Der erste Act des Wochenendes war dann Itchy auf der Zeltbühne, wo die Akustik leider absolut unterirdisch war. Zum Glück blieb das (mit einer Ausnahme) an diesem Wochenende mein einziger Besuch dort, denn bei einem derartig guten Line-Up kann man sich ja zumeist zwischen mehreren tollen Artists entscheiden - oder viel mehr muss man sich entscheiden. Vor dieses Problem wurden wir am Freitag, als das Hauptgelände eröffnete, gleich mehrere Male gestellt. Bei der ersten Überschneidung zwischen Boston Manor und Frank Carter entschieden wir uns für den sympathischen Redhead, welcher mit seinen Rattlesnakes in bester Manier das Festival offiziell für uns startete. Danach war dann aber auch sofort wieder Pause, da ein 30 Minuten andauernder Regenschauer das Gelände um den Eichenring in eine Matschwüste verwandelte, sodass The Kooks leider ausfielen. Dabei war diese Band eine meiner größten Prioritäten.
Da ich mich bei der Absage bereits vor der Bühne befand begab ich mich zur Mountain Stage zu Bury Tomorrow, welche mit ihrem Metalcore zum Frust abladen im Schlamm einluden! Dieses Angebot wurde auch von einigen unerschrockenen dankend angenommen. Direkt im Anschluss kam es auf der gleichen Bühne zu einem krassen Genrewechsel, denn Marsimoto folgte und hüllte das gesamte Gelände in Rauch. Irgendwelche Regrets, ihn über Ed Sheeran zu wählen? Nicht wirklich! Seine letzten 30 Minuten haben wir uns danach noch vom Rand aus angeschaut, bevor Kontra K. auf der River Stage den ereignisreichen Tag beendete.
Am Samstag kamen wir dann etwas schwerer in die Gänge, das erste Ziel war Montreal mit perfektem Pegel. Diese Band ist einfach Pflicht auf jedem Festival, da stimmte mal wieder alles. Anders als bei den Leoniden auf der Hauptbühne, denn da war die erste Welle doch ein wenig zu gut gefüllt. Die schiere Menge an Menschen vor der Bühne war aber auch sehr beeindruckend und sei den sympatischen Kielern gegönnt.
Nach kurzem Zwischenstopp am Zelt ging es zurück an selbigen Ort, um Turnstile live zu sehen. Auf diese Band hab ich mich sehr gefreut und wurde nicht enttäuscht! So eine spannende Band, die auch live zu überzeugen weiß. Anders als Avril Lavigne, die ich bereits eine Woche zuvor in Tschechien gesehen habe. Auch wenn der Auftritt auf dem Hurricane Festival besser war, war er trotzdem weit weg von atemberaubend. Es ist natürlich trotzdem ein Geschenk diese Ikone unserer Kindheit live zu sehen und dann auch noch auf ihrer Greatest Hits Tour. Aber Moshpits sucht man vergebens.
Umso mehr davon gab es dann aber beim Samstagsheadliner K.I.Z. Die hatten an diesem Wochenende nicht nur ein, sondern gleich zwei neue Alben im Gepäck. Dennoch entschieden sie sich dafür mit "Ein Affe und ein Pferd", "Urlaub fürs Gehirn", "Unterf***t und geistig behindert" und "Filmriss" die Setlist zu eröffnen und somit für den vielleicht gestörtesten Einstieg in ein Konzert, den ich je gesehen habe. Der Rest war dann gewohnter Abriss, mit einer tollen Show und sehr gut funktionierenden neuen Songs, welche hier ihre Livepremiere erlebten. Die Stimmung war der absolute Wahnsinn.
Die Matschsituation hatte sich bis dahin dann wieder etwas gebessert und so konnte der Sonntag voll angegriffen werden. Am letzten Festivaltag sind wir etwas früher aufs Gelände gekommen, um uns Deine Cousine und Paula Carolina anzuschauen. Erstere hatte mehr Leute vor der Bühne, als ich erwartet hätte und bekam von Fan Mitras die Show gestohlen, der für einen Song das Mic übernehmen durfte. Letztere zog auf der River Stage ihr Ding durch und bestätigte mir erneut meinen Glauben daran, dass diese Band irgendwann einmal richtig groß werden könnte, denn hier stimmt einfach alles: Energetische Musik, tolle Bühnenpräsenz, super Band - einfach eine absolute Empfehlung für alle, die sie noch nicht kennen.
Da bei Adam Angst bei mir dann etwas die Luft raus war, wurde ich von meiner Crew mit jeder Menge Bier wiederbelebt und erlebte somit die vielleicht schönsten Stunden, die ich auf einem Festival je erlebt habe. Eines der absoluten Highlights waren Sum 41 auf der gleichen Mainstage. Die sind ja dieser Tage auf Abschiedstour, weil sie sich Ende des Jahres auflösen werden. Wie sie uns exklusiv verrieten aber nicht, ohne nochmal ein paar Headliner Shows zu spielen. Alles andere wäre bei einer derart wichtigen Band auch traurig gewesen! Bei den genannten Acts kam auch erstmalig so richtig die Sonne raus und verpasste uns allen doch noch den obligatorischen Sonnenbrand.
Somit waren nur noch zwei Bands übrig. Deichkind machten den Abschluss auf der River Stage und mussten kurzfristig die Setlist wegen technischer Schwierigkeiten ihrer übertriebenen Show etwas anpassen. Das fiel der feierlustigen Meute aber eigentlich nicht auf, die Stimmung war absolut geisteskrank. Für viele dürfte dies der letzte Act des Wochenendes gewesen sein, anders kann ich mir diese unglaubliche Stimmung nicht erklären. Wahrscheinlich der beste Auftritt des ganzen Festivals. Zum Leidwesen von Sonntagsheadliner Bring Me The Horizon, denn irgendwie hatte kaum mehr jemand Kraft übrig für ihren Auftritt. Auch diese Band habe ich bereits eine Woche vorher gesehen und da ging ordentlich die Post hab. Hier merkte auch Sänger Oli Sykes, dass die Masse etwas durch ist. Das hielt ihn aber nicht davon ab, seinen Vater für einen Song auf der Bühne singen zu lassen. Neben der sehr krassen Bühnenshow definitiv das Highlight dieses Gigs.
Und dann war es vorbei. Das Hurricane Festival 2024 Geschichte. Mein Fazit: Es ist schon ein sehr großes, sehr durchkommerzialisiertes Major-Festival, das einem schnell zu viel werden kann. Charme und irgendwelche Zusatzangebote sucht man vergebens. Ansonsten aber schon eine solide Veranstaltung, sehr viele geile Auftritte, aber das Ganze hat halt auch seinen Preis. Aber auf genaueres werde ich im Herbst/Winter in einer ausführlichen Review zur Veranstaltung eingehen.
Falls ihr das Ganze jetzt auch nochmal visualisiert in aller Ausführlichkeit nacherleben wollt, dann findet ihr unten den Vlog vom Hurricane Festival 2024!
Wir seh'n uns im Pit!!