie die Jahre davor bietet das Festival in Leipzig wieder einen Außenbereich mit Gastronomie und einer Karaoke-Bühne an. Im feinsten Kaiserwetter erklären mir Besucher beim Plausch, warum Hollywood Undead für sie teilweise sogar der einzige Grund sind, auf dieses Festival zu fahren. Auffällig ist, dass die Fürsprecher allesamt um die 20 Jahre alt sind. Abgesehen von der Live-Show bietet die Musik der Crossover-Band den Einstieg in die Szene und ihre einzelnen Subgenres. Hollywood Undead sind also in gewisser Weise das, was für mich früher Bands wie Linkin Park waren.
Neu dieses Jahr ist die Lonsdale-Stage, die allerdings ein Boxring statt einer klassischen Bühne ist. Die Zeit zwischen den Kämpfen nutzen unter anderem Defeater und Jesse Barnett für kleine Akustik-Sessions, allerdings ist der Sound eher suboptimal, da der Soundcheck der großen Bühnen die Stimmung doch merklich trübt. Auch die dicken Ringseile des hohen Box-Rings versperren den Blick auf die Künstler, hier ist also noch Luft nach oben für Verbesserungen.
Zweimal wurde sich wohl im Ring tatsächlich auch aufs Mäppchen gegeben, aber braucht es sowas wirklich? Der Trend geht ja ohnehin seit Jahren schon zum Kirmes-Charakter auf Festivals.
Schlussspurt mit Allem, was Rang und Namen hat! Callejon spielen eine erwartbare Show, Wasserbälle fliegen über die Köpfe des Publikums und überall erstrahlen Laser. Caliban sind mittlerweile so etabliert in der Szene, dass sich hier auch niemand so richtig traut, die Band wieder nach unten zu schieben. Beide Bands haben für mich leider musikalisch schon längst ihren Zenit überschritten, die Auftritte lassen mich recht kalt. Sowohl Callejon, Hollywood Undead als auch Caliban liefern aber jeweils gute Shows mit toller Stimmung und allerlei Effekten ab, für ein Festival also ganz ordentlich.
Die Donots als angenehmer Ausreißer in den Punkrock sind der wahre Anker, um bis zum Abend durchzuhalten. Die Gruppe zelebriert nun aktuell 25 Jahre Bandgeschichte und "gönnt sich" umgangssprachlich auch diesen Abend einfach das Publikum aus Leipzig, zu dem spätestens nach dem Highfield 2018 eine ganz besondere Verbindung herrscht.
Der wohl eigentliche Headliner für das Publikum über 25 Jahre sind Stick To Your Guns, die mit ihrer sehr gut sortierten Setlist maximal viel Energie vom Publikum abverlangen. Mit "I'd be long gone by now, lying in my bathtub." zollt Sänger Barnett den Anwesenden später noch Respekt. Die Härtesten haben zu diesen Zeitpunkt bereits 12 Stunden Programm in den Knochen.