Caliban und "Back From Hell": Iain gut, alles gut?
18.04.2025 | Mark Schneider

Caliban kamen hier noch nie so richtig gut weg. Was im Zeitraum der Alben "The Awakening" oder "Say Hello To Tragedy" bis in etwa hin zu "Ghost Empire" zumindest von mir persönlich immens gefeiert wurde und immer so ein bisschen parallel zu Callejon stattfand, wurde anschließend eine in gesunder Regelmäßigkeit erscheinende, aber doch die Weiterentwicklung vermissen lassende Geschichte. Bis hin zu "Elements" stehen die Platten noch auf Vinyl gepresst in meinem Schrank (Spoiler: "Back From Hell" wird sich dazu gesellen), anschließend verlor ich auch aufgrund von ganz vielen neuen Einflüssen und Entdeckungen meinerseits mehr und mehr das Interesse. Mit "Dystopia" habe ich mich noch einmal näher beschäftigt, um eine Meinung für dieses Fanzine zu Papier zu bringen.
Ich bin ehrlich: "Back From Hell" landete, da ich die sozialen Medien der Band nicht weiter verfolgt habe, doch etwas überraschend in meinem Postfach. Als Fan der oben genannten Alben konnte ich es aber auch nicht lassen, das Album anzuhören und mir die Hintergrundinfos anzulesen. Kurz für euch zusammen gefasst: Caliban haben sich im Jahr 2022 von Bassist Marco Schaller getrennt und diese Position im Jahr 2024 mit Kenneth Iain Duncan neu besetzt. Diese Entscheidung ist im ersten Ergebnis in Form von "Back From Hell" ein Schritt, der vollkommen zurecht neues Interesse für diese Band entfachen kann, sie bei mir sogar bereits im ersten Durchlauf entfacht hat!
"Echoes", eine der vorab veröffentlichten Nummern, ist bereits seit dem 01. Oktober 2024 draußen. Auch wenn die ersten Sekunden so klingen wie zuvor aus reiner Gewohnheit erwartet, schlägt dann der erste Refrain umso mehr ein und legt die Qualität im neuen Sänger offen. Kenneth verändert durch seine Stimme, keine große Überraschung bei einem Positionswechsel für genau diese Parts, das gesamte Klangbild der zuvor immer zumindest ähnlich daher kommenden Refrains der Band. Und damit meine ich absolut ins Positive! Die Gedanken, die mir sofort durch den Kopf schießen, finden sich auch in den Kommentaren der Fans wieder. Dort wird der Sound als "Oldschool Caliban" bezeichnet sowie von "Oldschool Caliban Fans" als lange gewünscht gelobt. Kenneth und seine Stimme werden als großartige Ergänzung der Band bezeichnet, diese Aussage hat durchaus ihre Daseinsberechtigung.
"Back From Hell" umfasst dreizehn Titel inklusive Intro. Keine Große Überraschung, sogar fast schon Tradition ist die Tatsache, dass exakt einer davon, "Alte Seele", auf deutsch gesungen wird. Feature-Gäste gehören genauso dazu wie auf den vorherigen Alben auch, dieses Mal "Mental Cruelty", "The Browning" und "Fit For An Autopsy". Allesamt große Namen. Bis hierhin liest sich das zugegebenermaßen ziemlich exakt so wie die Beschreibung der zuvor erschienenen Alben von Caliban. Hört man nun jedoch genauer hin, ist "Back From Hell" trotzdem, auch über die beschriebene Veränderung im Gesang hinaus, irgendwie anders.
Für mich ist es "Insomnia" als fünfter Song, den ich als beispielhaften Anspieltipp platzieren möchte. Der Track bricht mit dem gewohnten Muster schon dadurch, dass bereits die erste Strophe etwas ruhiger und im klaren Gesang angegangen wird. Später gesellen sich elektronische Elemente und mit dem Refrain ein Paradebeispiel dafür dazu, wie Caliban und vor allem ihre Refrains ab "Back From Hell" klingen werden. Da auch das im Metalcore irgendwie notwendige Geknüppel nach circa zwei Dritteln des Titels seinen Platz findet, ein absolut runder Titel! Auf den ersten Blick ist viel von dem geblieben, was zuvor an Caliban kritisiert wurde. Die Band reicht uns jedoch mit "Back From Hell" die imaginäre Hand als Zeichen des Angebots, dem Album eine faire Chance zu geben. Ich persönlich mutiere durch dieses Album zwar nicht wieder zum Konzertgänger und Shirtträger der Band, ich weiß die neuerliche Entwicklung jedoch durchaus zu schätzen.
Wertung
Da schaffen es Caliban doch tatsächlich noch einmal, mich mehr als interessiert über ein gesamtes Album bei der Stange zu halten. Genug geschimpft, dieses Album hat seine Daseinsberechtigung und versetzt mich stellenweise in Zeiten zurück, als eins der größten Probleme im Leben noch der verpasste Bus auf den Berg war, auf dem die Schule stand. Erfreulich!

Mark Schneider
Mark kommt aus der wunderschönen, ländlichen Provinz zwischen Siegen und Marburg an der Lahn. Ob kleine Acts im Club oder Musikgiganten vor Tausenden: Besucht wird, was laut ist und Spaß macht! Dabei sind im Genre (fast) keine Grenzen gesetzt.