GenreGPT - Ausgabe 7: Latin Metal
04.02.2025 | Moritz Zelkowicz

Das heutige Genre lässt leider wenig Interpretationsspielraum: Entweder irgendwelche Ottos oder Ottilien machen Metal auf lateinisch oder aber, sie mixen ernsthaft Metal und Latin Music.
Es ist natürlich letzteres und das in großer Tradition. Schon in den ersten Erfolgsphasen des großen Carlos Santana wurde dessen Werk als Latin Metal Pop bezeichnet und das bereits Ende der 70er Jahre.
Doch ehrlicherweise muss man sagen, der Siegeszug dieses Genres hat damals nicht stattgefunden. Er lässt bis heute auf sich warten. Auf den ersten Blick vielleicht besser so, doch Musik wird nicht durch Anschauen bewertet und das Reinhören macht Laune. Die Auswahl an im Latin Metal verorteten Bands ist äußerst gering, im englischsprachigen Raum minimal und im deutschsprachigen Raum quasi nicht vorhanden. Aber bei fehlender textlicher Affinität macht das gar nichts aus.
Das erste Objekt der Betrachtung ist die Band Ankla. Um den großen Torsten Sträter zu zitieren: „Lutsch’ mich rund und nenn mich Bärbel!“ Schwer in Worte zu fassen, was auf dem Album „Persistence“ genau vor sich geht. Man startet mit herrlichem Geklimper auf einer Konzertgitarre. Könnte 1:1 von den Gypsy Kings stammen. Weiter geht es mit defitigstem Metal Core, dem beim ersten Hören jegliche Finesse fehlt. Beim zweiten Hinhören hört man im Hintergrund eine Person, die schier um ihr Leben Bongos spielt. Und zwar in einem Tempo und Rhythmus, der einem Respekt zollen lässt. Und siehe da, je länger das Album läuft, desto mehr gerät eine eingerostete Hüfte in Shakiraesque Bewegungsmuster, ehe sie humorlos bricht. Nun sind wir nicht die größten Tänzer, können aber trotzdem festhalten, dieses Chaos hat Stil. Die Band Brujeria gilt als großer Vorreiter des Genres, kann aber außer dem „Macarena“-Latin-Metal-Cover „Marijuana“ wenig vorzeigen außer Crossover, der wie eine schwache Public Enemies Coverband klingt.
Die Band A.N.I.M.A.L. aus Buenos Aires macht da schon deutlich mehr für die Latin Metal Szene. Ihr Album „Fin de un mundo enfermo“ von 1994 fängt die lateinamerikanischen Rhythmen deutlich besser ein. Weniger Core, ein bisschen mehr Funk, aber eben in Moll, auch ein bisschen Trass, ein bisschen Punk auch ein bisschen Nu-Metal, aber eben im Latin Rahmen.
Es hat schon Gründe, warum diese Szene so groß ist wie sie ist, nämlich gar nicht groß. Aber trotzdem machen ein paar wenige Vertreter dieser Szene sehr witzige Musik, die sehr viel Liebe zum Detail erkennen lässt. Und andere machen es einem wirklich schwer, diese Szene auch nur zu respektieren. So ist das in der Nische.

Moritz Zelkowicz
Moritz deckt als Franke den Süden Deutschlands ab. Er versucht beständig Teil der Lügenpresse zu sein, ist aber ansonsten im Marketing tätig. Musikalisch ist er überall dabei, ob Punk, Core oder Rap, erlaubt ist, was gefällt.