Knapp 12.000 Menschen waren bei der einzigen Deutschlandshow ihrer aktuellen Tour zu Gast, während Chappell Roan vor nicht einmal einem Jahr vor 400 Menschen im Berliner Frannz Club gespielt hat. Auf den Screens liefen im Stil einer Powerpoint-Präsentation bei vielen Songs die Texte mit – ein absoluter Fanservice, den das Publikum vielleicht gar nicht gebraucht hätte. Das war nämlich nicht nur text-, sondern auch tanzsicher. Spätestens beim Hit "HOT TO GO!" wurde einem bewusst, was für ein Phänomen Chappell Roan gerade ist und wie gut sie ihre Crowd unter Kontrolle hat: 12.000 Menschen performen ohne mit der Wimper zu zucken den viralen Tanz zum Titel.
Mit Ausnahme von einem Song spielte Chappell Roan nicht nur ihr gesamtes Debütalbum, sondern vor allem natürlich auch den Song, der sie so weit nach oben katapultiert hat: "Good Luck, Babe!" - einen unveröffentlichten Song "The Subway" hatte sie ebenfalls im Gepäck. Besonders beeindruckend war, dass die Songs oft eins zu eins wie auf dem Album klangen, trotz sehr leiser Backingvocals – das Mikrofon war definitiv AN und man merkte: Da steht ein richtiger Star auf der Bühne. Unterstützt wurde sie von ihrer all-female Live-Band.
Für jede Show vergibt Chappell Roan Mottos, die dem Publikum bei der Outfitwahl helfen sollen. Jedes Motto referenziert dabei einen Song von ihr. In Berlin war es, wie konnte es anders sein: "My Kink Is Karma". Und das Berliner Publikum hat natürlich abgeliefert und holte das Lack-und-Leder-Outfit aus dem Schrank. Auf Vorbands verzichtet Chappel Roan generell. Sie lädt sich zu all ihren Auftritten lokale Drag Queens ein, die auch dem Berliner Publikum bestens einheizten und unter anderem auf den "HOT TO GO!"-Tanz einstimmten. Die Message, die sich auch in Berlin durch den gesamten Abend zieht: Jede*r darf so sein, wie jede*r selbst sein will.
Text: Marvin Contessi & Jennifer Metaschk