Concrete Lipstick und "Stuck": in your head
05.04.2025 | Dave Mante

Das Dresdner Trio Concrete Lipstick konnten in den letzten Jahren schnell zu einem Geheimtipp des 77s Punk werden. Ein Ruf, welcher sie immer weiter, auch über die Grenzen von Deutschland hinausträgt. 2024 erschien mit "Stuck" ihr zweites Album, welches nicht nur ihren Zug des Erfolges eine weitere Station nach vorne bringt, sondern auch qualitativ ziemlich überzeugen kann.
Nachdem das Intro verklungen ist, lässt sich bereits erhören, dass wir es mit einem sehr klassischen Punkalbum zu tun haben. Schnelles, energetisches Instrumental trifft auf kompakte, kritische Texte. So geht es im ersten Song „Tanzverbot“ zum Beispiel um einen Rundumschlag von abstrusen Dingen wie der Wahl eines Menschen wie Trump oder gar, dass eine bekannte Fastfoodkette eine Ratte frittieren, verkaufen und noch existieren kann. Dieses indirekt kritische Narrativ zieht sich in Songs wie dem Anti-Straßenpanzer-Song „SUV-Wanker“ oder „Steady Six Degrees“, welcher sich mit teilweise fragwürdigen Lebenswegen und Bier beschäftigt. Währenddessen wird uns jegliche Richtung des 77s präsentiert, die man sich vorstellen kann. Hauptsache schnell, etwas Rock 'n' Rollig und kurz. Das macht vor allem dann Spaß, wenn die Songs sofort ins Ohr gehen, wie der Titeltrack, welcher im Refrain mit seinem skandierten „STUCK“ zum Mitbrüllen einlädt.
Auch wenn vieles hier sehr ähnlich klingt, so spielen Concrete Lipstick gekonnt mit ihrem Sound und immer wieder bekommt man leichte Abwandlungen des Sounds zu hören, so ist „Magic Bag“ in den Strophen sehr zurückgefahren und dann im Refrain außerordentlich laut. Mit dem Closer „Percussive Maintenance“ unternimmt man dazu soundtechnisch noch ein paar echoende Ausflüge in Hard Rock und Heavy Metal und untermalt dies mit einem punktierten Gesang. Dazu kommt ein langsamer Rhythmus und ein laut gesprochener Gesang, worauf eine Bridge folgt, ich sage es mal so, das hätten Judas Priest in ihren besten Jahren auch nicht besser gemacht.
Wertung
„Stuck“ von Concrete Lipstick ist eine Blaupause für all die Menschen, die in das Genre des 77s Punk einsteigen wollen, aber nicht genau wussten, wo eigentlich. Und da die Zukunft der Musik und oft die wahre Qualität eines Genres in den Geheimtipps liegt, solltet ihr euch dieses Album anhören, wenn ihr schnellen, kompakten Punk, mit kritischen Texten haben wollt, bei denen man auch gern mal um die Ecke denken muss.

Dave Mante
Aufgewachsen zwischen Rosenstolz und den Beatles hört sich Dave mittlerweile durch die halbe Musikwelt, egal ob brettharter Hardcore, rotziger Deutschpunk, emotionaler Indie oder ungewöhnlicher Hip Hop, irgendwas findet sich immer in seinen Playlisten. Nebenbei studiert er Kunstgeschichte, schlägt sich die Nächte als Barkeeper um die Ohren oder verflucht Lightroom, wenn er das gerade fotografierte Konzert aufarbeitet.