Bruce Dickinson und "The Mandrake Project": Multitalent und Macher
16.03.2024 | Mark Schneider
Neunzehn Jahre liegt das letzte Soloalbum "Tyranny of Souls" des britischen Multitalents Bruce Dickinson bereits zurück. Neunzehn Jahre, in denen er mit Iron Maiden vier Studioalben veröffentlichte sowie mehrfach die ganze Welt bespielt hat, in denen er seine Autobiografie auch in deutscher Sprache auf den Markt brachte und in denen er sich leidenschaftlich der Kreation verschiedener Biersorten hingab, die man mittlerweile ebenfalls auf dem deutschen Markt bekommt und genießen kann. Neunzehn Jahre, in denen er den Krebs besiegte und seiner Leidenschaft als Pilot nachging. Nicht zuletzt wurde erst in diesem Jahr eine neu entdeckte Art der Stachelschwanzleguane ihm zu Ehren benannt. Gleiches geschah in der Vergangenheit schon bei Neuentdeckungen im Bereich der Riesenkrabbenspinnen und der Fliegen. Und das war noch lange nicht alles, was den Künstler und Mensch Bruce Dickinson an Projekten und Neuigkeiten umgibt. Iron Maiden und Bruce Dickinson sind und bleiben nicht nur in der Welt des Heavy Metal allgegenwärtig präsent. So überrascht es nicht, dass auch "The Mandrake Project" mit großer Spannung erwartet wurde und in vielen Hinsichten darüber zu sprechen ist.
Bruce Dickinson nutzt sein Soloprojekt zweifellos, um die mit Iron Maiden beschrittenen und nach wie vor unbeschreiblich erfolgreichen Pfade zu verlassen. Bereits die erste Single und Opener des Albums "Afterglow Of Ragnarok" schlägt in eine merklich düstere Kerbe und mündet darin, dass Bruce den Titel des Tracks in einer unerwartet dunklen Stimmlage ins Mikrofon brüllt. Dabei besteht sogar kurz das Risiko zu vergessen, dass hier einer der markantesten und unverkennbarsten Sänger der Metalwelt am Werk ist. Ein Risiko, das jeder auch nur ansatzweise melodisch angehauchte Refrain auf dieser Scheibe vergessen macht. Die Grundstimmung bleibt im Verlauf des Albums ähnlich düster und Bruce Dickinson scheint es wahrlich zu genießen sich musikalisch vollends auszutoben. Einen wirklichen roten Faden durch das Album sucht man dabei zwar vergebens, dem Gesamtbild der Platte schadet dieser Umstand jedoch genauso wenig wie im Verlauf von "The Mandrake Project" Langeweile oder Zweifel am Schaffen des Künstlers Paul Bruce Dickinson auftauchen.
So verwundert es wenig, dass die Vielseitigkeit der Stücke in so viele unterschiedliche Richtungen ausschlägt. In "Many Doors To Hell", "Rain On The Graves" oder "Sonata (Immortal Beloved)" lässt Bruce Dickinson die Stimme für ihn typisch dermaßen sirenenartig langgezogen in höhere Lagen schießen, dass kaum eine zuhörende Person in der Lage sein wird mitzuhalten. "Fingers In Wounds" kommt im Mittelteil mit orientalisch angehauchten Elementen um die Ecke, "Mistress of Mercy" nimmt gemeinsam mit dem Verlauf von "Shadow Of Gods" progressivere Positionen ein. Den größten Kontaktpunkt zu Iron Maiden selbst stellt "Eternity Has Failed" dar, der in leicht abgewandelter Ausführung der gleiche Song ist wie Iron Maidens "If Eternity Should Fail" und dabei die im zuletzt genannten Titel gefürchtete Sorge über den Verlauf der Zeit kurzerhand bestätigt. Und auch in "Resurrection Man" fällt der den britischen Heavy Metal-Ginganten zugeneigten Hörerschaft eine Wortwahl auf, die so schon einmal gehört wurde. Eine Ballade gibt es mit "Face In The Mirror" gratis dazu.
Am Ende steht ein fast eine Stunde andauerndes Gesamtwerk, welches wieder einmal unterstreicht: Bruce Dickinson ist mehr als Iron Maiden, Bierliebhaber oder Pilot. Er ist ein Künstler, der es liebt sich auszuprobieren und neue Wege zu gehen. Wenn das so gut gelingt wie auf "The Mandrake Project" bleibt inständig zu hoffen, dass die Ära des Paul Bruce Dickinson so schnell nicht enden möge.
Wertung
Was Bruce Dickinson anfasst, wird zumindest für mich beinahe immer richtig gut. Dass ich Iron Maiden für passabel empfinde, sieht man mir in meiner Freizeit nicht selten an und beim Blick in meinen Kühlschrank erblickt man nicht selten das Maskottchen der Band mit der Hopfengranate in der Hand. So habe ich auch "The Mandrake Projekt" schnell lieben und schätzen gelernt. Ein Album, auf dem es unglaublich viel zu hören gibt. Dass jedes Wort darauf durch die Stimme von Bruce Dickinson transportiert wird, kann bei mir einfach nur ankommen.
Mark Schneider
Mark kommt aus der wunderschönen, ländlichen Provinz zwischen Siegen und Marburg an der Lahn. Ob kleine Acts im Club oder Musikgiganten vor Tausenden: Besucht wird, was laut ist und Spaß macht! Dabei sind im Genre (fast) keine Grenzen gesetzt.