Buchrezension: Bela B Felsenheimer und "FUN"
19.02.2025 | Mark Schneider

Achtung: Bela B nimmt sowohl im Wortlaut als auch in der Beschreibung diverser Situationen und Handlungen kaum ein Blatt vor den Mund. Ein entsprechendender Warnhinweis findet sich dementsprechend auch vorne im Roman wieder. "FUN" ist daher definitiv kein Buch für Kinder und erst Recht mit Vorsicht zu genießen, wenn jemand entsprechende Erfahrungen selbst gemacht hat. Hier ist die klare Warnung angebracht.
In "FUN" geht es auf den ersten Blick um eine fiktive dem Deutschrock zuzuordnende Band namens nbl/nbl, die seit mindestens zwei Generationen die Massen begeistert. Bei nbl/nbl wissen, das wird bereits früh im Buch klar, nahezu alle Beteiligten, was los ist. Während der Chef-Security der Band ausgewählte Frauen (welche sich mindestens teilweise mit Fotos dafür bewerben) für die Feierlichkeiten hinter der Bühne vermittelt, werden dort diverse Drogen offen konsumiert und die Mitglieder der Gruppe haben ihren wohl verdienten Fun nach der Show. Was spricht schon dagegen? Die einzige weibliche Person im Kosmos der Band, die Tourmanagerin, versucht den Laden unter Kontrolle zu halten und geht davon aus, dass im Umgang mit den Gästen der After-Show-Partys schon alles einvernehmlich zugehen wird. Moment mal... Auch wenn uns allen diese Ausgangssituation mehr als bekannt vorkommt und auch wenn es mir sogar passiert ist, dass ich die zitierten Songzeilen von nbl/nbl vor allem aufgrund ihrer Inhalte sowie ihrer Aufmachung mit einer ganz bestimmten Stimme im Kopf gelesen habe, handelt es sich um eine betont fiktive Geschichte.
Die in "FUN" erzählte Geschichte zieht sich inhaltlich über eine Woche hin, beginnt am Montag und endet am Sonntag, dem Tag, an dem nbl/nbl ihre dritte ausverkaufte Show in Sasenheim spielen sollen. Die Kapitel springen zwischen den Erlebnissen der Bandmitglieder, dem Management, dem genannten Security Bassey und der Familie Sundermann hin und her. Während Mutter Liane einen Ausflug mit zwei Freundinnnen unternimmt, hat Vater Guido nicht nur sturmfrei, sondern vor allem auch Ambitionen bei seiner Azubine. Er ist Apotheker und versorgt unter anderem eine Freundin seiner Tochter (Oxy) gegen Gefälligkeiten mit Substanzen. Tochter Malia hat währenddessen ganz andere Pläne und möchte mit Oxy die Band etwas näher "kennenlernen", die beiden stehen dafür im Austausch mit Bassey.
Von Kapitel zu Kapitel werden die Probleme der Protagonist*innen zunehmend größer und die verschiedenen Handlungsstränge steuern auf den großen Knall zu, den ich hier nicht vorweg nehmen möchte. Nur so viel sei verraten: Ein kritisches Interview des Sängers Maler Meister und ein versendetes Handyvideo eines der beiden Schlagzeuger lenken zuerst einmal aus Sicht von nbl/nbl ungewollte Aufmerksamkeit auf die Band. Es folgt eine Anzeige, ein Besuch der Polizei (die den Umgang mit der Band für ein paar Selfies oder Gästelistenplätze aber größtenteils unkompliziert halten möchte) sowie diverse Aktionen in verschiedenen Lagern, die nicht gerade zur Beruhigung der Situation beitragen. So wie wir es aus dem echten Leben kennen, sind die drei Konzerte im Hockeystadion von Sasenheim natürlich trotzdem ausverkauft und die feiernde Masse vor der Bühne ahnt nicht, was im Hintergrund eigentlich alles los ist.
Ich empfand die durchlebte Woche im Buch als wirklich kurzweilig und habe die circa 370 Seiten in wenigen Tagen durchgelesen. Zwei Punkte sind mir dabei besonders aufgefallen: Zum einen schreibt Bela B in seinem Buch über eine Band in verschiedenen Situationen mit Sicherheit nicht nur fiktives, sodass vor allem die Begebenheiten hinter der Bühne mal mindestens im Bereich der Rahmenbedingungen wie Catering, Räumlichkeiten oder verschiedenen Abläufen aus erster Hand kommen werden. Zum anderen bleiben verschiedene humorbehaftete Situationen hängen, wie zum Beispiel eine Szene, in der die Figuren über Belas erstes Buch urteilen und dieses eher weniger gut finden. Zu guter Letzt werden sowohl die ärzte als auch Die Toten Hosen im Buch erwähnt, die aber nach Meinung der beurteilenden Person nach ihrer Fusion auch nicht mehr das sind, was sie einmal waren.

Mark Schneider
Mark kommt aus der wunderschönen, ländlichen Provinz zwischen Siegen und Marburg an der Lahn. Ob kleine Acts im Club oder Musikgiganten vor Tausenden: Besucht wird, was laut ist und Spaß macht! Dabei sind im Genre (fast) keine Grenzen gesetzt.